Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Außenanlagen der Kita Kehlen: hier Kostensteigerung, dort Einsparung
Vergabesumme von 424 000 Euro: 20 000 Euro sollen es weniger werden – Knappe Mehrheit im Gemeinderat, das Budget zu erhöhen
KEHLEN - Wie umgehen mit der Kostensteigerung bei den Außenanlagen der neuen Kindertagesstätte in Kehlen? Diese Frage haben die Gemeinderäte in der jüngsten Sitzung für sich unterschiedlich beantwortet. In einer knappen Abstimmung fand sich eine Mehrheit für die Auftragsvergabe. Mindestens 20 000 Euro sollen allerdings gegenüber der Vergabesumme von 424 000 Euro eingespart werden.
In der Sitzung im Bildungszentrum stellte Landschaftsarchitekt Christian Seng vom Büro 365° freiraum+umwelt die mit dem Konzept verbundenen Kosten vor. Im September hatte das Ratsgremium für die Außenanlagen in der Hügelstraße ein Budget von 384 000 Euro brutto freigegeben. Das günstigste der drei eingegangenen Angebote stammt von der Firma Börner Gartenund Landschaftsbau aus Lindau und belief sich auf 424 340 Euro.
Was das Budget um 40 416 Euro (gleichsam 10,5 Prozent) überschritt. „Das Ergebnis ist es wert, darüber mit ihm zu diskutieren“– so hatte Ortsbaumeister Axel Beutner das Wort an den Planer übergeben.
Und so sollte es auch kommen: Zuvor aber hielt Seng Vorschläge bereit, getreu seiner ehrlichen Auskunft: „Dann fallen Dinge weg.“Eine ganze Palette an Einsparmöglichkeiten führte er auf – beginnend damit, dass die Mülleinhausung entfallen könnte. Rund 10 500 Euro ließen sich sparen, wenn statt der Holzeinhausung eine Hecke gepflanzt würde – freilich verbunden mit einem höheren Pflegeaufwand.
Und so war es ein Für und Wider in etlichen Details – etwa bei der Fassadenverkleidung des Gerätehauses. Würde sie nicht jener des Hauptgebäudes entsprechen, wären es rund 5300 Euro weniger. Oder bei den 10 000 Euro für eine Rutsche mit Holzpodest, bei den 1900 Euro für den
Barfußpfad, den 7000 Euro, wenn bei Mauern und Sitzmauern die Massen gemindert werden.
Würden nur zwölf statt 18 Fahrradstellplätze gebaut, wären es 900 Euro Ersparnis, beim Verzicht von zwei Betonsitzwürfeln (drei statt fünf) 976 Euro und wenn an den Parkplätzen Rasen statt Stauden zum Zug kämen, sind es 2000 Euro weniger.
Damit nicht genug: Sengs Liste umfasste zudem das Material für ein Weidentipi. Das Büro 365° würde es spenden und zusammen mit den Eltern verbauen – Ersparnis 1327 Euro. Werden bei den Längsrasenfugensteinen am Parkplatz solche der Stärke acht statt 12 cm verwendet – Ersparnis 1480 Euro. Insgesamt möglich: 40 713,79 Euro.
Was dann der Mehrheit im Rat doch zu viel des Guten war: Statt der Hecke soll es beim Müll ein Stabgitterelement
mit Bewuchs sein, was immer noch eine enorme Einsparung bedeute. Bei der Fassade des Gerätehauses nicht zu sparen, war der Ansatz von Bürgermeisterin Elisabeth Kugel. Der von ihr formulierte Antrag sah denn auch die generelle Einsparung von 20 000 Euro vor, bei der der Entfall der Mülleinhausung gesetzt sei.
Mit elfmal „Ja“wurde dies bei einer Enthaltung und acht Neinstimmen angenommen. Unter jenen, die dem Ganzen widersprachen, hatte Karl Gälle vehement plädiert: „Ich sehe es als Verpflichtung an, dass wir die Kosten einhalten.“
Hingegen hatte Manfred Deutelmoser (Freie Wähler) nach der Gesamtsumme gefragt. „Wir liegen deutlich unter der Kostenberechnung“, war die Auskunft des Ortsbaumeisters, der dies an Einsparungen im Hochbau festmachte und „keinen Automatismus“für Überschreitungen in anderen Kostenbereichen sah. Als Gesamtsumme hatten zuletzt 4,3 Millionen im Raum gestanden – ohne die lose Möblierung.
In allen Wortmeldungen klang das Lob durch, dass mit der Kostensteigerung auch gleich eine Einsparliste durch das Überlinger Büro vorgelegt wurde.
Die letztlich offiziell notwendige Formulierung, dass der Auftrag in der Höhe von 424 000 Euro vergeben werde – gekoppelt an eine Minderung um mindestens 20 000 Euro aus der Einsparliste –, billigten 13 Ratsmitglieder. Zwei enthielten sich, fünf lehnten dies ab.
Die Arbeiten an den Außenanlagen sollen in der Hügelstraße am 26. April einsetzen. Als Fertigstellungsdatum für den Neubau wurde der 20. August genannt, sodass der Start ins neue Kita-Jahr termingerecht zum 1. September erfolgen kann.