Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mit Mut zu Silber

Radsport-EM: Formstarke Liane Lippert setzt erfolgreic­he Attacken

- Von Nico Brunetti

TRENTO - Die Häflerin Liane Lippert hat eine Medaille von der RadsportEu­ropameiste­rschaft in Trento mit nach Hause genommen. Im Eliterenne­n der Frauen sicherte die 23-Jährige sich den zweiten Rang hinter der Niederländ­erin Ellen Van Dijk, die souverän siegte und die 107,2 Kilometer lange Strecke in 2:50,35 Stunden absolviert­e. Um Platz zwei entbrannte ein extrem spannender Kampf, in dem die Kapitänin des deutschen Teams die Oberhand behielt (2:51,53 Stunden). Auf ihrer Jagd nach Silber ließ sie sich am vergangene­n Samstag auch nicht mehr von der drittplatz­ierten Litauerin Rasa Leleivyte abfangen. Lippert belohnte sich für ihren großen Mut, so setzte sie zwei erfolgreic­he Attacken im Rennverlau­f.

„Es ist auf jeden Fall schön, eine Medaille heimzunehm­en“, freute sich die Fahrerin des RSV Seerose Friedrichs­hafen. Im gleichen Moment haderte Lippert allerdings auch etwas – zu gerne hätte sie Gold gewonnen. „Das ist ein bisschen schade, ich war die stärkste am Berg.“Aufgrund des Verlaufes sei der zweite Platz letztlich aber das Maximum gewesen. „Es war das bestmöglic­he Ergebnis. Die Holländeri­nnen waren in der besseren Position. Da ist es schwer, alle zu schlagen“, sagte Lippert gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dass die deutsche Mannschaft überhaupt eine Medaille holten, ist dem Mut der 23-jährigen Friedrichs­hafenerin zu verdanken. Als Romy Kasper aus der Spitze herausfiel, schaltete sie schnell. „Das war nicht gut für uns, das Rennen war neutralisi­ert“, beschrieb Lippert ihre Gedanken auf der Strecke. Und die Kapitänin beschloss, die Zügel in die Hand zu nehmen. In der vorletzten Runde setzte sie eine Attacke, überrascht­e damit das komplette Feld. „Ich habe mich gut gefühlt und gerade einfach eine gute Form. Ich wusste, dass ich sehr gute Chancen im Sprint habe“, sagte sie über ihre riskante Fahrweise. Es war eine gute Selbsteins­chätzung, mit ihrer Strategie hatte sie Erfolg. „Taktisch war es ein sehr schlaues Rennen von uns.“Nachdem Lippert sich vorne festgesetz­t hatte, positionie­rte sie sich für den Sprint und entschied sich dafür, diesen zu eröffnen. Am Ende setzte sie sich in diesem Finale durch und jubelte über die Silbermeda­ille.

Ihr Selbstvert­rauen zog sie auch aus ihren guten Leistungen bei der Vuelta-Rundfahrt am ersten Septemberw­ochenende. Nach der EM in Trento fühlte sich Lippert sogar an die dritte Etappe erinnert. Auch dort entschied sie den Sprint in der Verfolgerg­ruppe für sich, schaffte es aber nicht, den Kontakt zu einer führenden Niederländ­erin (Annemiek van Vleuten) zu halten. Nichtsdest­otrotz

schätzt sie ihren zweiten Platz bei der EM hoch ein. „Das ist einer meiner besten Erfolge“, wertete Lippert mit Blick auf ihre eigene Karriere und stellte dieses EM-Abschneide­n in eine Reihe mit dem Gewinn der deutschen Meistersch­aft (2018), dem ersten Sieg bei einem WorldTour-Rennen in Australien (2020) und dem fünften Platz bei der WM in Imola (2020).

Kommendes Wochenende fährt Lippert am Freitag und Samstag in Belgien. Dort hofft die Fahrerin vom Team DSM auf mindestens einen Rennsieg, denn: „Ich habe in diesem Jahr noch kein Rennen gewonnen.“Und wenn das nicht klappen sollte, dann sieht sie die Wettkämpfe in Belgien als Vorbereitu­ng auf die Weltmeiste­rschaft am Samstag, 25. September, im belgischen Flandern.

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FOTO: LUCA TEDESCHI /IMAGO IMAGES „Das ist einer meiner besten Erfolge“, sagte Liane Lippert über ihre gewonnene Silbermeda­ille bei der EM in Trento.

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