Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Geschichten jenseits des Normalzustands
Depressionen, Gewalt, Armut oder Corona – Grimme-Preise für gesellschaftsrelevante Themen
ESSEN (epd) - Die Grimme-Preise gehen in diesem Jahr an 16 Produktionen und Medienschaffende, wie den Schauspieler Bjarne Mädel, die ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf und die Dokumentation „Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen“(HR). Relevante politische und gesellschaftliche Themen und Herausforderungen des Jahres 2021 seien in allen Kategorien mit großer Sorgfalt behandelt worden, erklärte die Direktorin des Marler Grimme-Instituts, Frauke Gerlach, am Dienstag in Essen.
Zusätzlich zu den Auszeichnungen der Grimme-Jurys geht die Besondere Ehrung des Deutschen
Volkshochschul-Verbands (DVV) an die Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke. Ihre Parodien zeigten immer wieder, „wo uns Aufklärung fehlt oder wo uns ein Perspektivwechsel guttäte“, hieß es. Der erstmals vergebene Preis der Studentenjury geht an das Familienporträt „Una Primavera“(3sat), das häusliche Gewalt und ihre Auswirkungen zeigt.
Den Grimme-Preis für die Besondere Journalistische Leistung erhält Katrin Eigendorf (ZDF) für ihre „exzellenten Reportagen über die Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan“. Weitere Auszeichnungen in der Kategorie Information & Kultur gehen an vier Produktionen: „Schwarze Adler“(Amazon Prime
Video/ZDF) arbeitet die jahrzehntelangen Rassismuserfahrungen schwarzer Fußballerinnen und Fußballer in Deutschland auf. „Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen“(HR) beleuchtet den Anschlag vom 19. Februar 2020. Zudem werden die Serie „Charité intensiv: Station 43“(rbb) über die Corona-Station des Berliner Klinikums und der Film „Oeconomia“(ZDF/3sat) prämiert.
In der Kategorie Fiktion gehen zwei Auszeichnungen an den Regisseur und Darsteller Bjarne Mädel: Im Fernsehfilm „Geliefert“(BR/Arte) spielt er einen alleinerziehenden Vater in prekären Verhältnissen. In „Sörensen hat Angst“(NDR) verkörpert er die Rolle eines von Angststörungen betroffenen Polizeikommissars und gibt zugleich sein Regiedebüt.
Im Bereich Unterhaltung erhält erneut ein Format mit Kurt Krömer eine Auszeichnung. In „Chez Krömer | zu Gast: Torsten Sträter“(RBB) spreche der Komiker und Schauspieler offen über eigene Erfahrungen mit Depressionen, hieß es. Auch die Sendung „Freitagnacht Jews“(WDR) über jüdisches Leben in Deutschland wird geehrt.
Mit dem Spezialpreis wird in der Kategorie Kinder & Jugend das Konzept von „Am Limit?! Jetzt reden WIR!“(HR) gewürdigt. In dem Format berichten Kinder und Jugendliche von ihren Erfahrungen in der Corona-Pandemie. Die 58. GrimmePreise werden am 26. August im Theater Marl überreicht.