Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Champagner fürs Klima!
Weil Reisen ja derzeit eher ein eingeschränktes Vergnügen ist, lassen Sie uns doch mit Vorfreude auf die in Bälde anbrechende Reise-Hysterie blicken. Gibt es doch für sogenannte Reiseexperten überhaupt keine Zweifel, dass wir in fast schon absehbarer Zeit alle wieder hin und weg sein werden, aber sowas von! Und dann werden wir feststellen, dass auch Reisen nicht mehr das ist, was es einmal war. Vor allem wenn man an all die Klassen denkt, die den Grad des zu erwartenden Komforts bei der Fortbewegung von A nach B definieren.
Früher gab es nicht nur „auf de’ schwäb’sche Eisebahne“drei Klassen, sondern auf den meisten Strecken der Bahn. Berühmt ist die Holzklasse, welche sich dadurch auszeichnete, dass die Sitzgelegenheiten hölzern waren und damit nur eingeschränkt bequem. Wer schon mal aus Versehen auf einer Gartenbank in physiotherapeutisch ungünstiger Haltung eingeschlafen ist wird bestätigen, dass die Holzklasse mitunter böses Erwachen bedeutet.
Die erste Klasse zum Beispiel in Flugzeugen ist da natürlich von ganz anderem Format. Die üppige Plüschigkeit
der breiten Sessel der Lufthansa sind legendär, der Champagner ist natürlich im Preis inbegriffen. Leider auch ein bisschen teuer. Im Zuge der allgemeinen Gleichstellung von allem und jedem fordern wir die Abschaffung jedweder Klasse unterhalb der ersten und den Ausschank von Champagner im Grundgesetz zu verankern. Denn dann – da sind wir uns sicher – ist der Boom öffentlicher Verkehrsmittel nicht mehr aufzuhalten. Womit dann auch das Klima gerettet wäre. (nyf)