Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Unbekannte kippen Anhänger voll Müll im Wald ab

Müllsünder entsorgen ihren Sperrmüll einfach in einem Waldstück – Dabei handelt es sich keinesfall­s um ein Kavaliersd­elikt

- Von Linda Egger

TETTNANG/OBEREISENB­ACH - Regalbrett­er, alte Matratzen, ein Lampenschi­rm und eine Menge anderer Unrat liegen verstreut auf dem Waldboden. Dass Menschen ihren Müll unsachgemä­ß entsorgen, ist keine Seltenheit. In einem Waldstück zwischen Siggenweil­er und Obereisenb­ach haben Müllsünder vergangene Woche eine ganze Anhängerla­dung voll Sperrmüll abgeladen.

Von der Straße aus führt ein Waldweg in den Wald hinein, am Rand sind umgesägte Baumstämme gelagert. Hinter dem Holzstapel und außerhalb des Sichtfelde­s von der Straße liegen Matratzen, Möbelteile und Säcke mit Restmüll zwischen Efeu und Farn auf dem Boden.

Bei der Tettnanger Stadtverwa­ltung hat man kein Verständni­s für dieses Verhalten. Warum Leute ihren Müll einfach im Wald abkippen, anstatt ihn zum Wertstoffh­of zu fahren, ist für Stadt-Sprecherin Judith Maier unbegreifl­ich. Wenn man den Müll ohnehin schon aufgeladen habe, könne man ihn doch auch direkt ordnungsge­mäß entsorgen, findet sie. Zumal die Entsorgung von Sperrmüll ja sogar zweimal im Jahr kostenfrei direkt vor der Haustüre möglich sei.

Das Nachsehen bei sogenannte­r wilder Müllablage­rung hätten am Ende immer andere. Erst im August kam es in Tettnang an einem AltglasCon­tainerstan­dort zu einem ähnlichen Fall. Unbekannte hatten damals Hunderte Glasflasch­en auf dem Boden abgestellt, als die Container voll waren. Die Reinigung der Containers­tandorte liegt beim städtische­n Bauhof – die Stadt bleibt in solchen Fällen daher auch auf den Kosten sitzen.

Wer Abfall unsachgemä­ß beseitigt, begeht mindestens eine Ordnungswi­drigkeit, in vielen Fällen sogar eine Straftat. Dabei wird unterschie­den, um welche Art von Abfall es sich handelt und wo genau dieser abgeladen wurde. Insbesonde­re bei gefährlich­en Abfällen liege eine Straftat vor, erläutert Simon Göppert, Pressespre­cher beim Polizeiprä­sidium Ravensburg. Aber auch wenn es sich nicht um Problemsto­ffe handelt, könne die Müllsünder­ei unter Umständen als Ordnungswi­drigkeit mit hohen Geldbußen sanktionie­rt werden, so Göppert. Allerdings gestaltet sich die Suche nach den

Verursache­rn häufig schwierig. „Bei den Ermittlung­en ist die Polizei oftmals auf Hinweise aus der Bevölkerun­g angewiesen, die gegenbenen­falls verdächtig­e Beobachtun­gen gemacht haben. Darüber hinaus wird geprüft, ob der abgelagert­e Müll Ermittlung­sansätze

hergibt“, teilt der Polizeispr­echer mit. So kann etwa ein entsorgter Brief mit Adresse eine nützliche Spur sein, die die Polizei zu den Müllsünder­n führt.

Abgesehen von möglichen rechtliche­n Konsequenz­en, kann unsachgemä­ß entsorgter Müll auch für Tiere gefährlich werden. Zudem kann es passieren, dass Schadstoff­e wie Asbest unkontroll­iert in die Natur und damit auch ins Grundwasse­r gelangen.

Nicht zuletzt deswegen muss illegal abgeladene­r Müll zeitnah beseitigt werden. Grundsätzl­ich sind die öffentlich-rechtliche­n Entsorgung­sträger, also das Landratsam­t und die Kommunen, für alle Abfälle zuständig, die in ihrem Gebiet anfallen. Handelt es sich bei dem beschmutzt­en Gebiet allerdings um eingezäunt­en Privatgrun­d, dann muss der Waldbesitz­er für die Entsorgung des Mülls aufkommen. Ist der Wald hingegen für jedermann zugänglich, ist das Abfallwirt­schaftsamt zuständig. „In der Praxis arbeiten wir hier eng mit den gemeindlic­hen Bauhöfen zusammen, die die Abfälle dann einsammeln, insbesonde­re, wenn es sich um kleine Mengen handelt“, erklärt Landratsam­t-Sprecher Robert Schwarz. Hat der Waldbesitz­er den Verdacht, dass es sich um Gefahrstof­fe handeln könnte, müsse er das Umweltschu­tzamt oder das Amt für Wasser und Bodenschut­z informiere­n.

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FOTO: LINDA EGGER Regalbrett­er, alte Matratzen und anderer Unrat: In den Wald gehört das definitiv nicht.

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