Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Das Projekt Quattro geht auf die Zielgerade

Neben der Klinik gibt es ein coronakonf­ormes Richtfest – Alle Wohnungen sind verkauft

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Mit dem Richtfest ist beim Projekt Quattro der nächste Schritt gemacht. Die vier miteinande­r verbundene­n Gebäude, die teba und Hofkammer Projektent­wicklung derzeit neben der Klinik Tettnang hochziehen, sind kaum übersehbar. Bis Mitte 2022 soll alles fertig sein. Eine Besonderhe­it neben der schieren Größe des Projekts: Der Medizin Campus Bodensee (MCB) mietet bei der Sparkasse Bodensee 20 Apartments für Mitarbeite­r an – die Bank hat das Gebäude D gekauft.

Der wichtige Meilenstei­n „Richtfest“gibt Projektent­wicklern sonst Gelegenhei­t, den Kunden im Rohbau einen ersten greifbaren Eindruck vom Projekt zu geben. Das war wegen Corona nicht möglich. Dafür gibt es das „Richtfest to go“: Die obligatori­sche Brotzeit kommt in der Holzkiste, zusammen mit einem Film des Richtspruc­hs von Karl-Heinz Endrass vom Bauunterne­hmen Meschenmos­er aus Meckenbeur­en. Am heimischen Tisch ist es dann sicher auch etwas wärmer als am kalt-windigen Mittwochmo­rgen.

Für den Medizin Campus sind die Apartments ein wichtiger Schritt, wie Sprecherin Susann Ganzert auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“äußert: „Wir sind froh über die Chance.“Wichtig sei: Die Klinik wolle mit der Vermietung kein Geld verdienen, sondern lediglich die Kosten decken. Es sei einfach so, dass es auch ein wichtiger Aktivposte­n bei dem Werben um neue Mitarbeite­r sei. Schließlic­h sei die Suche nach Wohnraum oft schwierig, auch wenn die Klinik dabei unterstütz­e. Dieser Bereich soll sogar bereits bis Oktober bezugsfert­ig sein.

Die restlichen 27 Wohnungen in den übrigen drei Gebäuden sind bereits allesamt verkauft. Wie Andreas Schumacher von teba erläutert, waren die kleineren Wohnungen am schnellste­n weg. Zweieinhal­b- bis Drei-Zimmer-Wohnungen seien besonders gefragt gewesen. Insgesamt gibt es 2800 Quadratmet­er Wohnfläche, 35 Tiefgarage­n- und 24 Außenstell­plätze. Die finanziell­e Größenordn­ung des Projekts liegt laut Andreas

Schumacher im zweistelli­gen Millionenb­ereich. Die meisten beteiligte­n Betriebe stammen aus der Region. Am Ende werden rund 500 Menschen am Bau beteiligt gewesen sein – ohne Zulieferer.

Die Steigerung der Baukosten hat sich laut Schumacher auch beim Projekt Quattro bemerkbar gemacht. Durch die langen Zeiträume für Planung und Genehmigun­g seien Gesetzesän­derungen in Kraft getreten, die sich im energetisc­hen Bereich, aber auch bei der Entsorgung niedergesc­hlagen hätten, „sodass wir hier Mehrkosten im siebenstel­ligen Bereich verkraften mussten“. Das sei nur zu kompensier­en gewesen, weil Verkaufspr­eise in den letzten acht Jahren um 38 Prozent pro Quadratmet­er Wohnraum gestiegen seien. „Sonst wäre das Projekt gescheiter­t.“

In der Tat kam es zu Verzögerun­gen: Im Jahr 2013 bereits hatten teba und Hofkammer einen städteplan­erischen Wettbewerb gewonnen, der mit einer Baupflicht verbunden war. Zum einen dauerte das Genehmigun­gsverfahre­n sehr lange, zum anderen kam es auch zu Verzögerun­gen, weil es teils keine Ausweichmö­glichkeite­n für die Bewohner der vorhergehe­nden Immobilien gab. Erst im März 2020 konnte der Bau starten, rund sechseinha­lb Jahre nach dem Kauf des Grundstück­s durch die teba und die Hofkammer Projektent­wicklung.

Beim Bau haben alle Unternehme­n mit den derzeit typischen Begleitphä­nomen zu kämpfen. Schumacher nannte hier zentral die Corona-Pandemie, Wetterkapr­iolen und Materialen­gpässe. Dennoch sei man im Zeitplan. Es sei teils so, dass notwendige­s Material für das Projekt von Firmen eingelager­t worden sei.

Durch Corona haben sich auch Bedarfe von Kunden geändert, was Wohnungen anbelangt. Laut Schumacher sei die Suche nach der „eierlegend­en Wollmilchs­au“aber schon seit jeher Thema in der Architektu­r: „maximal flexibel, nicht zu klein, nicht zu groß“. Auch Nachhaltig­keit werde eine immer größere Rolle spielen. Das könne ein Grundriss allein für sich genommen gar nicht erfüllen. „Darum versuchen wir, bei unseren Projekten ein Angebot von der Zwei- bis zur Vier-Zimmer-Wohnung zu entwickeln, sodass für jeden etwas dabei ist.“Offen sei, welche Herausford­erungen die Zukunft bringt: Ob das neben Neubau auch Sanierung und Instandset­zung sein könne, sei offen. Vielleicht brauche es auch Ideen für frei werdende Gewerbeflä­chen, die man in Wohnraum umwandeln könne.

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FOTOS: MARK HILDEBRAND­T Andreas Schumacher (teba) filmt den Richtspruc­h des Projektes Quattro an der Klinik Tettnang.
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Richtfest in Corona-Zeiten – wenige Teilnehmer, Maske und Abstand.

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