Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Unterbringung Jahnstraße nimmt Form an
Mit dem Richtfest ist ein weiterer Meilenstein bei einem von drei Standorten geschafft
TETTNANG - Das Thema Anschlussund Obdachlosenunterbringung wird in Tettnang ein immer drängenderes. Der Gemeinderat favorisiert unter anderem den Standort des jetzigen Loreto-Spielplatzes für einen von drei Neubauten, was in Teilen der Bevölkerung aber umstritten ist. Ein weiterer Standort ist noch nicht bestimmt. Das Richtfest in der Jahnstraße 13 ist Ende letzter Woche allerdings Zeichen dafür gewesen, dass es am ersten der drei Standorte vorangeht.
Solche Richtfeste haben in normalen Zeiten mitunter regen Zulauf. Gerade bei Projekten wie diesen können sich auch Nachbarn oder spätere mögliche Bewohner einen Eindruck verschaffen. Unter Pandemiebedingungen reduzierte sich der Kreis der Teilnehmer auf Initiatoren, Mitwirkende und Verantwortliche. Für die Nachbarschaft teilte Stadtbaumeister Achim Straub „Richtfest to-go“-Taschen aus.
Schon 2013 war die marode Bausubstanz des Vorgängergebäudes Thema. Schon damals war unter anderem in einer Sitzung des Verwaltungsausschusses klar, dass eine Renovierung unrentabel sein würde. In die Detailplanung ging es dann einige Jahre später. Der endgültige Beschluss kam nach mehreren Zwischenstufen dann im Oktober 2020. Eine Mieterin mit einem regulären Mietvertrag war die letzte Person, die noch in dem Haus wohnte. Erst mit Ende des Mietverhältnisses war ein Abriss möglich. Dieser Aspekt wurde immer wieder in verschiedenen Gremien als ein Grund für die Verzögerung genannt. Bei anderen, eingewiesenen Nutzern hat die Stadt die Möglichkeit, diese grundsätzlich umzuquartieren.
Bürgermeister Bruno Walter sagte beim Spatenstich , dass sich die Stadt hier in der Verantwortung sehe, für Flüchtlinge und Obdachlose eine Wohnperspektive zu bieten. Nicht nur unter anderem als Ortspolizeibehörde: „Auch der Aspekt der Integration und der Mitmenschlichkeit ist als Thema für die wachsende Gesellschaft in Tettnang wichtig.“Walter dankte für die Zustimmung des Stadtrates und wünschte sich für die Zukunft ein gutes nachbarschaftliches Miteinander.
Planer und Architekt Frieder Wurm freute sich über die CO2-Bilanz des Holzbaues und wies auf den sozialen Aspekt des Wohngebäudes hin: „Viele Menschen leben auch hier unter der Armutsgrenze. Die angenehme Holzkonstruktion soll eine Wohnsituation mit glücklichen und zufriedenen Bewohnern schaffen.“
Von Architekt Wurm war zu erfahren, dass das Gebäude samt Heizanlage höchsten energetischen Ansprüchen genügen. Auf dem Dach sei zwar derzeit noch eine Grünfläche geplant, die Anschlüsse für die Photovoltaik-Anlage seien jedoch schon gelegt. Er hob auch die Modulbauweise hervor. Mit an Bord war in dieser Angelegenheit das Vorarlberger Unternehmen Purelivin.
Zufrieden zeigte sich auch Stadtbaumeister Straub mit dem Ergebnis. Ein passender Standort für ein stimmiges Gebäude, findet der Stadtplaner. Was Straub besonders gut gefällt: „Die Laubengänge auf jeder Etage – als halböffentlicher Kommunikationsraum – sind ein gelungenes Detail.“Die Atmosphäre in den Innenräumen der Holzmodule ist angenehm, sowohl unter Klima- als auch unter Schallschutz-Gesichtspunkten. Wann genau die Einweihung stattfindet, steht noch nicht ganz fest – aber diesen Sommer soll es noch sein.
Das Gebäude in der Jahnstraße ist einer von drei Standorten, die am Ende zusammen rund fünf Millionen Euro kosten werden. Die Gesamtkosten für das Gebäude an der Jahnstraße liegen bei etwa 1,6 Millionen Euro.