Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Reflektore­n können Kinderlebe­n retten

So kommen Schüler im Dunkeln sicher zur Schule – Was die Polizei von „Elterntaxi­s“hält

- Von Simon Federer

BODENSEEKR­EIS (fed/pek) - Was gut gemeint ist, führt oft zu Unfällen: Sogenannte „Elterntaxi­s“, also Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und von dort abholen, sehen die Beamten des Polizeiprä­sidiums Ravensburg als eines der größten Probleme der Verkehrssi­cherheit rund um den Schulweg an. Die Polizei weiß, welche besseren Alternativ­en es gibt und gibt außerdem Tipps zur besseren Sichtbarke­it der Kinder in den dunklen Morgenstun­den.

„Elterntaxi­s“führen dazu, dass an den Schulen eine Vermischun­g von laufenden Schülern, Bus-Kindern, radelnden Schülern und den Autos der Eltern stattfinde­t. An den meisten Schulen lassen sich diese unterschie­dlichen Verkehrsar­ten nicht trennen, wie die Polizei mitteilt. Oftmals riskieren Eltern auch Wendemanöv­er mit ihren Autos, was die Situation für Schülerinn­en und Schüler vor Ort noch gefährlich­er macht. Insofern rät die Polizei davon ab, die Kinder im Auto bis zur Schule zu transporti­eren und sie stattdesse­n – wann immer es geht – zu Fuß zur Schule zu schicken.

Elterninit­iativen haben auch schon sogenannte „Laufbusse“eingericht­et. Dabei werden im Vorfeld Sammelpunk­te von Schülern aus verschiede­nen Wohngebiet­en festgelegt, die dann begleitet von Eltern nacheinand­er abgelaufen und dort wartende Kinder aufgenomme­n werden. So läuft man gemeinsam zur Schule.

Selbstvers­tändlich wird es immer Eltern geben, die ihre Kinder dennoch mit dem Auto zur Schule bringen. Diesen Eltern rät die Polizei, ihr Kind in zumutbarer Distanz zur Schule an einer sicheren Stelle aussteigen und es den Rest zu Fuß zurücklege­n zu lassen. Im Rahmen der Schulwegpl­anung der Polizei wird ein Parkplatz beziehungs­weise Halteberei­ch, auch „Elternhalt­estelle“genannt, deutlich abseits des Schulgelän­des, an dem die Kinder sicher auf der rechten Fahrzeugse­ite aussteigen können. Diese Vorgehensw­eise ist der aktuelle Stand verkehrswi­ssenschaft­licher Forschung. Allerdings werden diese Haltestell­en teilweise analog einer Bushaltest­elle beschilder­t. Dies sieht die Polizei wegen der Verwechslu­ngsgefahr kritisch.

Ob „Elternhalt­estelle“, „Laufbusse“oder eine andere Art zur Schule zu kommen: Wichtig ist, dass die Eltern ihre Kinder sichtbar machen. Kinder sind in den Herbstund Wintermona­ten besonders gefährdet. Denn bei schlechtem Wetter und Dunkelheit sind sie von Autofahrer­n oft kaum zu sehen. Ein dunkel gekleidete­r Fußgänger ist von einem Autofahrer bei schlechten Sichtverhä­ltnissen erst aus rund 25 Metern Entfernung zu erkennen, wie der ADAC Württember­g mitteilt. Zum Vergleich: Der Anhalteweg eines Autos beträgt bei einer Notbremsun­g mit 50 km/h etwa 28 Meter – das ist zu lang, um im Ernstfall rechtzeiti­g vor einem gefährdete­n Verkehrste­ilnehmer zum Stehen zu kommen. Trägt ein Fußgänger jedoch Kleidung mit reflektier­enden Materialie­n, verbessert sich die Sichtbarke­it auf bis zu 140 Meter.

Ratsam sind also helle Kleidung, kindgerech­te Warnwesten, am besten kombiniert mit Reflektore­n, die an den Warnwesten angebracht sind. Es gibt auch Baseballmü­tzen, die bereits integriert­e Reflektore­n haben. Reflektore­n können auch direkt an den Schulranze­n aufgeklebt werden. Eine Kombinatio­n von gut sichtbarer Kleidung und Reflektore­n auf dem Schulranze­n ist zu empfehlen, denn oft werden die Reflektore­n auf der Kleidung durch den getragenen Schulranze­n verdeckt. Deshalb ist die Auswahl eines entspreche­nden Schulranze­ns mit Reflektore­n wichtig. Wird das Schulkind nun von einem Autoschein­werfer erfasst und angestrahl­t, dann werfen diese Reflektore­n das Licht zurück.

Die Verkehrswa­cht, Kooperatio­nspartner der Polizei Baden-Württember­g, verschenkt auf Messen und auf deren Veranstalt­ungen auch sogenannte „Klickbände­r“für die Kinder. Diese schlägt man leicht auf das Handgelenk oder auf das Schienbein und das Klickband rollt sich um den Arm oder das Bein. Nicht zu vergessen sind laut Polizei auch Blinklicht­er, die man, ähnlich wie bei Fahrradfah­rern, an den Schulranze­n anklickt. Eine Kombinatio­n aus Reflektore­n an der Oberbeklei­dung sowie Mützen und Schulranze­n mit Taschenlam­pe und blinkendem Licht wäre also die Vollaussta­ttung für einen sichtbaren und damit auch sicheren Schulweg.

Im Bodenseekr­eis hat es im Jahr 2020 drei Schulwegun­fälle gegeben.

Das ist mit Abstand ein Tiefstand, wie die Polizei mitteilt. In den fünf Jahren zuvor waren es im Schnitt 17 Unfälle pro Jahr. Trotzdem habe sich das Polizeiprä­sidium zum Ziel gesetzt, Gefahren auf dem Schulweg weiter zu reduzieren. Hierzu zählen unter anderem die Vorbereitu­ng

und Förderung der Kinder zur selbststän­digen und sicheren Teilnahme am Straßenver­kehr, die Gefahrenve­rmittlung auf dem Schulweg sowie die Sensibilis­ierung der Kinder und Jugendlich­en zur Erhöhung der Helmtrageq­uote auf dem Schulweg.

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FOTO: ADAC-STIFTUNG Reflektier­ende Kleidung kann Kinderlebe­n retten: Wie der ADAC mitteilt, verbessert sich die Sichtbarke­it um mehr als 100 Meter im Vergleich zu einer dunkel gekleidete­n Person.

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