Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Feuerwehr leidet unter Platznot in der Zentrale
Auch die Zahl der Einsätze nimmt zu - Feuerwehrkommandant Wolf sieht Umbau als zwingend an
TETTNANG - Die Feuerwehr rückt heutzutage öfter aus als früher. Der Trend besteht schon seit Längerem und auch Corona konnte diese Entwicklung nicht bremsen. Auswirkungen merken die freiwilligen Helfer vor allem bei den Hygienemaßnahmen und der Frage, ob Lehrgänge stattfinden können.
Doch nachdem es um den Jahreswechsel herum wegen der Kontaktbeschränkungen zeitweise weniger Autounfälle gab, hat sich das wieder normalisiert, wie Tettnangs Feuerwehrkommandant Konrad Wolf bestätigt: „Das Verhältnis der verschiedenen Einsatzarten ist wieder wie üblich.“
Mehr als 200 Mal ist die Feuerwehr im Jahr 2021 schon wieder ausgerückt. Die Zahl der Einsätze hat sich seit 2018 bei rund 280 Einsätzen im Jahr eingependelt, mit einem Ausreißer im Jahr 2019 (311). Davor gab es einen langsamen Anstieg von 130 Einsätzen im Jahr 2005. Parallel zu den steigenden Einsatzzahlen hat dabei auch die Zahl der Feuerwehrleute zugenommen, insbesondere in der Abteilung Tettnang.
Während es in den Abteilungen Langnau, Tannau und Kau in den letzten 15 Jahren eher eine Seitwärtsbewegung gibt, hat sich die Zahl der Freiwilligen in der Kernstadt von 55 auf 90 erhöht. Und bei der Jugendfeuerwehr hat sich die Zahl seit 2009 mehr als versechsfacht. 2020 gab es hier 55 Nachwuchskräfte.
Was auf dem Papier gut klingt und es im Grunde ja auch ist, trifft allerdings auf ein Platzangebot, das sich eher noch an den alten Verhältnissen misst, sagt Konrad Wolf. Und es sind in den vergangenen Jahren auch noch neue Anforderungen dazugekommen. Hier sieht er in den nächsten Jahren einigen Bedarf, nachzurüsten. Das betrifft die Feuerwehrgerätehäuser Langnau und Tannau, aber eben auch die Zentrale in Tettnang.
In Langnau und Kau geht es vor allem um die Umkleiden – und hier neben der Schaffung von getrennten Frauen- und Männerumkleiden insbesondere um die Schwarz-WeißTrennung, wie Wolf erklärt. Das bedeutet, dass die Einsatzkleidung getrennt von der Privatkleidung aufbewahrt werden kann. Weil bei Bränden eben auch immer mehr Kunststoffe mit verbrennen würden, lagere sich auf der Kleidung nicht mehr nur Ruß ab, sondern auch giftige Substanzen.
Die Situation führt schon heute dazu, dass manche Feuerwehrleute bereits vor Ort entweder in Ersatzkleidung oder einen Jogginganzug hüpfen, wenn sie fertig sind. Das Problem gebe es bei vielen Feuerwehren, sagt Wolf. Er würde aber gern reagieren, bevor es eine Verschärfung der gesetzlichen Anforderungen gebe.
Während es in Tannau einfach noch einen Anbau brauchen würde, sieht es an der Hauptstelle ganz anders aus, wie Wolf erklärt. Denn auch wenn die Anlage nicht gerade klein wirkt, platzt die Wehr durch den Zuwachs an Menschen und Aufgaben mittlerweile aus allen Nähten. Deutlich wird das bei den Büros und Werkstätten. Die Kleidung trocknet auf den Fluren, zwei PC-Arbeitsplätze sind notdürftig in die Werkstattbereiche gelegt worden, weil es woanders keinen Platz gab. Und die Jugendfeuerwehrleute müssen ihre Einsatzkleidung sogar mit nach Hause nehmen.
Die Umkleidebereiche sind in der Hauptstelle weiträumig im Gebäude verteilt. Manche Spinde sind dabei sogar doppelt belegt. Die Stadt, sagt Feuerwehrkommandant Wolf, müsste auch einen Stabsraum für Gefahrenlagen einrichten. Hier würde sich ein Standort bei der Feuerwehr geradezu anbieten, meint Wolf. Ohne umfassende Umbaumaßnahmen werde das parallel zur Beschaffung dringend benötigter Fahrzeuge sicher nicht möglich sein, äußert er aber auch. Das würde dann auch die Möglichkeit eröffnen, am Standort eine wirklich umfassende Notstromversorgung einzurichten.