Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Nur wenig Ärger um Corona-Regeln an Schulen
Trotz einiger Klagen und Drohungen ist die Akzeptanz für Tests und Masken bei Eltern und Schülern groß
RAVENSBURG - Corona-Tests und Masken im Unterricht sind mittlerweile an den Schulen in Baden-Württemberg Alltag. Lehrkräfte berichten von einer hohen Akzeptanz durch Eltern, Schüler und Schülerinnen. Trotzdem kommt es in Einzelfällen zu heftigen Drohungen, diverse Klagen gegen die Vorschriften wurden in der Vergangenheit abgewiesen.
„Die E-Mails mit Drohungen kennt mittlerweile jeder Schulleiter“, sagt Karin Broszat, Realschulrektorin in Überlingen und Vorsitzende des Realschullehrerverbandes BadenWürttemberg. Darin werde neben persönlichen Beschimpfungen etwa angekündigt, man werde die Schule und die Lehrkräfte „zur Rechenschaft ziehen“. Solche Drohungen bestätigen auch die Regierungspräsidien in Karlsruhe und Freiburg. Broszat sagt, sie ignoriere solche Nachrichten inzwischen, meist seien die Verfasser ohnehin anonym. Urheber seien oft Menschen, die sowohl die Maskenpflicht an Schulen, als auch das Testgebot ablehnen würden. Die Rektorin selbst ist froh über die Regelungen zum Infektionsschutz. „Wir haben alle Sorge vor wieder steigenden Inzidenzen im Herbst – und alles ist besser, als wieder rein digitaler Unterricht zu Hause“, sagt sie.
Matthias Schneider, Landesgeschäftsführer und Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Baden-Württemberg (GEW), stimmt zu: „Nicht nur für Lehrerkräfte und Schülerinnen und Schüler ist der Unterricht in der Schule besser, sondern auch für die Eltern“, sagt er. Deshalb sei nach Wahrnehmung der GEW die Akzeptanz für die Regelungen sehr hoch. "Es gibt aber natürlich immer Eltern oder Schülerinnen und Schüler, die die Maßnahmen infrage stellen. Dabei vergreifen sich manche deutlich im Ton.“
Darunter seien auch radikale Corona-Leugner, die allerdings mit lediglich skeptischen Eltern nicht gleichzusetzen seien. Da ohnehin keine Präsenzpflicht herrsche und weiterhin Fernunterricht möglich sei, hätten Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit, den Regelungen auszuweichen. „Die Zahl derer, die tatsächlich zu Hause bleibt, ist aber klein“, sagt Schneider. Auch das zeige die Akzeptanz der Corona-Verordnungen.
Zudem habe sich mit den sinkenden Inzidenzen im Frühsommer und den damit einhergehenden Lockerungen die Lage entspannt. Auch bei der GEW bleibt der Blick Richtung Herbst skeptisch, erste Lockerungen der Maskenpflicht Ende Juni sah die Gewerkschaft kritisch.
Seit Ende Juni gilt bei anhaltender Inzidenz unter 35 keine Maskenpflicht mehr im Unterricht, sofern an der betreffenden Schule innerhalb von 14 Tagen keine Corona-Fälle aufgetreten sind. Nach den Ferien soll, wie die Landesregierung angekündigt hat, allerdings vorerst inzidenzunabhängig das Tragen einer medizinischen Maske wieder zur Pflicht werden. Getestet wird an den Schulen je zweimal in der Woche, das soll auch nach den Ferien aufrechterhalten werden. Durchgeimpfte oder Genesene Schülerinnen und Schüler sind ausgenommen.
Besonders bei der Einführung der Regelungen zu Tests und Maskenpflicht hatten Eltern versucht, gegen die Bestimmungen zu klagen. Das Regierungspräsidium Karlsruhe listet insgesamt sechs Eilanträge gegen die Verordnungen auf, der Regierungsbezirk Tübingen zähle zehn solcher Anträge. In den Regierungsbezirken Freiburg und Stuttgart gab es ebenfalls Eilanträge, genaue Zahlen nannten die Präsidien auf Anfrage nicht. Sämtliche dieser Anträge wurden von den zuständigen Gerichten abgewiesen.