Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zwei Führungskräfte verabschiedet
Kreishandwerksmeister Christof Binzler und Geschäftsführer Georg Beetz gehen
FRIEDRICHSHAFEN/MEERSBURG (sig) - Bei Kaiserwetter und ebensolchem Ambiente im Neuen Schloss in Meersburg hat die Kreishandwerkerschaft Bodenseekreis am Donnerstagabend ihre beiden ehemaligen Führungskräfte Georg Beetz und Christof Binzler in den Ruhestand verabschiedet – coronabedingt mit reichlicher Verspätung. Geschäftsführer Georg Beetz hat sein Büro bereits im Januar an Wolfgang Künze übergeben. Kreishandwerksmeister Christof Binzler sein Amt im Mai an Günter Gebauer.
Die Zahl der Abschied nehmenden Weggefährten und Ehrenamtsträgern war groß. Bis hinauf zum Präsidenten der Handwerkskammer Ulm, Joachim Krimmer, waren sie nach Meersburg gekommen, wo sie von Neu-Geschäftsführer Wolfgang Künze und Kreishandwerksmeister Günter Gebauer im Schlossgarten hoch über dem See begrüßt wurden.
In „viele frohe Gesichter“schaute Georg Beetz, der zehn Jahre lang Geschäftsführer
der Kreishandwerkerschaft war und sich an unglaublich viele Begegnungen erinnerte. Ein besonderes Kompliment hatte er für sein kleines Team in der Kreishandwerkerschaft parat, das „unheimlich viel bewegt und umgetrieben“habe.
Bedauerlich sei, so Beetz, dass es ihm nicht gelungen sei, in den zehn Jahren die Mitgliederzahl der Kreishandwerkerschaft zu halten. Er appellierte an die noch fernab stehenden Handwerker, Mitglied zu werden und die Innungen zu unterstützen. Positiv registrierte er, die Kreishandwerkerschaft eigenständig in die Zukunft geführt zu haben, was eine „gemeinsame Kraftanstrengung“gewesen sei. Mit einer Gedenkminute gedachte man des kürzlich verstorbenen Handwerkerkollegen Wolfgang Dittrich.
Eine „Sommergala mit Niveau“nannte Mundartkünstlerin und Autorin Ingrid Koch die Verabschiedung und sorgte selbst dafür, dass es eine begeisternde Veranstaltung wurde. Sie hatte sich viel Informationsmaterial über die beiden zu Verabschiedenden
besorgt und über sie grandios aus dem Nähkästchen geplaudert. Der „Herr Beetz“sei ob seiner vielen sportlichen Aktivitäten „quasi nie dahoim“, wusste sie, keine Skipiste und kein Berg, kein Tennisplatz und keine Küche sei vor ihm sicher. Aus letzterer stamme der „Hammer“, nämlich sein „Laupheim Heimat-Menue“. Kein Wunder, meinte sie, denn der „Badener isch än Genuss-Mensch“(Beetz stammt aus Nordbaden).
Ingrid Koch wusste von seinen samstäglichen Müllfahrten, dass er im Büro auch einmal die Füße auf dem Schreibtisch liegen hatte und sein Motto gewesen sei: „des kriegä ma schon naa“. Beetz habe nie mit dem Ego geprahlt und auch anderen den Vortritt gelassen, so, als er einen solchen anderen zuerst aus dem Boot fallen ließAuch über Christof Binzler wusste Ingrid Koch Bescheid. Als bekennendem Oberschwaben liege dem das Handwerk an sich am Herzen. Er beschränke sich allerdings nicht auf das Holz. Die Ausbildung sei ihm immer wichtig gewesen, er sorge sich um Nachhaltigkeit und den Denkmalschutz, greife auf heimische Hölzer zurück, sei geerdet, bodenständig und umgänglich, was man bis in Berlin und Brüssel wisse. Des Schreinermeisters Hobby sei antikes Holz und sein Wissen über Baustile umfasse alle Epochen. Und wenn „irgendwo ä Kirch‘ steht“, dann muss er da rein. Er sei auch ein Sparer, „er kann alles brauchen“. Vorausgesetzt, „der Kruscht koschd nix“. Er lässt „nix verkomme“, er sammelt sogar Papier, wobei man munkelt, „der dreht ‚Kiegele‘ drauß und polstert Särge aus“.
Und stehe eine Oma am Fenster, bestehe die Gefahr, dass sie einen Herzinfarkt bekomme wenn er mit seinem schwarzen Auto daherfahre. Binzler sei auch bei jedem Fest zu treffen, er feiere gern. Und er trage selbst gestrickte Ringelsocken zum schwarzen Anzug. Bei all dem sei er Mensch geblieben, alles Gute, wünschte ihm nicht nur Ingrid Koch, die tosenden Applaus und Begeisterungsrufe für ihren Vortrag erhielt.