Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Zug ist abgefahren

Zwischen Zügen und Bahnhöfen: Stephan Thomae (FDP) schafft es in die ZDF-Heute-Show

- Von Ronja Straub

LINDAU - Falls die FDP ein Phrasensch­wein hat, muss Stephan Thomae es jetzt ordentlich füttern. Weil der FDP-Bundestags­abgeordnet­e aus dem Wahlkreis Oberallgäu, in einem Video-Interview mit der „Welt“immer wieder eine Zug-Metapher einsetzt, um die Sondierung­sgespräche zu erklären, schafft er es in Oliver Welkes Satire-Sendung Heute-Show im ZDF. Mittlerwei­le kann auch er darüber lachen.

Stephan Thomae fährt viel Zug. Wenn der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der FDP zwischen seiner Heimat Kempten und seinem Arbeitspla­tz im Reichstag in Berlin pendelt, dann setzt er sich nur selten ins Flugzeug. Noch seltener fährt er mit dem Auto. So ist es auch in diesem Tagen – wenn in Berlin die Ampel-Sondierung­sgespräche stattfinde­n und ab Donnerstag koaliert wird – sein Fortbewegu­ngsmittel der Wahl, die Bahn. Damit sei er am liebsten unterwegs, erzählt Thomae im Gespräch mit der LZ. „Das ist sehr entspannt, dort kann ich in Ruhe arbeiten, E-Mails lesen oder telefonier­en.“Von sich Reden gemacht hat der Allgäuer Politiker in den letzten Tagen aber weniger wegen der Gespräche in Berlin, als vielmehr mit seinem Auftritt in der jüngsten Ausgabe der Heute-Show am vergangene­n Freitag.

Während einem Interview mit der „Welt“benutzt Thomae auffallend oft Zug-ähnliche Metaphern – und das in unterschie­dlichsten Ausführung­en. Der FDP-Politiker zieht politische Vergleiche mit Zügen, Bahnhöfen und Gleisen. Oliver Welke nimmt das als Anlass, ihn in seine Show zu nehmen. Die Redaktion der

Heute-Show schneidet diese Teile heraus und heftet sie aneinander.

„Der Ampelzug rollt“, sagt Thomae dann und es folgen Sätze wie: „Die Union war nicht abfahrbere­it“, „Dann sind wir in den Zug eingestieg­en, der abfahrbere­it war“, „Wer setzt sich ins Führerhaus des Zuges?“, „Dann haben sich eben noch Lockführer und Schaffner und sonstiges Personal gekeilt.“Inspiriert zu den Vergleiche­n hatte ihn aber weniger seine eigene Zug-Liebe, als vielmehr ein Satz von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier, wie Thomae erzählt. Der hatte nämlich ein Tag vor Thomaes Interview gesagt, der Ampel-Zug habe jetzt den Bahnhof verlassen. „Das Bild habe ich dann weitergesp­onnen“, erklärt Thomae. Er habe das auch humoristis­ch gesagt.

Seinen Auftritt in der HeuteShow haben vor Thomae selbst noch andere gesehen und schrieben im Nachrichte­n bei Whats-App. „Anfangs bin ich erschrocke­n, weil es ja durchaus unangenehm sein kann, in der heute Show aufzutauch­en“, sagt der FDP-Politiker. Er habe es sich dann aber angeschaut und festgestel­lt, dass das „gar nicht so dramatisch ist.“Mittlerwei­le kann er auch selbst darüber lachen. „Ich fand es ganz lustig, wie sie es gemacht haben.“Nachdem die SZ Stephan Thomae zuvor um ein Gespräch gebeten hatte, rief er übrigens von wo aus zurück? Richtig: Aus dem Zug. Er ist gerade auf dem Weg in seine Heimat. Nach den Sondierung­sgespräche­n mit den Grünen und der SPD hat er dort für zwei Tage eine Verschnauf­pause mit Terminen im Allgäu, bevor es am Donnerstag­mittag in Berlin mit den Koalitions­verhandlun­gen weitergeht.

„Anfangs bin ich erschrocke­n, weil es ja durchaus unangenehm sein kann, in der heute Show aufzutauch­en.“

Stephan Thomae

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