Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Frust über gesperrten Übergang in Kehlen
An den Gleisen wird wieder gebaut - Bahn sieht Stopfgang als routinemäßige Nacharbeit
KEHLEN - Seit neun Monaten steht der Bahnübergang in Kehlen unter besonderer Beobachtung, denn: Die Sperrung für Kraftfahrzeuge dauert immer noch an. Wer darauf angewiesen ist, vom einen Teil des Ortes links der Gleise in den anderen Teil rechts der Gleise zu fahren, der schüttelt ob des kilometerlangen Umwegs über die Südumfahrung nur den Kopf. Jetzt ist zweierlei ins Auge gefallen: zum einen die Verlängerung der Sperrung bis 17. Mai, wie sie in den Gemeindenachrichten verkündet wird. Zum anderen, dass vor Kurzem Bautätigkeit am Gleis zu beobachten war. Keimt doch mit jeder Aktivität die Hoffnung auf, dass die Ortsdurchfahrt wieder geöffnet werden könnte.
Die SZ hat daher einmal mehr bei den Akteuren nachgefragt, bei der Deutschen Bahn als Bauherrin und dem Landratsamt, das über die Straßenverkehrsbehörde entscheidet, ob die K7725 freigegeben wird. Beide sind bekanntlich unterschiedlicher
Ansicht, was ja jüngst zu einem Gutachten von dritter Seite geführt hat.
Auf ihre Anfrage bei der Deutschen Bahn hat die SZ von einer Pressesprecherin erfahren: „Am Bahnübergang in Kehlen wurden von der DB Stopfarbeiten am Gleis durchgeführt. Der Stopfgang gehört als Nacharbeit zu Gleisarbeiten immer mit dazu. Anschließend wurde der Straßenübergang asphaltiert. Die Deutsche Bahn ist weiter im intensiven
Austausch sowohl mit dem Landratsamt als auch mit der Gemeinde, um eine Lösung zur Öffnung des Bahnübergangs Kehlen zu erarbeiten.“
Aus dem Landratsamt kam die Auskunft: „Die DB hat Kontakt zum Landratsamt aufgenommen. Derzeit läuft eine Terminabstimmung auf Arbeitsebene. Voraussichtlich findet der Termin Anfang Mai statt.“
Nur vermuten lässt sich, ob es bei dem Termin um die Abstimmung der weiteren Arbeiten geht oder ob die Stopfarbeiten bereits für eine neue Beurteilung sorgen. Muss doch stets in Zusammenkünften vor Ort geprüft werden, ob die Kuppe noch eine Gefahrenstelle ist. Zu dieser Einschätzung war jene unabhängige Überprüfung gekommen, deren Ergebnis seit April vorliegt und das alle Seiten akzeptieren wollten.
In der Folge hatte Robert Schwarz (Pressesprecher Landratsamt) im April mitgeteilt: „Das Gutachten bestätigt, dass die Entscheidung der Straßenverkehrsbehörde, den Übergang nicht freizugeben, völlig richtig war und weiterhin ist.“Ein Bahnübergang ist Schwarz zufolge „ein derart sensibler Punkt, dass es keinen Zweifel an der baulichen Sicherheit geben darf. Die Prüfung hat aber deutlich gezeigt, dass die Bauausführung keine uneingeschränkte Befahrbarkeit ermöglicht. Deshalb hat die Straßenverkehrsbehörde gar keine andere Wahl, als die Freigabe zu versagen. Es liegt nun an der Bahn, einen baulich einwandfreien Zustand herzustellen.“
Angesichts der Zeitdauer, die die Maßnahme inzwischen in Anspruch nimmt, schlagen die Wellen in den diversen Meckenbeurer FacebookGruppen hoch. Die Kommentare zeugen vom Unverständnis und Ungläubigkeit („eher 17. Mai 2024“), etwa wenn es lakonisch unter dem Beitrag heißt: „to be continued“.
Zur Vorgeschichte: Der Übergang hatte schon länger als Gefahrenstelle gegolten, da er von Südosten her recht steil angefahren werden muss. Zwingend wurde ein Umbau, nachdem im August 2015 ein Sattelschlepper aufgesessen war und nur glückliche Umstände verhinderten, dass mehr als Sachschaden entstand, als eine abbremsende BOB mit dem Lkw kollidierte.
Fünf Jahre später: Seit Mitte August 2020 wird der Übergang umgebaut. Die Kuppe soll durch eine Schleppkurve so abgemildert werden, dass Fahrzeuge nicht mehr aufund festsitzen können.
Was bislang offenbar nicht zweifelsfrei gelungen ist...