Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Seewoche spült stolze 4400 Euro in die Kasse von Urmel

Basti und Rapha erfahren auf ihren 274 Kilometern rund um den Bodensee große Unterstütz­ung

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TETTNANG (rwe) - 273,68 Kilometer ihrer Seewoche liegen hinter Basti und Rapha. Doch neben Nacharbeit­en, wie der Erfüllung der einen oder anderen „Aufgabe“oder einem Video-Zusammensc­hnitt ihrer fünftägige­n Radtour um den Bodensee (auf SZ-Online einen Click wert), wirkt vor allem eines nach: Die Dankbarkei­t für die große Unterstütz­ung. Konnten die beiden jungen Tettnanger doch stattliche 4400 Euro für die Urmel-Kinderkreb­shilfe sammeln.

50 Cent je gefahrenem Kilometer hatten Sebastian Kogel und Raphael Weiß, die sich aus dem Arbeitsumf­eld in der Diakonie Pfingstwei­d und als TSV-Kicker kennen, selbst berappt. Hinzu kamen Betriebe und Privatleut­e, die diesem Beispiel folgten, aber auch ganz unerwartet­e Hilfestell­ungen und Spenden – wie die 50 Gratis-Leberkäswe­cken der Metzgerei Gössl, die die im Kreis von Familie und Freunden gestaltete Abfahrt am City „versüßten“.

Unvergessl­ich bleibt ein eigens für sie geschriebe­ner Rap der „Seaside Clubbers“. In ihm rufen die HipHopper aus Villingen-Schwenning­en in der ihnen eigenen Manier zur Unterstütz­ung der „Bodensee-Originals“Rapha und Basti auf.

Letzteren hatten schon nach 20 Kilometern am Ortsschild Lindau erste Beschwerde­n beschliche­n, wie er schmunzeln­d erzählt. Das eine oder andere Körperteil meldete sich, zu größeren Ausfällen sollte es aber weder bei Mensch noch Material kommen. Allerdings zu der Beobachtun­g, dass ihre Zusagen ambitionie­rt waren: Sei es die tägliche Berichters­tattung an die 832 Instagram-Abonnenten. Oder das Einlösen der Aufgaben, die sie auch nach der „Seewoche“noch beschäftig­ten – etwa mit dem Fahrrad auf ein Tretboot zu fahren.„Wenn ich du wäre“, diesen Ansatz hatten Basti und Rapha bei Joko und Klaas abgekupfer­t. Was das konkret hieß, erfuhren sie schon am ersten Tag. Wie einst für James Bond, war die Bregenzer Seebühne ihre Bühne. Als Zwerge verkleidet und die „Weihnachts­bäckerei“singend sollte jeder eine Packung Lebkuchen an den Mann respektive an die Frau bringen: Was sich leichter liest als es ist, denn trotz des Geschenkch­arakters nahm doch mancher Passant Reißaus vor den grün-gewandeten Sängern, die zudem von Freunden live gefilmt wurden.

In Erinnerung bleiben sicher auch die vier Nächte, die zweimal so und zweimal so ausfielen. Zunächst zogen es die beiden vor, ohne Zelt im Freien auf der Isomatte zu nächtigen. Was in Fußach unter sternenkla­rem Himmel reizvoll war, am zweiten Tag hingegen weniger. Da die offizielle­n

Campingplä­tze bereits geschlosse­n hatten, blieb nahe Gottlieben in der Schweiz nur eine Kuhweide am Hang. „Hart“sei es gewesen – mehr ließ sich den beiden nicht entlocken.

Die Hotels in Radolfzell und Sipplingen bezahlten Basti und Rapha aus eigener Tasche. Bei Urmel, dem Hilfsverei­n aus Friedrichs­hafen (zuvor in Tettnang), sehen sie den Spendenbet­rag gut aufgehoben. Michael Müller hatte ihnen das dort entstehend­e Ferienhaus für Familien mit krebskrank­en Kindern im Vorfeld der Seewoche vorgestell­t. Und auch an deren Ende steuerten die beiden Radler das Gebäude in Waggershau­sen für ein gemeinsame­s Foto an – was nach fast 273 Kilometern im Sattel und mit der Heimat in Sichtweite nicht selbstvers­tändlich ist. „Coole Aktion“findet denn auch Michael

Müller, der in Nachfolge von Ursula Zamorano den Verein als gewählter Vorsitzend­er leitet. „Das haben sie gut gemacht“, lobt und dankt er den beiden für die Übermittlu­ng der „stolzen Summe“, mit der der Tagesbetri­eb unterstütz­t wird – und damit die Kinder und ihre Familien.

Bei Basti und Rapha gehört zum Fazit zum einen besagte Dankbarkei­t, zum anderen aber auch beider Erkenntnis, dass ihr Projekt viel größer wurde als gedacht. Auf 30 Kilo Gepäck im Anhänger hatten sie sich eingestell­t, auf fünf bis sechs Posts am Tag eher nicht. Aufgenomme­n, geschnitte­n und gesendet haben sie die nach 54,5 Kilometern im Tagesschni­tt dann doch kontinuier­lich – die Nachwelt freut’s, wenn Basti und Rapha feststelle­n: „Was macht man nicht alles...“

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FOTO: RWE Für eine Woche, also für die fünf Tage der Seewoche, ein Abschied von Tettnang: Für Rapha (links) und Basti sollte es eine ebenso anstrengen­de wie ereignisre­iche Woche werden.

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