Schwäbische Zeitung (Tettnang)
So lohnt sich Klimaschutz im Eigenheim
Was bei der energetischen Sanierung zu beachten ist
SCHONDORF - Mehr Fördermittel vom Staat auf der einen Seite, gestiegene Materialpreise und proppenvolle Auftragsbücher im Handwerk auf der anderen. Der Zeitpunkt für eine energetische Sanierung des Eigenheims ist so gut wie noch nie und doch schlecht zugleich. Worauf gilt es, bei der Planung besonders zu achten? Und wie klappt die Finanzierung?
Geld vom Staat
Die KfW hat die Zinssätze gesenkt. Kredite für die energetische Sanierung gibt es nun ab einem effektiven Jahreszins von 0,57 Prozent. Photovoltaikanlagen finanziert das Geldhaus mit Zinssätzen ab 0,55 Prozent. Die Kredithöhe bei Komplettsanierungen beträgt bis zu 150 000 Euro je „Wohneinheit“. Tilgungszuschüsse oder direkte Zuschüsse machen je nach Effizienzhausniveau bis zu 75 000 Euro aus. Für Einzelmaßnahmen räumt die Staatsbank Darlehen bis zu einer Höhe von 60 000 Euro pro Wohneinheit ein. Für Dämmmaßnahmen gewährt sie Zuschüsse von 20, für Heiztechnik bis zu 50 Prozent. Das gilt für die gesamten Kosten, einschließlich der Entsorgung von Öltanks und Ölheizung.
Förderbonus
Bei Einzelmaßnahmen, die im Zuge eines „individuellen Sanierungsplans“(iSFP) eines Energieberaters umgesetzt werden, steigt der Tilgungsoder direkte Zuschuss um fünf Prozent. Für die Sanierung der Gebäudehülle springen so bis zu 15 000 Euro heraus. Den iSFP-Bonus gibt es ab der ersten Einzelmaßnahme. Auch wer den Sanierungsfahrplan innerhalb des vorgeschriebenen Zeitraums von 15 Jahren nicht ganz abarbeitet, muss den Bonus nicht zurückzahlen.
Materialkosten
Im Moment funktionierten die weltweiten Lieferketten nur eingeschränkt, erklärt Hans-Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des
Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM). Die Lieferzeiten für Dämmmaterialien und -systeme haben sich „auf bis zu zwei Monate verlängert, und die Preise haben sich um bis zu 30 Prozent erhöht“. Bei manchen anderen Bauprodukten wirken sich Lieferengpässe noch stärker aus. „Wer mit Holz sanieren will, muss schon sehr schlucken, die Preise haben sich vervierfacht“, sagt Barbara Wittmann-Ginzel vom Bundesverband für Gebäude-Energieberater, Ingenieure und Handwerker (GIH).
Handwerkerangebote
Die Beratungsgesellschaft CO2online empfiehlt Hauseigentümern, mindestens drei Angebote von Handwerkern einzuholen und „unbedingt die Gültigkeit und Preisbindung des Angebots zu berücksichtigen“. Angebote gelten wegen der kaum vorhersehbaren Materialpreise
oft nur kurze Zeit und Fördermittelanträge sind mit Wartezeiten verbunden. „Bis die endgültige Förderzusage nicht erfolgt ist, können Hauseigentümer nur auf eigenes Risiko Handwerker beauftragen. Die Angebote sollten entsprechend lange gültig sein“, rät Alexander Steinfeldt von CO2online.
Dämmung
Wo die Gegebenheiten es zulassen, rät Arnold Drewer vom Ipeg-Institut in Paderborn zur Einblasdämmung. Bei diesem Verfahren werden die Dämmstoffpartikel per Luftdruck in den Hohlraum der Gebäudehülle gepresst, also zum Beispiel in ein zweischaliges Mauerwerk oder einen Zwischensparrenraum. „Das geht viel schneller als die Montage von Dämmplatten, die Arbeitskosten sind dadurch geringer“, sagt der Fachmann. Eine nachträgliche Dachsanierung kostet nur einen Bruchteil im Vergleich zur herkömmlichen Dämmung.
Heiztechnik
Die in Neubauten am häufigsten installierten Heizungen sind Wärmepumpen. Die Technik eignet sich auch für Altbauten. „Wärmepumpen bieten sich fast immer an“, sagt die Architektin Barbara Wittmann-Ginzel. Bei Luftwärmepumpen sollte die Heizlast nicht zu hoch sein, so die Energieberaterin. „Liegt sie weit über 20 kW und haben die Heizkörper eine hohe Vorlauftemperatur, stößt die Luftwärmepumpe an ihre Grenzen.“Luftwärmepumpen schneiden beim Vergleich der verbrauchsund kapitalgebundenen Kosten am besten ab. Eine Alternative: „Wenn jemand eine Ölheizung austauscht, bietet sich eine Pelletheizung an. Man hat Platz für das Pelletlager, wenn der Öltank rauskommt“, erklärt die Energieberaterin.