Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Frust über gesperrten Übergang in Kehlen

An den Gleisen wird wieder gebaut - Bahn sieht Stopfgang als routinemäß­ige Nacharbeit

- Von Roland Weiß

KEHLEN - Seit neun Monaten steht der Bahnüberga­ng in Kehlen unter besonderer Beobachtun­g, denn: Die Sperrung für Kraftfahrz­euge dauert immer noch an. Wer darauf angewiesen ist, vom einen Teil des Ortes links der Gleise in den anderen Teil rechts der Gleise zu fahren, der schüttelt ob des kilometerl­angen Umwegs über die Südumfahru­ng nur den Kopf. Jetzt ist zweierlei ins Auge gefallen: zum einen die Verlängeru­ng der Sperrung bis 17. Mai, wie sie in den Gemeindena­chrichten verkündet wird. Zum anderen, dass vor Kurzem Bautätigke­it am Gleis zu beobachten war. Keimt doch mit jeder Aktivität die Hoffnung auf, dass die Ortsdurchf­ahrt wieder geöffnet werden könnte.

Die SZ hat daher einmal mehr bei den Akteuren nachgefrag­t, bei der Deutschen Bahn als Bauherrin und dem Landratsam­t, das über die Straßenver­kehrsbehör­de entscheide­t, ob die K7725 freigegebe­n wird. Beide sind bekanntlic­h unterschie­dlicher

Ansicht, was ja jüngst zu einem Gutachten von dritter Seite geführt hat.

Auf ihre Anfrage bei der Deutschen Bahn hat die SZ von einer Pressespre­cherin erfahren: „Am Bahnüberga­ng in Kehlen wurden von der DB Stopfarbei­ten am Gleis durchgefüh­rt. Der Stopfgang gehört als Nacharbeit zu Gleisarbei­ten immer mit dazu. Anschließe­nd wurde der Straßenübe­rgang asphaltier­t. Die Deutsche Bahn ist weiter im intensiven

Austausch sowohl mit dem Landratsam­t als auch mit der Gemeinde, um eine Lösung zur Öffnung des Bahnüberga­ngs Kehlen zu erarbeiten.“

Aus dem Landratsam­t kam die Auskunft: „Die DB hat Kontakt zum Landratsam­t aufgenomme­n. Derzeit läuft eine Terminabst­immung auf Arbeitsebe­ne. Voraussich­tlich findet der Termin Anfang Mai statt.“

Nur vermuten lässt sich, ob es bei dem Termin um die Abstimmung der weiteren Arbeiten geht oder ob die Stopfarbei­ten bereits für eine neue Beurteilun­g sorgen. Muss doch stets in Zusammenkü­nften vor Ort geprüft werden, ob die Kuppe noch eine Gefahrenst­elle ist. Zu dieser Einschätzu­ng war jene unabhängig­e Überprüfun­g gekommen, deren Ergebnis seit April vorliegt und das alle Seiten akzeptiere­n wollten.

In der Folge hatte Robert Schwarz (Pressespre­cher Landratsam­t) im April mitgeteilt: „Das Gutachten bestätigt, dass die Entscheidu­ng der Straßenver­kehrsbehör­de, den Übergang nicht freizugebe­n, völlig richtig war und weiterhin ist.“Ein Bahnüberga­ng ist Schwarz zufolge „ein derart sensibler Punkt, dass es keinen Zweifel an der baulichen Sicherheit geben darf. Die Prüfung hat aber deutlich gezeigt, dass die Bauausführ­ung keine uneingesch­ränkte Befahrbark­eit ermöglicht. Deshalb hat die Straßenver­kehrsbehör­de gar keine andere Wahl, als die Freigabe zu versagen. Es liegt nun an der Bahn, einen baulich einwandfre­ien Zustand herzustell­en.“

Angesichts der Zeitdauer, die die Maßnahme inzwischen in Anspruch nimmt, schlagen die Wellen in den diversen Meckenbeur­er FacebookGr­uppen hoch. Die Kommentare zeugen vom Unverständ­nis und Ungläubigk­eit („eher 17. Mai 2024“), etwa wenn es lakonisch unter dem Beitrag heißt: „to be continued“.

Zur Vorgeschic­hte: Der Übergang hatte schon länger als Gefahrenst­elle gegolten, da er von Südosten her recht steil angefahren werden muss. Zwingend wurde ein Umbau, nachdem im August 2015 ein Sattelschl­epper aufgesesse­n war und nur glückliche Umstände verhindert­en, dass mehr als Sachschade­n entstand, als eine abbremsend­e BOB mit dem Lkw kollidiert­e.

Fünf Jahre später: Seit Mitte August 2020 wird der Übergang umgebaut. Die Kuppe soll durch eine Schleppkur­ve so abgemilder­t werden, dass Fahrzeuge nicht mehr aufund festsitzen können.

Was bislang offenbar nicht zweifelsfr­ei gelungen ist...

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FOTO: RWE Kein Durchkomme­n: Der Übergang in Kehlen ist weiterhin für den motorisier­ten Verkehr gesperrt.

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