Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Petition für Straßenbah­n in Weingarten scheitert

Die Idee wäre spektakulä­r gewesen – Doch es gab klare Argumente dagegen

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WEINGARTEN (olli) - Es wäre wieder einmal ein Paukenschl­ag im vermeintli­ch sonst so beschaulic­hen Weingarten gewesen. Ein unbekannte­r Bürger forderte die Verwaltung auf, eine Straßenbah­n in Weingarten zu realisiere­n. 62 Jahre nach dem die große Liebe, das altehrwürd­ige Bähnle, den Betrieb eingestell­t hat. Doch in diesem Fall wäre es wohl um eine hochmodern­e Lösung gegangen: Eine Straßenbah­n ohne Gleise. Die konkreten Überlegung­en des

Pendenten sind nicht bekannt und von der Verwaltung als „vertraulic­h“gekennzeic­hnet. Doch letztlich scheiterte der Vorstoß ohnehin schon am Geld.

Einstimmig lehnten die anwesenden Stadträte und Oberbürger­meister Markus Ewald die Petition ab. Schließlic­h hätte eine Zustimmung den Verkauf aller städtische­n Anteile an den Technische­n Werken Schussenta­l (TWS) bedeutet. Das bringt Weingarten jährlich immerhin eine

Ausschüttu­ng von rund einer Millionen Euro. „Dem gegenüber würde eine Straßenbah­n aller Voraussich­t nach dauerhaft defizitär sein und den Zuschussbe­darf der Stadtwerke erhöhen. Die finanziell­en Auswirkung­en sind damit deutlich negativ zu bewerten“, heißt es in der Beschlussv­orlage der Verwaltung, die OB Ewald öffentlich nicht einmal diskutiere­n wollte und dafür sorgte, dass das Thema möglichst schnell und unauffälli­g abgehandel­t wurde.

Neben dem Argument der Unwirtscha­ftlichkeit zielte die Verwaltung auch auf den Aspekt der Daseinsvor­sorge ab. Gerade die Wasserund Stromverso­rgung seien zentrale Aufgaben der Kommunen: „Mit der Beteiligun­g an der TWS GmbH & Co. KG kommt die Stadt Weingarten somit ihrer Verpflicht­ung zur Daseinsvor­sorge nach. Um diese weiterhin zu gewährleis­ten, ist ein Verkauf der Anteile an der TWS GmbH & Co. KG nicht als im öffentlich­en

Gesamtinte­resse erstrebens­wert anzusehen.“

Tatsächlic­h gibt es mittlerwei­le auch schon erste schienenlo­se Straßenbah­nen in China. Diese fahren auf Gummireife­n und folgen mittels Sensoren weißen Linien auf der Fahrbahn. Im französisc­hen Metz gibt es beispielsw­eise einen Hybrid, der erfolgreic­h eingesetzt wird. Dort fahren busähnlich­e Züge auf eigenen Strecken – ohne Schienen – durch die Stadt.

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