Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Virtuos unterwegs zur Romantik
Rund 20 Violinkonzerte hat Andreas Romberg in fast drei Jahrzehnten für seine eigenen Auftritte als gefeierter Solist komponiert. Wie sein Cousin Bernhard Romberg (Cello) wurde er 1767 geboren. Zusammen waren beide früh als Wunderkind-Duo unterwegs. In der
Bonner Hofkapelle spielten sie neben dem jungen Beethoven. Danach machten sie als Virtuosen und Tonsetzer Karriere. Andreas Romberg starb vor 200 Jahren in Gotha, wo er bereits 1815 als Orchesterleiter den deutlich jüngeren Stargeiger Louis Spohr abgelöst hatte.
Die meisten seiner Konzerte blieben ungedruckt. Drei davon hat jetzt die bei den legendären Violinpädagogen Tibor Varga und Zakhar Bron ausgebildete, von Reinhard Goebel in Besonderheiten der Alten Musik eingeführte Geigerin Chouchane Siranossian mit dem Capriccio-Barockorchester erstmals eingespielt.
Das früheste der für dieses Album ausgewählten Beispiele ist 1786 entstanden und noch ganz dem Vorbild Joseph Haydn verpflichtet. Später hat Romberg die Grenzen des klassischen Idioms mit originellen harmonischen Wendungen, neuartigen Formulierungen und raffinierten Farbmischungen ausgereizt.
Das reife Konzert gMoll von 1800 hebt schicksalschwanger an, überführt dann ein archaisierendes Fugato in fast schon romantischen Gestus und schleust ganz nebenbei schwindelerregende Solopassagen ein. Die hier aufgenommene Letztfassung des kunstvoll gearbeiteten Kopfsatzes überrascht mit einer bemerkenswerten Kadenz samt ausnotierter Bläserund Paukenbegleitung. Siranossian meistert sie bravourös mit hellem, biegsamem Ton, konturenstark und traumhaft agil. (wmg)
Andreas Romberg: Violinkonzerte. Chouchane Siranossian, Capriccio-Barockorchester. Alpha Classics.