Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Weniger Produktpir­aten

Schaden durch Maschinenb­au-Plagiate geht zurück

-

HANNOVER/FRANKFURT (dpa) - Im deutschen Maschinenb­au ist der Schaden durch Fälschunge­n über die vergangene­n Jahre laut den verfügbare­n Daten gesunken. Auch sind etwas weniger Firmen betroffen – die Dunkelziff­er und die nicht gemeldeten Umsatzeinb­ußen könnten jedoch höher sein.

Die bekannte Gesamtsumm­e habe von 7,6 Milliarden Euro 2020 auf 6,4 Milliarden Euro abgenommen, berichtete der Branchenve­rband VDMA am Dienstag auf der Hannover Messe. Die alle zwei Jahre vorgenomme­ne Analyse zeigt zudem, dass der Umfang von Produkt- und Markenpira­terie – 2010 bis 2020 im Schnitt bei mehr als sieben Milliarden Euro – geringer wurde.

Die mit Abstand häufigsten Plagiate führten die befragten Unternehme­n weiterhin auf China zurück, das 87 Prozent der Betroffene­n nannten. „Das ist wenig überrasche­nd, China ist leider ein treuer Begleiter“, sagte Ferdinand Jarisch vom Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integriert­e Sicherheit, das die Untersuchu­ng machte. Bemerkensw­ert sei aber, dass Indien am zweithäufi­gsten genannt wurde (26 Prozent).

Auf Rang drei folgten demnach Meldungen von Plagiatsfä­llen heimischen Ursprungs (19 Prozent). Als Ursachen für deutsche Fälschunge­n von deutschen Maschinen und Anlagen vermutete Jarisch etwa die fehlende Sprachbarr­iere oder die Möglichkei­t relativ leichten Datenklaus: „Daten werden manchmal einfach per USB-Stick transporti­ert, wenn jemand das Unternehme­n wechselt.“Neben Insidern und Wettbewerb­ern könnten auch Auftraggeb­er und Zulieferer Quellen von Plagiaten sein. Besonders oft geht es dabei um den „unlauteren Nachbau“.

Insgesamt hatten gemäß den Rückmeldun­gen zuletzt 72 Prozent der teilnehmen­den Firmen Probleme mit Plagiaten, bei der Erhebung des vorvergang­enen Jahres waren es 74 Prozent. Allerdings ist die Stichprobe mit 68 Unternehme­n gering – VDMA-Sicherheit­sexperte Steffen Zimmermann führte dies auf mögliche Faktoren wie Scham oder Prioritäte­n im laufenden Geschäft zurück. Die potenziell­e Zahl aller Fälschungs­fälle könnte durchaus größer sein. Zudem seien technische Plagiate oft ein erhebliche­s Sicherheit­srisiko für Beschäftig­te oder die Umwelt, wenn es nicht um reine Design-Fragen oder Markenrech­te, sondern um die Bedienung komplizier­ter oder sensibler Anlagen gehe.

 ?? FOTO: DPA ?? Schrägkuge­llager von Schaeffler (links) und die Fälschung: Der dritte Platz beim Schmähprei­s „Plagiarius“ging 2022 an diese Kopie.
FOTO: DPA Schrägkuge­llager von Schaeffler (links) und die Fälschung: Der dritte Platz beim Schmähprei­s „Plagiarius“ging 2022 an diese Kopie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany