Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kinder probieren sich kreativ aus
Digitaler Workshop der Langenargener Festspiele bereitet die Bühne
LANGENARGEN (sz) - Die Theaterpädagogik der Langenargener Festspiele steht seit einem Jahr nahezu still. Über 150 stückbezogene Workshopstunden an Schulen und Bildungseinrichtungen in den Kreisen Bodensee, Lindau und Ravensburg mussten laut Pressemitteilung vergangenes Jahr pandemiebedingt abgesagt werden. Ergänzend zu den Angeboten für Schulen, konnten die Festspiele noch im Februar 2020 erstmals mit einem öffentlichen Theaterworkshop ihr Angebot erweitern.
Die Hoffnung war groß, dass in den Osterferien 2021 wieder ein öffentlicher Präsenzworkshop möglich ist. Die aktuelle Corona-Lage ließ dies jedoch nicht zu. Vor dem Hintergrund hat sich die Theaterleitung, Nadine Klante (künstlerische Leitung) und Steffen Essigbeck (Intendanz), alternativ einen OnlineTheaterworkshop
überlegt. Das Konzept dazu wurde über mehrere Wochen gemeinsam mit der professionellen Theaterpädagogin Nicole Löffler entwickelt.
Zehn Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren trafen sich an vier Ferientagen online zu dem digitalen Workshop „Bunte Vielfalt“. Kreativ, forschend und spielerisch war der Umgang mit dem Medium selbst: Hintergründe wurden virtuell als Kulisse eingebaut, mit Einstellungsgrößen experimentiert - Mittel, die längst aus dem Film bekannt sind und hier theatral zum Einsatz kamen.
Der Unterschied zum Präsenzworkshop lag mitunter darin, dass es keine gemeinsamen Körperübungen oder interaktive Gruppenspiele gab. Auch beschränkte das Medium die zeitliche Zusammenarbeit: Vormittags haben die Kinder mit der Theaterpädagogin
Nicole Löffler jeweils zwei Stunden vor Webcam ihre eigenen Schauspielrollen entwickelt sowie Szenen über die Themen Akzeptanz und Vielfalt erarbeitet. Gemeinsam wurde improvisiert, gelacht, diskutiert und geprobt.
Am Nachmittag konnten die Kinder freiwillig aus der zum Workshop entwickelten Materialmappe themenbezogene Angebote durchführen, wie zum Beispiel das Erstellen eines Kostüms. Letztendlich entstand ein zehnminütiges zusammenhängendes Theaterstück, das am letzten Workshoptag stolz den Eltern samt dem Festspielteam präsentiert wurde.
Die Festspielmacher freuen sich, dass das digitale Angebot positiv angenommen wird. „Es ist nicht als Ersatz zu einem Präsenz-Workshop zu verstehen“, so Nadine Klante. „Der
Online-Workshop, wie wir ihn umgesetzt haben, ist schlichtweg ein neues, wie eigenes Format, welches sich noch in der Experimentierphase befindet. Formate dieser Art bieten eine weitere Möglichkeit, Kinder an Kultur anzuschließen und gibt ihnen die Chance sich kreativ auszuprobieren.“
Die leuchtenden Kinderaugen nach der virtuellen Aufführung am letzten Workshoptag sowie die positiven Rückmeldungen der Eltern, sprechen für das Gelingen des Formats. Weitere Online-Angebote, auch für Schulen, zu entwickeln und auf den Spielplan zu nehmen, ist für die professionellen Theaterfestspiele durchaus denkbar. Sicher ist sich das Leitungsteam der Langenargener Festspiele: „Online-Angebote solcher Art sind zukünftig nicht mehr wegzudenken.“