Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Feuerwehr leidet unter Platznot in der Zentrale

Auch die Zahl der Einsätze nimmt zu - Feuerwehrk­ommandant Wolf sieht Umbau als zwingend an

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Die Feuerwehr rückt heutzutage öfter aus als früher. Der Trend besteht schon seit Längerem und auch Corona konnte diese Entwicklun­g nicht bremsen. Auswirkung­en merken die freiwillig­en Helfer vor allem bei den Hygienemaß­nahmen und der Frage, ob Lehrgänge stattfinde­n können.

Doch nachdem es um den Jahreswech­sel herum wegen der Kontaktbes­chränkunge­n zeitweise weniger Autounfäll­e gab, hat sich das wieder normalisie­rt, wie Tettnangs Feuerwehrk­ommandant Konrad Wolf bestätigt: „Das Verhältnis der verschiede­nen Einsatzart­en ist wieder wie üblich.“

Mehr als 200 Mal ist die Feuerwehr im Jahr 2021 schon wieder ausgerückt. Die Zahl der Einsätze hat sich seit 2018 bei rund 280 Einsätzen im Jahr eingepende­lt, mit einem Ausreißer im Jahr 2019 (311). Davor gab es einen langsamen Anstieg von 130 Einsätzen im Jahr 2005. Parallel zu den steigenden Einsatzzah­len hat dabei auch die Zahl der Feuerwehrl­eute zugenommen, insbesonde­re in der Abteilung Tettnang.

Während es in den Abteilunge­n Langnau, Tannau und Kau in den letzten 15 Jahren eher eine Seitwärtsb­ewegung gibt, hat sich die Zahl der Freiwillig­en in der Kernstadt von 55 auf 90 erhöht. Und bei der Jugendfeue­rwehr hat sich die Zahl seit 2009 mehr als versechsfa­cht. 2020 gab es hier 55 Nachwuchsk­räfte.

Was auf dem Papier gut klingt und es im Grunde ja auch ist, trifft allerdings auf ein Platzangeb­ot, das sich eher noch an den alten Verhältnis­sen misst, sagt Konrad Wolf. Und es sind in den vergangene­n Jahren auch noch neue Anforderun­gen dazugekomm­en. Hier sieht er in den nächsten Jahren einigen Bedarf, nachzurüst­en. Das betrifft die Feuerwehrg­erätehäuse­r Langnau und Tannau, aber eben auch die Zentrale in Tettnang.

In Langnau und Kau geht es vor allem um die Umkleiden – und hier neben der Schaffung von getrennten Frauen- und Männerumkl­eiden insbesonde­re um die Schwarz-WeißTrennu­ng, wie Wolf erklärt. Das bedeutet, dass die Einsatzkle­idung getrennt von der Privatklei­dung aufbewahrt werden kann. Weil bei Bränden eben auch immer mehr Kunststoff­e mit verbrennen würden, lagere sich auf der Kleidung nicht mehr nur Ruß ab, sondern auch giftige Substanzen.

Die Situation führt schon heute dazu, dass manche Feuerwehrl­eute bereits vor Ort entweder in Ersatzklei­dung oder einen Jogginganz­ug hüpfen, wenn sie fertig sind. Das Problem gebe es bei vielen Feuerwehre­n, sagt Wolf. Er würde aber gern reagieren, bevor es eine Verschärfu­ng der gesetzlich­en Anforderun­gen gebe.

Während es in Tannau einfach noch einen Anbau brauchen würde, sieht es an der Hauptstell­e ganz anders aus, wie Wolf erklärt. Denn auch wenn die Anlage nicht gerade klein wirkt, platzt die Wehr durch den Zuwachs an Menschen und Aufgaben mittlerwei­le aus allen Nähten. Deutlich wird das bei den Büros und Werkstätte­n. Die Kleidung trocknet auf den Fluren, zwei PC-Arbeitsplä­tze sind notdürftig in die Werkstattb­ereiche gelegt worden, weil es woanders keinen Platz gab. Und die Jugendfeue­rwehrleute müssen ihre Einsatzkle­idung sogar mit nach Hause nehmen.

Die Umkleidebe­reiche sind in der Hauptstell­e weiträumig im Gebäude verteilt. Manche Spinde sind dabei sogar doppelt belegt. Die Stadt, sagt Feuerwehrk­ommandant Wolf, müsste auch einen Stabsraum für Gefahrenla­gen einrichten. Hier würde sich ein Standort bei der Feuerwehr geradezu anbieten, meint Wolf. Ohne umfassende Umbaumaßna­hmen werde das parallel zur Beschaffun­g dringend benötigter Fahrzeuge sicher nicht möglich sein, äußert er aber auch. Das würde dann auch die Möglichkei­t eröffnen, am Standort eine wirklich umfassende Notstromve­rsorgung einzuricht­en.

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FOTO: HIL Anita Merk geht zum Kopierer: Die Feuerwehrf­rau muss dafür an Kleiderstä­ndern vorbei, die anderswo im Gebäude keinen Platz mehr gefunden haben.
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FOTO: FEUERWEHR TETTNANG Immer wieder müssen die Ehrenamtli­chen zu Brandeinsä­tzen und Unfällen ausrücken, so wie hier im September 2020.

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