Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Weltgebetstag 2021 mit dem Motto „Worauf bauen wir?“
Frauen aus dem Inselstaat Vanuatu gestalten den Gottesdienst – In ihrem Land sind sie weiterhin benachteiligt
NEUKIRCH (sz) - Immer am ersten Freitag im März treffen sich jedes Jahr Frauen zum Weltgebetstag– dieses Jahr trotz Corona. Auch bei der Seelsorgeeinheit Argental hatten sich 34 Frauen und zwei Männer zu einer Gebetsgemeinschaft eingereiht und feierten ihren Gottesdienst in der Kirche in Neukirch mit Texten, Liedern und Gebeten, die Frauen aus Vanuatu unter dem Leitwort „Worauf bauen wir?“vorbereitet hatten.
Die Frauen aus Vanuatu ermutigten die Gottesdienstbesucher, ihr Leben auf den Worten Jesu aufzubauen. Sie sollten der felsenfeste Grund für alles menschliche Handeln sein. „Denn nur das Haus, das auf festem Grund gebaut ist, würden Stürme nicht einreißen“, heißt es in der Bibelstelle.
Das Titelbild zum Weltgebetstag zeigte eine Mutter mit Kind, als der Sturm Zyklon Pam 2015 über Vanuatu hinwegzog und weite Teile des Landes zerstörte. Zu sehen ist eine Frau, die sich schützend über ihr kleines Kind beugt und betet. Während der
Sturm über Frau und Kind hinwegfegt, schützt eine Palme mit kräftigen Wurzeln die beiden vor dem Sturm, heißt es in der Mitteilung.
Die Stellung der Frau in Vanuatu ist noch sehr traditionell. Sie kümmert sich um Leben und Überleben der Familie, um Essen, Kinder und
Pflege der Angehörigen. Auf sogenannten Mammas-Märkten verkaufen viele Frauen das, was sie erwirtschaften können. Dahzu gehören Gemüse, Obst, gekochtes Essen und einfache Näharbeiten.
Die Gleichberechtigung von Mann und Frau stehe zwar auf dem
Papier. In der Realität treffen aber die Männer die Entscheidungen. Frauen hätten nichts zu sagen. Sie erfahren oft häusliche Gewalt, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Seit der Unabhängigkeit 1980 sind nur fünf Frauen im Parlament und nur drei Prozent der Frauen in höheren Führungspositionen.
Zum Gottesdienst gehörte auch die Kollekte. Mit einer Summe von 398 Euro, die die Frauen am Ende des Gottesdienstes in das aufgestellte Körbchen am Eingang einwarfen, können sie ihren finanziellen Beitrag für über 100 Projekte leisten, die das Weltgebetstagskomitee initiiert hat.
„Diese Projekte sollen die Lebensumstände von Frauen und Mädchen im Bereich Teilhabe, Bildung, Gesundheit, wirtschaftliche Eigenständigkeit, Frauenperspektiven in Kirche verbessern“, heißt es in der Mitteilung. Die Liturgie für den nächsten Weltgebetstags-Gottesdienst im Jahr 2022 wird aus England, Wales und Nordirland kommen.