Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Corona und die Folgen: Freundeskreis Asyl appelliert im Sinne der Kinder
Die Auswirkungen der Pandemie treffen die Schwächsten besonders – diese Vermutung bewahrheitet sich insofern, als die Situation der Flüchtlinge hierzulande aus dem Blick zu geraten droht. Nicht so bei Sieglinde Bernhard, die als Ansprechpartnerin im hiesigen Freundeskreis Asyl sagt: „Der harte Kern der Helfer hat die Familien weiterhin im Auge behalten“.
Also jene, bei denen schon vor Corona eine persönliche Verbundenheit gewachsen war. Vorwiegend um die Kinder haben sie sich seit dem Frühjahr 2020 gekümmert. „Sie waren mit dem Homeschooling völlig überfordert“, ist Sieglinde Bernhards Beobachtung. Von den deutschen Freunden sei daher vor allem Unterstützung dabei gekommen, die Sprache nicht zu verlieren.
Damit korrespondiert das Anliegen des hiesigen Freundeskreises Asyl, dass die Schüler mit Fluchthintergrund an der Notbetreuung der Schulen und an der „Sommerschule“teilnehmen können sowie die notwendigen Endgeräte bereitgestellt werden. Nur so können die Benachteiligungen zumindest gelindert werden
„Es ist gerade eine ganz schwierige Situation“– diese Erkenntnis bezieht sich auf den Austausch mit den Flüchtlingen, aber auch untereinander und zu den kooperierenden Partnern. Eine gute Zusammenarbeit ist es Sieglinde Bernhard zufolge mit Melissa Gülenoglu. Mit Kathrin Warth als Nachfolgerin von Julia Frey können sich die Bande jetzt erst knüpfen lassen. Erfreuliches und Verstörendes berichtet Bernhard von und für jene, die eine Ausbildung im Handwerk begonnen haben. So seien im Vorjahr „einige Erfolge“zu verzeichnen gewesen – sei es bei Zwischenprüfungen als auch bei einer Abschlussprüfung im Schreinerhandwerk.
Allerdings drohe dieser Tage auch eine Abschiebung bei einem Auszubildenden im zweiten von drei Lehrjahren, der keine Ausbildungsduldung bekommen habe.
Bei Deutsch-Kursen sei alles auf Online-Angebote konzentriert, wofür so mancher Flüchtling gar nicht die technische Voraussetzung habe. Ganz grundsätzlich sei es schwieriger geworden, sich auszutauschen. Niederschwellige Plattformen wie das Begegnungscafé am Ort werden coronabedingt nicht mehr angeboten. Eine Folge könne der Rückzug in die eigene Ethnie sein, weiß Sieglinde Bernhard.
Und noch eine Beobachtung: Unverändert schwierig stelle sich die Problematik Wohnungsmarkt dar. Mit der Folge: Der Hilfebedarf ist groß, die Unterstützung durch neue Mitstreiter willkommen. Wer sich informieren will, findet auf der Gemeinde-Homepage (Bereich wohnen-soziales) eine Anlaufstelle und Telefonnummer. (rwe)