Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Corona-Müll“ist nicht ansteckend
Umgang der Behörden in Friedrichshafen mit benutzten Schnelltests und leeren Impfampullen
FRIEDRICHSHAFEN - Hunderte Schnelltests, Mitarbeiter, die von Kopf bis Fuß in Schutzausrüstung gekleidet sind, leere Impf-Ampullen: Corona sorgt für Müllberge. Schließlich ist vieles, was in der Pandemie Test- und Impfzentren täglich brauchen, nur zur einmaligen Benutzung gedacht – und wird am Ende des Tages Abfall.
Doch geht vom „Corona-Müll“, der beim Testen oder Impfen anfällt, eine Infektionsgefahr aus? Am Kreisimpfzentrum (KIZ) in Friedrichshafen gehen die Mitarbeiter damit jedenfalls vorsichtig um. „Verbrauchte Schutzausrüstung wird als medizinischer Abfall in roten Säcken gesammelt“, sagt Robert Schwarz, Pressesprecher des Bodenseekreises. Diese kämen in einen speziellen Container, der nach Bedarf abgeholt und direkt in die Verbrennung gebracht wird. Die Menge des Abfalls hat das Landratsamt bislang nur im Zeitraum seit Betriebsstart des KIZ Ende Januar bis Mitte März erfasst: 0,64 Tonnen Medizinabfall sei dabei zusammengekommen.
„Spritzen werden in sogenannten Abwurfbehältern gesammelt und auf dieselbe Weise entsorgt“, so Schwarz weiter. Solche Kanülenboxen sind durchstichsicher. Sie werden im medizinischen Bereich eingesetzt, um Verletzungsrisiken beim Entsorgen von spitzen Gegenständen wie Spritzen oder Skalpellen zu vermeiden. Eine besondere Behandlung gibt es außerdem für die leeren Ampullen, die nach den Corona-Impfungen übrig bleiben. Das seien derzeit etwa 90 pro Tag. „Wir lassen die leeren Ampullen nicht aus den Augen, Dritte haben darauf keinen Zugriff, sie werden ebenso sicher und bewacht gelagert wie die vollen Ampullen“, sagt Schwarz.
So soll vermieden werden, dass Kriminelle die leeren Fläschchen aus dem Müll klauben und befüllt mit einer anderen Flüssigkeit auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Aktuell lagert das KIZ deshalb noch sämtliche leeren Ampullen ein. „Wir werden sie in nächster Zeit in einer geordneten und kontrollierten Weise fachgerecht entsorgen“, so der Pressesprecher.
Vektorimpfstoffe wie das Vakzin von Astrazeneca enthalten Teile des Erbmaterials der Viren. Geht von Resten des Impfstoffs also eine Infektionsgefahr
aus? Das Umweltbundesamt hat gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) eine Empfehlung veröffentlicht, in der das klar ausgeschlossen wird: „Zu dem Vektor-basierten COVID-19-Impfstoff der Firma Astrazeneca ist festzustellen, dass keine vermehrungsfähigen Viren enthalten sind. Damit sind – wie bei allen anderen COVID-19Impfstoffen – keine Risiken vorhanden.“Das führe dazu, dass kein besonderer Umgang mit Impfstoffabfällen im Vergleich zu anderen nicht gefährlichen medizinischen Abfällen erforderlich ist.
Allerdings gibt es solche Impfstoffabfälle in Friedrichshafen offenbar ohnehin nicht: „Es bleiben im KIZ Bodenseekreis keine Impfstoffe übrig, die zu entsorgen wären“, sagt Robert Schwarz. „Wir haben eine Systematik, wonach am Ende des Tages angebrochene Ampullen impfberechtigten Berufsgruppen zugutekommen, insbesondere Personen aus dem Rettungsdienst und Personal des Impfzentrums.“
Auch der Abfall in den Testzentren gilt nicht als besonders gefährlich, wie eine Sprecherin der Stadt Friedrichshafen auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“erklärt. Sie bezieht sich ebenfalls auf die Empfehlung des Umweltbundesamts. „Entsprechend werden die anfallenden Abfälle in den Testzentren in verschlossenen Müllbeuteln zur Entsorgung direkt an die städtischen Baubetriebe gegeben“, so die Sprecherin. Dort würden sie direkt in Container gegeben, die sich auf dem verschlossenen Betriebsgelände befinden. „Ein unberechtigter Zugriff ist nicht möglich“, versichert die Sprecherin. Aktuell fielen täglich etwa 10 bis 15 Schutzausrüstungen – also Schutzanzüge, Masken und Handschuhe – an. Außerdem kämen pro Tag im Schnitt etwa 450 Personen in die Zentren, deren benutzte Tests in den Abfall wanderten.
Das private Testzentrum auf dem Messeparkplatz P7 verfährt mit den benutzten Schnelltests derweil etwas anders: „Die Abstrichabfälle kommen in spezielle Kontaminierungsmülleimer, die versiegelt zur Sonderentsorgung wieder ins Labor gehen“, erklärt Betreiber Michael Raisch auf Anfrage. „Die Menge hält sich in Grenzen, hierbei handelt es sich um Abstrichtupfer, Handschuhe und Tests, die kein großes Volumen einnehmen“, so Raisch weiter. Ansonsten sei das meiste in Kartonage verpackt, was normal über die Papiertonne entsorgt werde. Bei den Laien-Selbsttests für Zuhause gibt es laut Landratsamt Bodenseekreis nicht besonders viel zu beachten. Sämtliche Einzelteile des gebrauchten Materials gehörten in den Restmüll. Geringe Mengen an flüssigen Abfällen sollten tropfsicher verpackt sein, also zum Beispiel mit saugfähigem Material umwickelt werden. „Nach dem Anfassen des Abfalls sollte der Kontakt der Hände mit dem Gesicht, insbesondere Mund und Augen, vermieden werden und man sollte sich gründlich die Hände waschen“, erklärt Landratsamt-Pressesprecher Robert Schwarz.