Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Intel-Chef erwartet sich zuspitzenden Halbleiter-Mangel
SANTA CLARA (dpa) - Der amerikanische Chip-Hersteller Intel rechnet damit, dass sich die globale HalbleiterKnappheit in den kommenden Monaten noch zuspitzt und bis ins Jahr 2023 hinein andauern kann. „Während ich erwarte, dass die Talsohle bei den Engpässen in der zweiten Jahreshälfte durchschritten wird, wird es noch ein oder zwei Jahre dauern, bis die Industrie die Nachfrage vollständig erfüllen kann“, sagte Intel-Chef Pat Gelsinger am Donnerstag.
Auch Intel ist dabei, Produktionskapazität aufzubauen. Zu Gelsingers Plan gehört dabei, den Konzern verstärkt auch zum Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler zu machen. Man sei in Gesprächen mit rund 100 potenziellen Kunden, sagte er. Namen wurden nicht genannt. Übernahmen zum Ausbau der Kapazitäten seien für Intel aktuell nicht von entscheidender Bedeutung, aber auch nicht ausgeschlossen, betonte Gelsinger.
Intel hat ein Problem in seiner Fertigung: Die Einführung modernerer Produktionsprozesse verzögert sich wegen Rückschlägen bei der Entwicklung. Zugleich wächst die Konkurrenz – nicht nur durch den kleineren Erzrivalen AMD, sondern zum Teil auch durch bisherige Kunden wie Apple, die eigene Chips entwickeln.
RAVENSBURG - Heirat, Kinder, Haus – für viele junge Paare zwischen Alb und Bodensee sieht so oder so ähnlich der idealtypische Lebensentwurf aus. Doch den zu verwirklichen, fällt angesichts exorbitant gestiegener Immobilienpreise immer schwerer. Ohne Fremdkapital ist Wohneigentum – sei es der Kauf einer Eigentumswohnung oder der Neubau eines Einfamilienhauses – für den Durchschnittshaushalt nicht zu erwerben. Soll es eine eigene Immobilie sein, führt an einer Baufinanzierung und damit am Gespräch mit der Bank oder Sparkasse kein Weg vorbei.
Worauf es dabei ankommt, ist so simpel wie schwierig zugleich: Die ideale Baufinanzierung ist ein gelungenes Zusammenspiel der passenden Immobilie, der persönlichen Lebenssituation und -planung und der optimalen Darlehensstruktur. Schließlich wird man durch einen Immobilienkauf im wahrsten Sinne des Wortes immobil und bindet sich für viele Jahre an einen Darlehensvertrag. Da sollte alles passen. Für Matthias Schöllhorn, Immobilienfinanzierungsspezialist der Sparkasse Bodensee, ist deshalb auch keine Baufinanzierung wie die andere. „Es kommt immer auf den Einzelfall an“, sagt der Banker.
Über ein paar grundsätzliche Zusammenhänge sollten sich Darlehensnehmer vor dem Gespräch mit dem Baufinanzierungsberater der Bank oder Sparkasse aus zwei Gründen aber dennoch Gedanken machen. Zum einen kann es für die angehenden Immobilienbesitzer am Ende umso günstiger ausgehen, je besser vorbereitet sie in solche Gespräche gehen. Zum anderen müssen die Geldhäuser ein umfassendes Beratungsprotokoll der Kreditempfehlung erstellen, das in einer möglichen Auseinandersetzung als Beweisgrundlage dient. Man sollte also wissen, welche rechtlichen Folgen eine solche Dokumentation nach sich zieht.
Am Anfang steht der Kassensturz. Auch wenn der erste Impuls von Bauoder Kaufwilligen vielleicht ist, in Immobilienportalen nach geeigneten Objekten zu schauen. Finanzierungsexperten raten, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Zuerst sollten die monatliche Belastbarkeit und anschließend das mögliche Kreditvolumen herausgefunden und erst dann das passende Objekt gesucht werden. Grundsätzlich sollten sehr konkrete Vorstellungen bestehen, wie viel Geld wofür im Monat ausgegeben wird. Denn nur, wer seine Einnahmen und Ausgaben genau kennt, kann größere finanzielle Verpflichtungen wie ein Hypothekendarlehen guten Gewissens eingehen. Zur Orientierung: Viele Baufinanzierer sehen 40 Prozent der Einnahmen als maximal vertretbare finanzielle Belastungsgrenze für die monatliche Darlehensrückzahlung an.
Durch den Kassensturz wird klar, welche monatliche Rate gestemmt und wie viel Eigenkapital eingesetzt werden kann. Letzteres ist eine wichtige Größe in den Kreditverhandlungen mit der Bank. Volker Looman, Finanzanalytiker aus Berlin und aufgewachsen in Friedrichshafen, empfiehlt, bis auf eine kleine Reserve sämtliches verfügbares Eigenkapital in das Immobilienprojekt zu stecken, um die Kreditaufnahme und damit den monatlich zu leistenden Kapitalschen 2000 dienst zu minimieren. Das hat einen weiteren Vorteil: Je mehr Eigenkapital in die Baufinanzierung fließt, desto leichter gestaltet sich das Finanzierungsgespräch.
Eine Faustregel besagt, dass mindestens zehn Prozent des Kaufpreises und aller anfallenden Kaufnebenkosten aus Eigenmitteln kommen sollten.
Wegen der gestiegenen Immobilienpreise wird das für viele aber zu einer immer größeren Hürde.
„Aktuell ist es für junge Familien sportlich genug, Eigenkapital in
Höhe der Kaufnebenkosten aufzubringen“, berichtet Schöllhorn aus der Praxis. Die liegen in Baden-Württemberg bei gut zehn Prozent des Kaufpreises (Notar- und Grundbuchkosten: zwei Prozent, Maklergebühr: rund drei Prozent, Grunderwerbssteuer: fünf Prozent). Für ein 500 000-Euro-Objekt sind das immerhin 50 000 Euro.
Um herauszufinden, welcher Kaufpreis in der Baufinanzierung 2010 eingeplant werden kann, fehlt noch die Darlehenslaufzeit. Junge Familien, rät Looman, sollten ihr Wohneigentum im Alter von Mitte 50 entschuldet haben. In diesem Lebensabschnitt beginnt bei vielen Paaren die Ausbildung der Kinder – was teuer wird. Ist der Baukredit zurückgezahlt, erweitert das den finanziellen Spielraum erheblich. Zudem bleibt dann noch genügend Zeit, um sich selbst bis zum Renteneintritt ein finanzielles Polster aufzubauen. Looman weiß aber auch, dass es immer mehr Familien wegen der hohen Immobilienpreise und der entsprechend hohen Kreditsummen nicht schaffen werden, ein Haus im Laufe ihres Berufslebens zu entschulden: „Die werden sich mit dem Gedanken arrangieren müssen, ihr Eigenheim vor dem Ruhestand zu verkaufen oder es in ein kleineres Objekt zu tauschen.“ 2020
Finanziell besser dastehenden Familien empfiehlt Looman: Die Baufinanzierung einfach halten – etwa über ein Annuitätendarlehen mit langer Zinsfestschreibung – und so viel wie möglich tilgen. Welche Auswirkungen die vereinbarte Tilgungsrate auf die Darlehenslaufzeit hat, illustriert Christoph Linder, Leiter Baufinanzierung bei der Volksbank Altshausen: „Wer mit der früher üblichen Ein-Prozent-Tilgung kalkuliert, müsste im aktuellen Zinsumfeld eine Finanzierungszeit von etwa 55 Jahren einplanen. Bei einer Drei-Prozent-Tilgung reduziert sich die Laufzeit, liegt aber immer noch bei rund 30 Jahren.“Linder rät, eine Entschuldung bis zum Renteneintritt und die Zinsen so lange wie möglich festzuschreiben – mindestens 20 Jahre. Im aktuellen Zinsumfeld koste das Kreditnehmern mit guter Bonität 1,3 Prozent.
Auch Matthias Schöllhorn von der Sparkasse Bodensee unterschreibt das und verweist auf das Zinsänderungsrisiko. „Bei einer Tilgungsrate von einem Prozent und einer zehnjährigen Zinsbindung ist vom Kreditbetrag nach Auslaufen der Zinsbindung nämlich nur ein geringer Teil getilgt“, sagt Schöllhorn. Banker nennen das den „annuitäti
Buckel“. Der besagt, dass in den ersten Jahren der Finanzierung die monatlich gleichbleibende Kreditrate vor allem aus Zinsen besteht. Je länger die Laufzeit desto mehr verschiebt sich das Verhältnis zugunsten der Tilgung.
Steigt nun das Zinsniveau in zehn Jahren auf vier Prozent, was historisch betrachtet nicht viel ist, stehen Kreditnehmer vor einem Dilemma: eine riesige Restschuld und ein im Vergleich zu jetzt rund viermal höheres Zinsniveau. Das können die wenigsten stemmen. Daher geben viele Banken eine Mindesttilgung von zwei bis drei Prozent vor. Bauherren sollten sich zudem einen detaillierten Zinsund Tilgungsplan vorlegen lassen, aus dem hervorgeht, zu welchem Zeitpunkt welche Restschuld aussteht.
Christoph Linder macht auf einen weiteren Aspekt aufmerksam, der für lange Zinsbindungen spricht: „Darlehensnehmer haben nach Paragraf 489 des Bürgerlichen Gesetzbuchs nach zehn Jahren immer das Recht, ihren Vertrag zu kündigen. Eine Zinsbindung von 20 Jahren oder länger in Verbindung mit diesem Sonderkündigungsrecht vereinbart das Beste aus zwei Welten: ein niedriges Zinsänderungsrisiko und damit Kalkulationssicherheit über einen langen Zeitraum, zugleich aber auch die Flexibilität, den Kreditvertrag abzulösen, falls ein plötzlicher Geldsegen etwa aus einer Erbschaft oder Schenkung die finanziellen Spielräume erweitert.“Deshalb macht es auch Sinn, die Möglichkeit einer Sondertilgung und/oder Ratenanpassung zu vereinbaren. In einem gewissen Rahmen sind Banken und Sparkassen dazu ohne Zinsaufschläge bereit.
Zu einer guten Baufinanzierung gehört zudem zwingend die Prüfung, ob die Darlehensnehmer Anspruch auf Fördermittel haben. Nicht nur bei der Sparkasse Bodensee „führt daran heute kein Weg mehr vorbei“, berichtet Immobilienspezialist Helmut Unglert. Von den 364 Millionen Euro an Darlehenszusagen, die das Institut privaten Immobilienkäufern 2020 gemacht hat, waren 88 Millionen öffentliche Förderkredite. Auch bei der Volksbank Altshausen sind Fördermittel „in fast allen Finanzierungen drin“, sagt Linder.
Vor allem KfW-Mittel sind attraktiv, seitdem die bundeseigene Förderbank ihre Konditionen zum 1. Juli noch einmal deutlich verbessert hat. Voraussetzung: Die Häuslebauer oder -käufer erwerben energieeffizientes Wohneigentum. Durch üppige Tilgungszuschüsse und niedrige Zinsen kommen Darlehensnehmer in vielen Fällen sogar auf eine negative Verzinsung, was bedeutet, dass sie weniger Kapital zurückzahlen müssen, als sie aufgenommen haben.
Baufinanzierungsexperte Linder gibt Bauherren zu guter Letzt noch einen persönlichen Rat: emotional keine zu starke Bindung zum Bauvorhaben zulassen, realistisch bleiben – und schauen, dass die Baukosten nicht ausufern. „Das fängt mit den Ausstattungswünschen an, wo man im Bäderoder Küchenstudio auch einmal Nein sagen muss.“Nach fünf Jahren sei die anfängliche Traumimmobilie eben auch nur noch ein Haus zum Leben. „Wenn der Nachbar in dieser Zeit das zweite neue Auto fährt und von tollen Urlaubsreisen schwärmt, während man selber mit den Kreditraten kämpft, leidet das Familienglück.“