Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Führungswechsel in der Jungen Union steht bevor
Nach vier Jahren an der Spitze des Landesverbands will Oberschwabe Philipp Bürkle an Florian Hummel abgeben
STUTTGART - Vier Jahre hat Philipp Bürkle die Geschicke der Jungen Union in Baden-Württemberg gelenkt. Nun will er den Vorsitz der CDU-Jugendorganisation abgeben. „Ich war noch nie Fan davon, sich als JU-Rentner raustragen zu lassen“, sagt der 30Jährige der „Schwäbischen Zeitung“. Einen „großartigen Nachfolger“habe er schon gefunden: Florian Hummel.
Im Bund sucht die CDU einen Nachfolger für Parteichef Armin Laschet. Im Land warten die Unionsmitglieder darauf, dass sich Thomas Strobl erklärt: Kandidiert er in einer Woche in Mannheim erneut als Landeschef? Die Antwort lautet wohl Ja, Klarheit werden die kommenden Tage bringen. Gegenkandidaten sind bislang jedenfalls auch nicht in Sicht.
Bei der JU im Südwesten ist ein Führungswechsel derweil vorbereitet. Nach vielen Jahren in Spitzenämtern will Philipp Bürkle beim JU-Landestag am 20. November abdanken. Er war Ravensburger Kreisvorsitzender, Bezirkschef von WürttembergHohenzollern, 2017 schließlich übernahm er den Landesvorsitz – und musste den Verband zunächst befrieden. Unter Bürkles Vorgänger Nikolas Löbel, der wegen Maskendeals im März sein Bundestagsmandat niederlegte, war die JU zerrüttet. Aus Protest an Löbels Führungsstil waren die Vorstandsmitglieder aus dem Bezirk Südbaden sogar zeitweise geschlossen zurückgetreten.
„Unter meinem Vorgänger war der JU-Landesverband sehr lebendig, um es nett zu umschreiben“, so Bürkle. „In meinen vier Jahren haben wir Ruhe in den Verband gebracht und ein gutes Miteinander sowie einen starken Zusammenhalt etabliert.“Das ist das Vermächtnis, auf das Bürkle stolz ist, „was mich am meisten glücklich macht.“
Seit der Neuauflage von GrünSchwarz im Land leitet Bürkle das Büro von Manuel Hagel, dem neuen Fraktionschef im Landtag. Die beiden kennen sich schon lange – Bürkle übernahm 2014 den JU-Bezirksvorsitz von Hagel. Der fordernde Job sei ein Grund für seinen Rückzug, zudem seien vier Jahre genug, so Bürkle.
Während die Bundes-CDU bei der Spitzenpersonalsuche die Mitglieder befragt, hat Bürkle hinter den Kulissen Mehrheiten für seinen Wunschnachfolger organisiert: Florian Hummel heißt der, ist 24 Jahre alt und hat gerade seinen Master in Politikwissenschaften und Öffentlichem Recht in Heidelberg absolviert. Aktuell arbeitet er im Büro des frisch gewählten CDU-Bezirksvorsitzenden von Nordbaden und Bundestagsabgeordneten Moritz Oppelt. Hummel ist CDU-Stadtrat in Sinsheim und Kreisvorsitzender der JU Rhein-Neckar.
Öffentlich ist der Stabwechsel in der JU noch nicht, intern aber weitgehend bekannt. „Ich habe schon viele positive Rückmeldungen bekommen“, sagt Hummel. Dass sich noch ein Gegenkandidat aus der Deckung wagt, denke er nicht. „Ich glaube, das Verfahren stellt den allergrößten Teil des Landesverbands zufrieden.“
Als JU-Landeschef hat sich Hummel einiges vorgenommen. „Ich will nicht alles revolutionieren, aber neue Impulse setzen.“So schwebt ihm etwa eine gemeinsame Talentakademie aus JU und CDU vor. „Neumitgliedern sollen erfahrene Paten an der Seite stehen.“Zudem will er mehr JU-Mitglieder durch Onlinesitzungen einbinden und Versammlungen zu echten Arbeitstreffen machen.
Erneuerungsbedarf sieht er – wie Bürkle auch – aber weniger im eigenen Verband als in der Mutterpartei. Trotz sinkender Zahlen ist die JU mit rund 8500 Mitgliedern die stärkste politische Nachwuchsorganisation im Südwesten. Bei den Bundestagswahlen votierten junge Menschen aber vor allem für Grüne und FDP. „In unserer Generation kommt es an, wenn man klare Positionen bezieht“, sagt Bürkle. „Das ist Christian Lindner gelungen und er ist auch bei Anfeindungen standhaft geblieben.“Die Grünen hätten mit Klimaschutz ein klares Thema. „Das ist, was wir als CDU wieder lernen müssen – Themen setzen, die auch kontrovers sind, uns klar positionieren und durchhalten.“Hummel fordert hierfür ein neues Grundsatzprogramm. „Wir haben zu wichtigen und kontroversen Fragen der Gesellschaft keine klaren Antworten. Das muss sich ändern.“
Ändern müsse sich zudem die Art, wie die CDU kommuniziert, betonen beide. Klare Inhalte, gepaart mit gutem Personalangebot – das fordern sie von der CDU jetzt. Wer an ihrer Spitze im Bund stehen soll, sagen sie nicht – für die Südwest-JU war Friedrich Merz aber bisher immer Favorit. Für Bürkle spielt ein Aspekt eine besondere Rolle: „Wenn Teams gebildet werden, wird es für uns auch entscheidend sein, ob Baden-Württemberger mit im Team ist“, sagt er. „Wir sind der zweitgrößte Landesverband. Die Party kann nicht vollständig ohne uns stattfinden.“