Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Viel weiter weg als gedacht
Volleyballer des VfB Friedrichshafen sind in der Bundesliga chancenlos gegen Berlin
NEU-ULM - Mark Lebedew hat sich am späten Samstagabend in NeuUlm nur über die Kulisse in der Ratiopharm-Arena freuen können. 1403 Zuschauer waren ins Exil des VfB Friedrichshafen gekommen, um das Topspiel der Volleyball-Bundesliga gegen die Berlin Recycling Volleys zu sehen. Viele – vor allem aufseiten des VfB – hatten sich eine spannende Partie gewünscht. Es wurde jedoch von Beginn an eine äußerst einseitige Angelegenheit. Gegen die Berliner Stärke hatte Friedrichshafen am Samstag viel zu wenig entgegenzusetzen.
So konnte Lebedew an positiven Dingen nur festhalten: „Die Stimmung in der Halle war sehr gut, das fand ich super“, meinte der VfB-Trainer über die lautstarke Unterstützung von den Rängen. „Wir haben den Fans aber leider nicht viel zurückgegeben“, musste Lebedew eingestehen. Die Berliner, bei denen Lebedew von 2010 bis 2015 die Verantwortung hatte, fegten regelrecht über den VfB hinweg. 0:3 (18:25, 18:25, 18:25) hieß es nach nicht einmal 80 Minuten Spielzeit. „Wir waren nicht auf dem Level, auf dem wir sein können“, meinte Dejan Vincic, der nach seiner Verletzung wieder für den VfB spielen konnte. „Berlin war viel besser, wir müssen uns steigern, um unsere Ziele zu erreichen.“
Nach nur drei Saisonspielen und bereits zwei Niederlagen hat Friedrichshafen schon sechs Punkte Rückstand auf Berlin. Beim amtierenden Meister saßen in Benjamin Patch und Anton Brehme zwei Topspieler nur draußen, Timothée Carle und Samuele Tuia waren überhaupt nicht mit dabei. Dennoch zeigten die Berliner eindrucksvoll, wer in Deutschland die Nummer 1 im Volleyball ist.
Wie schon in Frankfurt hatten die Häfler auch gegen Berlin große Probleme in der Annahme. Ein Grund war sicher, dass Libero Blair Bann erneut verletzt passen musste. „Wir haben in der vergangenen Woche teilweise nur mit acht Spielern trainiert, das ist dann natürlich schwierig“, sagte Zuspieler Vincic. Als Ausrede wollte das der slowenische Vize-Europameister
aber nicht gelten lassen. „Wir wollten gegen Berlin das Beste zeigen, das haben wir aber nicht geschafft.“
Vincic musste häufig weite Wege gehen, um nach der Annahme seiner Mitspieler an den Ball zu kommen. Auf der anderen Seite kamen die Bälle meist punktgenau zu Sergej Grankin. Und der russische Zuspieler der Berliner zeigte seine Weltklasse und verteilte die Bälle am Netz ganz stark. Die Angreifer nutzten die Zuspiele auch konsequent – speziell Marek Sotola war in Topform und erzielte 19 Punkte. Beim VfB war Simon Hirsch mit zwölf Punkten der beste Angreifer, doch auch der deutsche Nationalspieler machte einige Fehler oder blieb am Berliner Block hängen. Daniel Muniz (vier Punkte) und Vojin Cacic (sieben Punkte) hatten einen ganz schwachen Abend erwischt. „Ich dachte, dass wir schon ein Stück weiter sind“, meinte VfBTrainer Lebedew.
Direkt nach der Partie und den Ehrungen der besten Spieler verließen die Friedrichshafener fast schon fluchtartig die Halle und gingen in die Kabine. Die Berliner dagegen dehnten sich auf dem Feld, sie lachten – Friedrichshafens Ex-Mittelblocker Nehemiah Moté unterhielt sich mit VfB-Mitarbeitern. So hatten sich die Häfler das erste Duell dieser Saison gegen die BR Volleys natürlich nicht vorgestellt. Sie hatten gehofft, dass sie den Favoriten ähnlich erwischen könnte wie zu Beginn der vergangenen Saison, als es in der Zeppelin Cat Halle A1 einen 3:0-Heimsieg gegeben hatte.
Am Samstag jedoch, 100 Kilometer von der Heimat entfernt, waren die Rollen klar verteilt. Den Friedrichshafenern blieb nur die unfreiwillige Rolle als staunende Beobachter der Berliner Extraklasse. „Sie waren sehr gut“, sagte Lebedew. Das konnte er von seiner Mannschaft nicht behaupten. Lebedew versprach aber schon mal: „Das nächste Spiel wird von unserer Seite viel besser.“Das muss es aber auch, damit der VfB nicht früh in der Saison den Anschluss nach oben verliert.
Verbandsliga, 13. Spieltag:
FSV Hollenbach – VfB Friedrichshafen 4:0 (2:0).
– Tore: 1:0 Hannes Scherer (11.), 2:0 Michael Kleinschrodt (16.), 3:0 Samuel Schmitt (78.), 4:0 Scherer (84.) – Schiedsrichter: Maximilian Jäger – Zuschauer: 250 – VfB: Holzbaur – Staudacher, Blaser, Rauscher (46., Scheike), Weissenbacher, Neu, Steinhauser, Erbas, Schmid (71., Roth), Genua (46., Booch), Hohmann (86., Stratmann).
TSV Essingen – TSV Berg 1:0 (1:0).
– Tor: 1:0 Yusuf-Serdar Coban (34.) – Schiedsrichter: Marc Packert – Zuschauer: 200 – TSV: A. Constantinescu – Fäßler, D. Costantinescu, Maucher, Schuler (72. Aras) – Su, Gbadamassi (76. Fetscher), Friedrich, Munteanu (66. Demircan), Pfaumann – Maurer (59. König).
1. FC Heiningen – FC Wangen 2:1 (2:1).
– Tore: 0:1 Okan Housein (15.), 1:1 Robin Reichert (21.), 2:1 Florijan Ahmeti (39.) – Schiedsrichter: Matthias Wituschek – Zuschauer: 150.