Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Im kleineren Kreis verzaubert
Zauberer Julian Button begeistert sein Publikum am Gleis 1 – Beim Ticketverkauf ist noch Luft nach oben
MECKENBEUREN - Beim Neustart am Gleis 1 hat es zwar bisher noch kein ausverkauftes Haus gegeben – aber einen zauberhaften Abend, bei dem Julian Button das Publikum von Anfang an zum Mitklatschen und Mitzaubern brachte. Die Zuschauer ließen sich mit Vergnügen austricksen und hatten viel zu lachen.
Am Eingang bekamen alle Zuschauer eine Karte mit der Aufschrift „Bitte nicht umdrehen“. Das verführte natürlich dazu, genau das zu tun und schon hatte Zauberer Julian Button seine Gäste zum ersten Mal ausgetrickst. Wirft er jetzt wirklich diesen schweren Stein in den Zuschauerraum? – diese Frage stellte sich mancher. Doch der Felsen war – schon wieder ausgetrickst – aus Schaumstoff. Julian Button wirft damit dem Publikum die Bälle zu und lädt zum Mitmachen ein.
So schafft er es, dass die Zuschauer von Anfang an voll dabei sind, Freiwillige auf der Bühne bei Zaubertricks assistieren oder dem Illusionist Zahlen zum Erraten und Rätsel zur Lösung aufgeben. Das Publikum lacht herzlich, wenn bei rasanten Seiltricks und Kartenkunststücken scheinbar etwas schiefgeht. Hoppla – schon wieder reingefallen. Das Ass liegt doch ganz unten. Das Seil war doch noch vollständig. So manches taucht, wie es sich für einen Zauberer gehört, ganz überraschend ganz woanders auf. Der
Schuh des Künstlers, zum Beispiel, plötzlich in einer Tüte, die Guiseppe und Maria aus der ersten Reihe doch sorgfältig im Auge behalten sollten.
„Wie hat er das gemacht?“, fragen sich die Zuschauer in der Pause. Viele von denen, die es an diesem Abend in den Kulturschuppen zog, entpuppen sich als Fans der magischen Kunst. „Das hab ich doch schon mal gesehen“, fachsimpeln sie untereinander und mutmaßen, dass der Künstler, der plötzlich nicht mehr in einem violetten, sondern in einem weißen Hemd auf der Bühne steht, den rasend schnellen Kostümwechsel irgendwie bewerkstelligte, als er sein Sakko ablegte.
Button rät den Namen des ersten Kuscheltiers einer Besucherin. Hat er seine Zuschauer ausgetrickst und einen sprachgesteuerten Drucker unter dem Karton versteckt? Nein! Auch das Gerät entpuppt sich als Attrappe aus Pappmaché. Bei einem Kartenkunststück macht der ganze Saal mit. Und als fingerfertiger Schattenspieler lässt Button zum Schuss einen ganzen Zoo auf der Leinwand entstehen. Begeistert verlangen die Zuschauer eine Zugabe.
Am Künstler lag es sicher nicht, dass für diesen Abend nur 31 Karten verkauft wurden – online über Ticket Regional, bei der Tourist-Info im Bahnhof oder einige wenige an der Abendkasse. Erschienen waren viele Geimpfte, wie die Kontrollen am Eingang ergaben, nur wenige junge Menschen und kaum Kinder.
„Das darf schon noch mehr werden“, findet Kathrin Schütz von der Bürgerservice Meckenbeuren GmbH, die als Veranstalter den Zauberer aus Hamburg nach Meckenbeuren auf die Bühne holte. „Die Menschen müssen sich erst wieder daran gewöhnen, dass Veranstaltungen stattfinden, und erst mal wieder warm werden mit Kultur“, glaubt sie. Ein Flyer soll bald wieder eine breitere Öffentlichkeit ansprechen und über das Programm am Gleis 1 informieren. Auch die digitale Datenerfassung für den Kartenverkauf an der Abendkasse werde noch verbessert, verspricht der Kulturkreis. Für die neue Technik war es ein wichtiger Probelauf, für die Gäste ein unterhaltsamer und kurzweiliger Abend.