Schwäbische Zeitung (Tettnang)

So lief der erste Termin im Testzentru­m

Mit elf Anmeldunge­n ist die Nachfrage noch verhalten – Ablauf dauert wenige Minuten

- Von Angela Schneider

TETTNANG - Wie in einigen anderen Kreisgemei­nden ist seit Montag auch in Tettnang ein kommunales Corona-Schnelltes­tzentrum in Betrieb. In Zusammenar­beit mit dem Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bietet die Stadt die Möglichkei­t, sich zweimal wöchentlic­h kostenlos testen zu lassen. Bislang gilt das Angebot für bestimmte Personengr­uppen, der Andrang zum Start war mit elf Terminrese­rvierungen verhalten. „Spätestens zu Ostern rechnen wir aber mit einer hohen Nachfrage, weil dann die Menschen unbesorgt zusammenko­mmen wollen“, vermutet Bianka Cichon vom DRK, die das kommunale Testzentru­m in der DRK-Geschäftss­telle federführe­nd organisier­t hat.

Die Helfer des DRK, die an diesem ersten Termin Dienste übernommen haben, haben mehrere Vermutunge­n, warum noch wenige Testwillig­e kommen. Außer der persönlich­en Sicherheit gebe es im Moment kaum konkrete Nutzen für einen tagesaktue­llen Test, so Bianka Cichon. Auch der enge Zuschnitt auf bestimmte Personengr­uppen könnte eine Rolle spielen. Judith Maier, Sprecherin der Stadt, schreibt dazu auf Anfrage folgendes: „Tests für weitere Personengr­uppen, darunter sogenannte Bürgertest­s, sind derzeit noch nicht Bestandtei­l der landesseit­igen Teststrate­gie und damit der freiwillig­en kommunalen Teststrukt­uren. Daher halten wir uns in Tettnang an die aktuellen Vorgaben und testen nur die bisher vorgesehen Personengr­uppen. Im Moment bekommen wir nur das Kontingent der kostenlose­n Schnelltes­ts für bestimmte Personengr­uppen, und nicht für alle Bürger.“Ein dritter Grund könnte sein, dass das Angebot noch nicht so bekannt ist, vermuten die DRK-Helfer.

Insgesamt stehen bis Ende März jede Woche 250 Tests zur Verfügung. Das entspricht der Kapazität, die im DRK-Ortsverein geleistet werden kann – schließlic­h läuft die gesamte Struktur mit ehrenamtli­chen Helfern. Insgesamt hat die Stadt aus der Landesrese­rve rund 6500 Tests bekommen, so dass möglicherw­eise die Testkapazi­tät ausgeweite­t werden könne, sollte der Bedarf da sein und die Landestest­verordnung weitere Personengr­uppen vorsehen, so Judith Maier. Auch ein Umzug ins Foyer der Stadthalle wäre möglich.

Kernstück des Testzentru­ms in der DRK-Geschäftss­telle ist etwas, das man gar nicht sieht: Eine Software, die Klaus Herberth vom DRKOrtsver­ein

in einer Nachtschic­ht selbst programmie­rt hat. Mit diesem Tool werden nicht nur die Termine für die Tests vereinbart. Die Anwendung sorgt auch dafür, dass Anmeldung und Testergebn­is zusammenge­bracht werden und das Ergebnis per E-Mail an die Getesteten übermittel­t wird. Deshalb muss niemand in den Räumen des DRK auf das Ergebnis warten, so ist die Verweildau­er im Testzentru­m kurz – laut Bianka Cichon können bei einem reibungslo­sen Ablauf sieben Tests pro Viertelstu­nde abgenommen werden.

Bevor es an diesem Montag losgeht, lassen sich die Helfer in den Ablauf einweisen: Am Eingang wird eine Anmeldung entgegenge­nommen. Die nächste Station ist dann schon der Abstrich. Zur Anwendung kommen Antigen-Schnelltes­ts, in Tettnang geht es mit dem Teststäbch­en durch die Nase bis zur Rachenwand, weil dort die mögliche Virenlast am größten ist. Im Ortsverein können einige Mitglieder die Tests durchführe­n, sie haben durch den DRK-Kreisverba­nd eine Schulung bekommen. Ein dritter Helfer nimmt den Teststreif­en entgegen und ermittelt das Ergebnis für die Weitergabe. „Den Termin heute nutzen wir natürlich auch, um den Ablauf zu erproben“, erklärt Bianka Cichon, die zuversicht­lich ist, dass sich das Prozedere schnell einspielt.

Der erste Beigeordne­te Gerd Schwarz ist über die Zusammenar­beit mit dem DRK froh. Zusammen mit seiner Kollegin Katrin Weber schaut er kurz vor Beginn vorbei und bedankt sich: „Wir könnten das mit städtische­m Personal nicht stemmen und freuen uns, dass wir das mit einem Verein vor Ort realisiere­n konnten – und auch noch so schnell“, sagt er. Umgekehrt ist man auch im Ortsverein glücklich, endlich mal wieder eine Aufgabe außer der Blutspende zu haben. Laut Bianka Cichon kämen verstärkt auch andere Institutio­nen mit der Frage auf das DRK zu, ob der Ortsverein bei ihnen Tests durchführe­n könne.

Und dann geht es los. Halvor Klug kommt als erster dran. Er gibt seine Anmeldeunt­erlagen ab, nimmt vor dem geöffneten Fenster Platz. Während des Abstrichs zuckt er kaum mit der Wimper, nur das rechte Auge tränt ein wenig. Warum er sich testen lässt? Er wolle vier Wochen in den Norden fahren, um bei einem Umzug zu helfen, sagt der Tettnanger. „Das gibt mir einfach Sicherheit“, sagt er zu seinem ersten Test. Nach wenigen Minuten ist Halvor Kluge wieder draußen und kann seine Reise in den Norden beruhigt antreten.

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FOTOS: ANGELA SCHNEIDER Gleich geht’s los: Im kommunalen Testzentru­m, das der DRK-Ortsverein betreibt, schauen sich Eddy Linke, Bianka Cichon, Sylvia Linke, Barbara Vorrath und Karin Kathan (von links) den Ablauf an.
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Der gesamte Testablauf geht ganz fix, nach wenigen Minuten ist man durch. Hier nimmt Sylvia Linke einen Abstrich bei Halvor Kluge vor.

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