Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Verkaufssc­hlager

Unternehme­n setzen sieben Millionen 9-Euro-Tickets ab

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BERLIN (dpa) - Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket bleibt hoch: Bis kurz vor dem Ticket-Start an diesem Mittwoch sind bereits sieben Millionen der Sonderfahr­karten verkauft worden, wie der Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen (VDV) am Dienstag mitteilte. „Es gibt also einen richtigen Run auf das 9-EuroTicket“, sagte Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP). Die Zahlen beziehen sich auf alle Verbünde und Unternehme­n sowie auf Verkäufe online, an Schaltern oder an Automaten. „Das sind zusätzlich­e Kunden, die bislang kein Abonnement haben“, betonte der Minister.

Mit dem 9-Euro-Ticket beginnt für die Branche und die Politik an diesem Mittwoch ein Experiment. Mit den Sondertick­ets können Verbrauche­r für jeweils neun Euro im Juni, Juli und August im Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschlan­d fahren. So sollen sie auf der einen Seite angesichts der hohen Inflation entlastet werden. Gleichzeit­ig sollen möglichst viele Menschen für den Umstieg auf Busse und Bahnen begeistert werden.

Der VDV schätzt, dass pro Monat rund 30 Millionen Menschen das 9Euro-Ticket nutzen werden – entweder über ihre Abos oder mit einem neu gekauften Ticket. „Unser Wunsch ist, dass wir nicht nur viele Neukunden gewinnen und auch behalten, sondern dass wir langfristi­g den ÖPNV attraktiv gestalten können“, sagte Bremens Verkehrsse­natorin und Vorsitzend­e der Verkehrsmi­nister-Konferenz (VMK), Maike Schaefer (Grüne), am Dienstag.

Die 9-Euro-Ticket-Phase soll deshalb auch Aufschluss darüber geben, was der ÖPNV braucht, um abseits des Preises attraktiv zu bleiben. Eine Erkenntnis gibt es aus Sicht des VDV schon jetzt: Es braucht mehr Geld.

„Wir werden zu wenig Angebot haben für einen echten Umstieg in den Städten und in den Ballungsrä­umen“, sagte Verbandspr­äsident Ingo Wortmann am Dienstag. „Dort brauchen wir in Zukunft Taktverdic­htungen, das muss finanziert werden.“In ländlichen Regionen wiederum müsse häufig überhaupt erstmal ein Angebot im ÖPNV geschaffen werden. „Es gibt ländliche Räume, da ist am Wochenende überhaupt kein Angebot.“

In der Diskussion rund um das Sondertick­et ging es zwischen Bund und Ländern in den vergangene­n Monaten auch deshalb vor allem um mehr Mittel. Bundesmini­ster Wissing verwies am Dienstag auf eine jüngst eingesetzt­e Bund-Länder-Arbeitsgru­ppe, in der Fragen rund um Ausbau, Finanzieru­ng und Effizienz des ÖPNV behandelt werden sollen. „In dieser Arbeitsgru­ppe jetzt diese Erkenntnis­se einfließen zu lassen, das ist der richtige Weg“, sagte Wissing.

Die VMK-Vorsitzend­e Schaefer warnte davor, dass die Verkehrsun­ternehmen aufgrund der Unterfinan­zierung nach den drei Monaten mit 9-Euro-Ticket plötzlich die Preise erhöhen könnten. Angesichts des Ansturms auf das 9-Euro-Ticket sei klar, „dass wir dieses zurückgewo­nnene Vertrauen auch nicht nach drei Monaten wieder verspielen dürften, indem die Tarife sich dann erhöhen“, sagte sie. Eine erste Bewährungs­probe steht bereits am kommenden Wochenende an, wenn Millionen Menschen in den Pfingsturl­aub fahren wollen.

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