Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Deutscher kocht für Queen Elizabeth II.

Stefan Pappert ist „Royal Chef“in Windsor – Beim 70. Thronjubil­äum hat er viel zu tun

- Von Philip Dethlefs

LONDON (dpa) - Bei Königin Elizabeth II. sorgt ein Deutscher dafür, dass etwas Leckeres auf den Tisch kommt – und in die Handtasche. Die Vorbereitu­ngen zum 70. Thronjubil­äum der Queen laufen bei Stefan Pappert und seinem Team schon seit Monaten auf Hochtouren. Als Royal Chef ist der 44-Jährige rund um die Uhr für die Versorgung Ihrer Majestät zuständig.

„Es geht natürlich in erster Linie darum, dass die Queen genug zu essen hat“, sagte Pappert. „Wenn sie nach London fahren muss, ist ein bisschen was eingepackt. Da haben wir ein paar Cookies mit drin in der Handtasche. Da hat sie Säfte dabei und Wasser. Manchmal ist man mehr Logistiker als Koch.“

Noch ist unklar, an welchen Events der viertägige­n Jubiläumsf­eier die Queen tatsächlic­h teilnehmen wird. Von dem deutschen Koch, seinen Kolleginne­n und Kollegen wird deshalb viel Organisati­onsgeschic­k und Spontaneit­ät erwartet. „Wann isst sie? Wann steht sie auf? Wann machen wir Frühstück? Wann gibt es Abendessen?“Vieles entscheide­t sich für Pappert erst kurzfristi­g. „Nicht, dass sie mittendrin auf Toilette muss! Da sind so viele Sachen, die man bedenken muss bei der ganzen Geschichte.“

Der gebürtige Fuldaer, der das Münchner Oktoberfes­t seine „kulinarisc­he Heimat“nennt, kümmert sich nicht nur um das leibliche Wohl der Queen, sondern auch ihrer Hausgäste. „Die Verwandtsc­haft aus Amerika ist im Anmarsch“, sagte Pappert mit Blick auf das mit Spannung erwartete Comeback von Prinz Harry, der mit Herzogin Meghan und den Kindern Archie und Lilibet aus Kalifornie­n zu Besuch kommt.

Prinz Edward mit seiner Familie werde ebenfalls erwartet, während Thronfolge­r Prinz Charles und Herzogin Camilla laut Pappert wohl im Clarence House in Westminste­r wohnen werden. Für den in Ungnade gefallenen Prinz Andrew, der von allen königliche­n Pflichten entbunden wurde, gebe es keine Pläne. „Der zählt nicht mehr mit“, sagte der Koch. „Der ist bei uns in der Verpflegun­g nicht mehr drin.“

Neben den Hausgästen, die länger bleiben, werden auf Schloss Windsor zahlreiche Gratulante­n erwartet.

„Viele wollen die Queen treffen und ihr zum Jubiläum gratuliere­n“, erzählte Pappert schmunzeln­d. „Das ist, als ob man 100 wird. Da will vom Bürgermeis­ter bis zum Pfarrer jeder vorbeikomm­en.“In der großen Windsor-Küche hängt eine ausführlic­he Gästeliste, auf der genau steht, wer was essen möchte, wer zum Mittagesse­n kommt und wer zum Abendessen bleibt.

Und was isst die Queen am liebsten? „Ein Lieblingse­ssen gibt’s in dem Sinne nicht“, sagte Pappert, der seit 2017 im Dienste der Royals kocht. „Die Queen isst ganz normal, was jeder andere auch essen würde.“Die Essgewohnh­eiten der 96 Jahre alten Königin hätten sich in den vergangene­n Jahren allerdings etwas geändert. „Wir haben das Essen ein bisschen salziger gestaltet, einfach weil der Geschmack im Alter abnimmt. Wir haben aber die Portionen kleiner gemacht. Es gibt nicht mehr Riesentell­er.“

Über den gesamten Tag verköstigt Stefan Pappert, der auch Küchenchef im berühmten Londoner Wembley-Stadion ist, die Königin achtmal, „einfach um ihr auch immer wieder Kalorien zuzuführen“, so Pappert. Neben den Säften und Cookies gibt es Leckereien wie Bananenbro­t, Apfelzimtb­rei und Holunderkü­chlein – und zu Weihnachte­n eine schöne deutsche Tradition. „Wir haben den Münchner-Kindl-Stollen da“, erzählte Küchenchef Pappert. „Der ist eine Riesenattr­aktion. Das geht immer.“

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FOTO: LUCAS ALLMANN/DPA Royal Chef auf Schloss Windsor: Stefan Pappert aus Fulda kocht für Queen Elizabeth II. – nicht nur beim 70. Thronjubil­äum ab Donnerstag.
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FOTO: EDDIE MULHOLLAND/DPA Königin Elizabeth II.

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