Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Aus Überzeugung in die große Politik
Klaus Hoher will bei der Landtagswahl sein Mandat für die FDP verteidigen
BODENSEEKREIS - Klaus Hoher ist kein Politiker, sondern ein Überzeugungstäter. So bezeichnet sich der 52-Jährige zumindest selbst. Er ist vor fünf Jahren für die FDP in den Landtag von Baden-Württemberg eingezogen. Nun will er erneut den Wahlkreis Bodensee in Stuttgart vertreten.
„Als ich gewählt worden bin, war das erstmal total verrückt“, sagt er rückblickend. Es habe ihn sehr beeindruckt, nach Stuttgart zu fahren und in der großen Politik mitwirken zu dürfen. „Ich bin ein ganz normaler Bürger aus Grasbeuren, ein Gemeinderat“, sagt der Landwirt und Gastronom. Die Abläufe im Landtag habe er erst einmal kennenlernen müssen, gucken, wie der Hase läuft. Auf Befindlichkeiten nehme er dabei keine Rücksicht. „Mit meiner direkten Art sorge ich für Verwirrung“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Aber ich hatte noch nie einen Dienstherr und mache mir nichts aus der Position von Leuten. Ich rede mit dem Fahrer genau gleich, wie mit dem Minister. Ich bin eher der DuTyp.“
Durch seine Arbeit als Landtagsabgeordneter hat sich seine eigene Perspektive aufs Land verändert. Er habe gelernt, dass es für die Politik viele Rahmenbedingungen gebe und dass man seine Ziele oft nicht einfach so umsetzen kann, wie man es sich vorstellt. Manche Gesetze würde er gerne einstampfen und neu machen, um sie auf die aktuellen Bedürfnisse anzupassen. „Es gibt eine hohe Kriminalität im Netz und wir haben ein Gesetz, das vor 50 Jahren
LANDTAGSWAHLEN 2021
vielleicht mal richtig war. Aber nur durchs Flicken wird es nicht besser“, sagt er. Man müsse sich dann nicht wundern, wenn es viele Lücken gebe.
Die Arbeit in der Opposition empfindet Hoher als sehr spannend und wichtig. Über Anfragen und Anträge kontrolliere die Opposition die Regierung und zeige deren Fehler auf. „Kurz nach der grün-schwarzen Regierungsbildung haben wir gefordert, 200 Amtstierärzte einzustellen. Stattdessen wurden 200 Stellen im Umweltministerium geschaffen“, sagt Hoher. „Wir können es nicht der Soko Tierschutz überlassen, dass sie in die Betriebe einbricht, um Misstände offenzulegen“, sagt er. Veterinäre seien gefragt, um Schlachthöfe und landwirtschaftliche Betriebe zu kontrollieren. Es gehe ihm nicht um die Gängelung von Berufskollegen, sondern darum, schwarze Schafe aufzudecken. Bei der aktuellen Personalsituation in Baden-Württemberg werde ein Betrieb aber nur alle 19 Jahre kontrolliert. „Dabei hat der Staat die Aufgabe, die Umsetzung zu kontrollieren. Es geht um Lebewesen“, sagt Hoher.
Sein wichtigstes Thema: ein Verbot von Aquakulturen im Bodensee. Das hat er sich schon vor fünf Jahren auf die Fahnen geschrieben. Er kritisiert, dass zwar die Internationale Bodensee-Konferenz (IBK) dies zwar festgelegt, es aber in den Anrainerländern keine entsprechende Gesetzesgrundlagen gibt. Hoher ist überzeugt davon, dass eine Aquakultur negative Auswirkungen auf das offene Gewässer und den Trinkwasserspeicher hat. Gefahr zu laufen, dass der See verunreinigt wird, nur damit ein Betrieb Gewinn erzielen kann, will er nicht. „Ich bin nicht beratungsresistent. Wenn mir jemand zeigt, dass die Anlage 100-prozentig sicher wäre, würde ich vielleicht mitgehen“, sagt er. Bislang habe er aber nicht überzeugt werden können.
Andere zentrale Themen sind für ihn die langfristige Sicherung des Flughafens und der Messe in Friedrichshafen, der Erhalt des Standorts für den Rettungshubschrauber und die Modernisierung der Bodenseegürtelbahn. Seiner Ansicht nach wären dafür Züge mit Hybrid-Antrieb die geeignete Lösung. Der Vorteil sei, dass diese Technik sofort eingesetzt werden könnte und gleichzeitig weniger Emissionen verursachen würde. „Aber er bestellt Dieselloks“, sagt Hoher über Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Hoher trat 2002 in die FDP ein. „Damals wurde Rot-Grün im Bund bestätigt. Der Linksruck war mir zu stark, ich wollte gegensteuern“, sagt er. Die Politik könne nicht immer nur Geld ausgeben und verteilen, wenn nichts hereinkomme. Deshalb habe er eine Partei gesucht, bei der Wirtschaftlichkeit auch eine Rolle spielt. Die FDP vertrete seine freiheitlichliberalen Werte am besten. Farben, sagt er, spielen für ihn aber ohnehin keine Rolle. „Ich setze mich für manche grüne Themen stärker ein als die Grünen.“Für die Landtagswahl am 14. März hofft er persönlich auf „15 plus X Prozent“im Bodenseekreis. Auf Landesebene würde er sich über ein zweistelliges Ergebnis für die FDP freuen.
Alle Kandidatinnen und Kandidaten zur Landtagswahl vom Bodensee Videointerview unter www.schwaebische.de/ kandidatenfragen im