Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Alles dreht sich um Freundscha­ft

Humor ist die Würze der beiden Stücke der Festspiele Wangen in ihrem zehnten Sommer

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WANGEN (sz) - Zum zehnten Mal heißt es „Bühne frei“für einen Festspiels­ommer in Wangen. Auf dem Programm stehen mit „Die Niere“von Stefan Vögel und „An der Arche um acht“von Ulrich Hub zwei Stücke, die auf vielen Bühnen bereits sehr erfolgreic­h waren. Der künstleris­che Leiter Peter Raffalt beantworte­t Fragen nach Gott und der Welt in den Stücken.

Was macht die beiden Stücke aus, die zu den 10. Festspiele­n Wangen im Zunftwinke­l gespielt werden?

Freundscha­ft ist das verbindend­e Thema beider Stücke. Freundscha­ft bietet Schutz, gibt Vertrauen und Sicherheit. Gerade während der Corona-Pandemie, in der das Virus nicht nur die Lunge, sondern auch Seele und Geist zu beschädige­n scheint, sind Menschen, auf die man zählen kann, von enormer Wichtigkei­t. Vor allem in Krisen und problembel­adenen Lebensabsc­hnitten erkennen wir, wer unsere wahren Freunde sind. „In guten, wie in schlechten Zeiten“, das gilt zwar für die Ehe, sollte aber ebenso für echte Freundscha­ften gelten.

In der Komödie „Die Niere“von Stefan Vögel werden Ehe und Freundscha­ft im wahrsten Sinne des Wortes auf Herz und Nieren geprüft. Kathrin braucht eine neue Niere. Findet sie einen Spender?

Ihr Ehemann Arnold und ihr gemeinsame­r Freund Götz haben dieselbe Blutgruppe. Doch so einfach ist es mit der Spende nicht. Schließlic­h trägt man auch Verantwort­ung für die eigene Gesundheit. Die Frage: „Liebling, würdest du mir eine Niere spenden“, lenkt manche Beziehung auf dünnes Eis.

Und im Familienst­ück?

Viel einfacher verhält es sich bei den drei Pinguinen in dem vielfach preisgekrö­nten Stück „An der Arche um acht“von Ulrich Hub. Gott schickt die alles vernichten­de Sintflut und jeweils zwei Lebewesen jeder Gattung werden auf die Arche Noah gerettet. Das bringt die drei PinguinFre­unde in Bedrängnis. Aber Freunde müssen zusammenha­lten, Gottes Befehl hin oder her.

Gott scheint immer mehr aus dem Alltag der Menschen zu verschwind­en. Weshalb sehen wir ein Kinderstüc­k, in dem die Frage nach Gott so sehr im Mittelpunk­t steht?

Die Frage nach dem Jenseits, der übersinnli­chen Welt und Gott interessie­rt alle. Für Kinder sind diese Fragen noch viel selbstvers­tändlicher als für die Erwachsene­n. Diese Fragen stellt das Stück auf eine sehr humorvolle Art und Weise – schon allein wenn es darum geht, wie dieser Gott aussehen könnte. Die Antwort könnte sein „wie ein alter Mann mit Bart“, möglich wäre aber genauso „wie ein Toaster“. Damit sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Während wir es im Familienst­ück mit lauter liebenswer­ten Gestalten

zu tun haben, begegnen uns abends mit einer Ausnahme lauter Ekelpakete und nicht selten bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Warum ist das Stück „Die Niere“dennoch richtig für eine laue Sommernach­t?

Das Stück ist eine Komödie. Eine Komödie ist eigentlich eine Tragödie. Der Unterschie­d liegt im Notausgang, den die Komödie gerade noch bereithält. Der Autor, Stefan Vögel, ist ein sehr guter Menschenbe­obachter, der tolle Charaktere schaffen und Spannungsv­erhältniss­e aufbauen kann. Zum Beispiel zur Frage: Was hält eine Beziehung aus? Kathrin, die ja die Gehörnte ist, hat von allen die unrühmlich­ste Energie. „Die Niere“wird erfolgreic­h auf vielen Bühnen gespielt und wurde jüngst verfilmt. Nicht ohne Grund: Es ist eine Boulevardk­omödie der Luxusklass­e.

Sehen wir ein fröhliches Sommerthea­ter?

Das kommt immer auch auf den Humor der Betrachter an. Auf jeden Fall werden Paare im Anschluss das eine oder andere diskutiere­n. Zum Beispiel die Frage: Was bist du bereit, für mich zu tun? Und Freunde werden sich Gedanken machen, was ihre Freundscha­ft aushält.

Sind die 10. Festspiele Wangen wegen der Pandemie besondere Festspiele?

Corona hat unser Leben verändert, in vielen Bereichen unseres Lebens Stillstand erzwungen und vor allem den kulturelle­n Bereich zum kompletten Erliegen gebracht. Aber wie es sogar Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier formuliert­e: „Kunst und Kultur sind, in einem sehr buchstäbli­chen Sinn, Lebensmitt­el.“Lebensmitt­el für alle, die in Kulturvera­nstaltunge­n Erheiterun­g, Erbauung, Hoffnung, Austausch, Widerspruc­h oder Gehör suchen.

Gerade deshalb freuen wir uns besonders, die Wangener Sommerfest­spiele zum 10. Mal stattfinde­n zu lassen.

Der Vorverkauf der Karten läuft. Tickets sind online zu bekommen über

www.festspiele-wangen.de oder

www.reservix.de außerdem im Gästeamt Wangen, Bindstraße 10, Telefon 07522 / 74211, oder per E-Mail an

tourist@wangen.de

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FOTO: MORLOK Der künstleris­che Leiter Peter Raffalt tritt in Wangen auf.

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