Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Aus Überzeugun­g in die große Politik

Klaus Hoher will bei der Landtagswa­hl sein Mandat für die FDP verteidige­n

- Von Barbara Baur

BODENSEEKR­EIS - Klaus Hoher ist kein Politiker, sondern ein Überzeugun­gstäter. So bezeichnet sich der 52-Jährige zumindest selbst. Er ist vor fünf Jahren für die FDP in den Landtag von Baden-Württember­g eingezogen. Nun will er erneut den Wahlkreis Bodensee in Stuttgart vertreten.

„Als ich gewählt worden bin, war das erstmal total verrückt“, sagt er rückblicke­nd. Es habe ihn sehr beeindruck­t, nach Stuttgart zu fahren und in der großen Politik mitwirken zu dürfen. „Ich bin ein ganz normaler Bürger aus Grasbeuren, ein Gemeindera­t“, sagt der Landwirt und Gastronom. Die Abläufe im Landtag habe er erst einmal kennenlern­en müssen, gucken, wie der Hase läuft. Auf Befindlich­keiten nehme er dabei keine Rücksicht. „Mit meiner direkten Art sorge ich für Verwirrung“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Aber ich hatte noch nie einen Dienstherr und mache mir nichts aus der Position von Leuten. Ich rede mit dem Fahrer genau gleich, wie mit dem Minister. Ich bin eher der DuTyp.“

Durch seine Arbeit als Landtagsab­geordneter hat sich seine eigene Perspektiv­e aufs Land verändert. Er habe gelernt, dass es für die Politik viele Rahmenbedi­ngungen gebe und dass man seine Ziele oft nicht einfach so umsetzen kann, wie man es sich vorstellt. Manche Gesetze würde er gerne einstampfe­n und neu machen, um sie auf die aktuellen Bedürfniss­e anzupassen. „Es gibt eine hohe Kriminalit­ät im Netz und wir haben ein Gesetz, das vor 50 Jahren

LANDTAGSWA­HLEN 2021

vielleicht mal richtig war. Aber nur durchs Flicken wird es nicht besser“, sagt er. Man müsse sich dann nicht wundern, wenn es viele Lücken gebe.

Die Arbeit in der Opposition empfindet Hoher als sehr spannend und wichtig. Über Anfragen und Anträge kontrollie­re die Opposition die Regierung und zeige deren Fehler auf. „Kurz nach der grün-schwarzen Regierungs­bildung haben wir gefordert, 200 Amtstierär­zte einzustell­en. Stattdesse­n wurden 200 Stellen im Umweltmini­sterium geschaffen“, sagt Hoher. „Wir können es nicht der Soko Tierschutz überlassen, dass sie in die Betriebe einbricht, um Misstände offenzuleg­en“, sagt er. Veterinäre seien gefragt, um Schlachthö­fe und landwirtsc­haftliche Betriebe zu kontrollie­ren. Es gehe ihm nicht um die Gängelung von Berufskoll­egen, sondern darum, schwarze Schafe aufzudecke­n. Bei der aktuellen Personalsi­tuation in Baden-Württember­g werde ein Betrieb aber nur alle 19 Jahre kontrollie­rt. „Dabei hat der Staat die Aufgabe, die Umsetzung zu kontrollie­ren. Es geht um Lebewesen“, sagt Hoher.

Sein wichtigste­s Thema: ein Verbot von Aquakultur­en im Bodensee. Das hat er sich schon vor fünf Jahren auf die Fahnen geschriebe­n. Er kritisiert, dass zwar die Internatio­nale Bodensee-Konferenz (IBK) dies zwar festgelegt, es aber in den Anrainerlä­ndern keine entspreche­nde Gesetzesgr­undlagen gibt. Hoher ist überzeugt davon, dass eine Aquakultur negative Auswirkung­en auf das offene Gewässer und den Trinkwasse­rspeicher hat. Gefahr zu laufen, dass der See verunreini­gt wird, nur damit ein Betrieb Gewinn erzielen kann, will er nicht. „Ich bin nicht beratungsr­esistent. Wenn mir jemand zeigt, dass die Anlage 100-prozentig sicher wäre, würde ich vielleicht mitgehen“, sagt er. Bislang habe er aber nicht überzeugt werden können.

Andere zentrale Themen sind für ihn die langfristi­ge Sicherung des Flughafens und der Messe in Friedrichs­hafen, der Erhalt des Standorts für den Rettungshu­bschrauber und die Modernisie­rung der Bodenseegü­rtelbahn. Seiner Ansicht nach wären dafür Züge mit Hybrid-Antrieb die geeignete Lösung. Der Vorteil sei, dass diese Technik sofort eingesetzt werden könnte und gleichzeit­ig weniger Emissionen verursache­n würde. „Aber er bestellt Dieselloks“, sagt Hoher über Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne). Hoher trat 2002 in die FDP ein. „Damals wurde Rot-Grün im Bund bestätigt. Der Linksruck war mir zu stark, ich wollte gegensteue­rn“, sagt er. Die Politik könne nicht immer nur Geld ausgeben und verteilen, wenn nichts hereinkomm­e. Deshalb habe er eine Partei gesucht, bei der Wirtschaft­lichkeit auch eine Rolle spielt. Die FDP vertrete seine freiheitli­chliberale­n Werte am besten. Farben, sagt er, spielen für ihn aber ohnehin keine Rolle. „Ich setze mich für manche grüne Themen stärker ein als die Grünen.“Für die Landtagswa­hl am 14. März hofft er persönlich auf „15 plus X Prozent“im Bodenseekr­eis. Auf Landeseben­e würde er sich über ein zweistelli­ges Ergebnis für die FDP freuen.

Alle Kandidatin­nen und Kandidaten zur Landtagswa­hl vom Bodensee Videointer­view unter www.schwaebisc­he.de/ kandidaten­fragen im

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FOTO: AT Klaus Hoher.

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