Schwäbische Zeitung (Tettnang)
So lief der erste Termin im Testzentrum
Mit elf Anmeldungen ist die Nachfrage noch verhalten – Ablauf dauert wenige Minuten
TETTNANG - Wie in einigen anderen Kreisgemeinden ist seit Montag auch in Tettnang ein kommunales Corona-Schnelltestzentrum in Betrieb. In Zusammenarbeit mit dem Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bietet die Stadt die Möglichkeit, sich zweimal wöchentlich kostenlos testen zu lassen. Bislang gilt das Angebot für bestimmte Personengruppen, der Andrang zum Start war mit elf Terminreservierungen verhalten. „Spätestens zu Ostern rechnen wir aber mit einer hohen Nachfrage, weil dann die Menschen unbesorgt zusammenkommen wollen“, vermutet Bianka Cichon vom DRK, die das kommunale Testzentrum in der DRK-Geschäftsstelle federführend organisiert hat.
Die Helfer des DRK, die an diesem ersten Termin Dienste übernommen haben, haben mehrere Vermutungen, warum noch wenige Testwillige kommen. Außer der persönlichen Sicherheit gebe es im Moment kaum konkrete Nutzen für einen tagesaktuellen Test, so Bianka Cichon. Auch der enge Zuschnitt auf bestimmte Personengruppen könnte eine Rolle spielen. Judith Maier, Sprecherin der Stadt, schreibt dazu auf Anfrage folgendes: „Tests für weitere Personengruppen, darunter sogenannte Bürgertests, sind derzeit noch nicht Bestandteil der landesseitigen Teststrategie und damit der freiwilligen kommunalen Teststrukturen. Daher halten wir uns in Tettnang an die aktuellen Vorgaben und testen nur die bisher vorgesehen Personengruppen. Im Moment bekommen wir nur das Kontingent der kostenlosen Schnelltests für bestimmte Personengruppen, und nicht für alle Bürger.“Ein dritter Grund könnte sein, dass das Angebot noch nicht so bekannt ist, vermuten die DRK-Helfer.
Insgesamt stehen bis Ende März jede Woche 250 Tests zur Verfügung. Das entspricht der Kapazität, die im DRK-Ortsverein geleistet werden kann – schließlich läuft die gesamte Struktur mit ehrenamtlichen Helfern. Insgesamt hat die Stadt aus der Landesreserve rund 6500 Tests bekommen, so dass möglicherweise die Testkapazität ausgeweitet werden könne, sollte der Bedarf da sein und die Landestestverordnung weitere Personengruppen vorsehen, so Judith Maier. Auch ein Umzug ins Foyer der Stadthalle wäre möglich.
Kernstück des Testzentrums in der DRK-Geschäftsstelle ist etwas, das man gar nicht sieht: Eine Software, die Klaus Herberth vom DRKOrtsverein
in einer Nachtschicht selbst programmiert hat. Mit diesem Tool werden nicht nur die Termine für die Tests vereinbart. Die Anwendung sorgt auch dafür, dass Anmeldung und Testergebnis zusammengebracht werden und das Ergebnis per E-Mail an die Getesteten übermittelt wird. Deshalb muss niemand in den Räumen des DRK auf das Ergebnis warten, so ist die Verweildauer im Testzentrum kurz – laut Bianka Cichon können bei einem reibungslosen Ablauf sieben Tests pro Viertelstunde abgenommen werden.
Bevor es an diesem Montag losgeht, lassen sich die Helfer in den Ablauf einweisen: Am Eingang wird eine Anmeldung entgegengenommen. Die nächste Station ist dann schon der Abstrich. Zur Anwendung kommen Antigen-Schnelltests, in Tettnang geht es mit dem Teststäbchen durch die Nase bis zur Rachenwand, weil dort die mögliche Virenlast am größten ist. Im Ortsverein können einige Mitglieder die Tests durchführen, sie haben durch den DRK-Kreisverband eine Schulung bekommen. Ein dritter Helfer nimmt den Teststreifen entgegen und ermittelt das Ergebnis für die Weitergabe. „Den Termin heute nutzen wir natürlich auch, um den Ablauf zu erproben“, erklärt Bianka Cichon, die zuversichtlich ist, dass sich das Prozedere schnell einspielt.
Der erste Beigeordnete Gerd Schwarz ist über die Zusammenarbeit mit dem DRK froh. Zusammen mit seiner Kollegin Katrin Weber schaut er kurz vor Beginn vorbei und bedankt sich: „Wir könnten das mit städtischem Personal nicht stemmen und freuen uns, dass wir das mit einem Verein vor Ort realisieren konnten – und auch noch so schnell“, sagt er. Umgekehrt ist man auch im Ortsverein glücklich, endlich mal wieder eine Aufgabe außer der Blutspende zu haben. Laut Bianka Cichon kämen verstärkt auch andere Institutionen mit der Frage auf das DRK zu, ob der Ortsverein bei ihnen Tests durchführen könne.
Und dann geht es los. Halvor Klug kommt als erster dran. Er gibt seine Anmeldeunterlagen ab, nimmt vor dem geöffneten Fenster Platz. Während des Abstrichs zuckt er kaum mit der Wimper, nur das rechte Auge tränt ein wenig. Warum er sich testen lässt? Er wolle vier Wochen in den Norden fahren, um bei einem Umzug zu helfen, sagt der Tettnanger. „Das gibt mir einfach Sicherheit“, sagt er zu seinem ersten Test. Nach wenigen Minuten ist Halvor Kluge wieder draußen und kann seine Reise in den Norden beruhigt antreten.