Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die Tiere halten die Stadt auf Trab
Brüten auf Polizeiboot, Müll bei den Nestern am Ufer – Schutz der Vögel ist aufwendig
FRIEDRICHSHAFEN - Die Vogelwelt am See ist bunt und vielfältig. Schwäne, Haubentaucher und Blesshühner nisten entlang des Bodenseeufers und scheuen sich auch nicht, das an menschenbelebten Orten zu tun: etwa im Bereich des Hinteren Hafens bis hin zum Gondelhafen. Ob Menschen über die Uferpromenade flanieren oder nicht, stört die Vogelwelt weniger. Worauf die Brutpaare allerdings nicht so sehr achten, ist die Tatsache, ob der ausgesuchte Brutplatz wirklich sinnvoll ist.
Ein Blesshuhnpaar hat sich für die Familiengründung das Boot der Häfler Wasserschutzpolizei ausgesucht. Dass die Bergeplattform des Bootes sich nicht als geeignet erweist, hat das verliebte Pärchen ignoriert. Die Wasserschutzpolizei konnte das natürlich nicht zulassen. Einen Einsatz mit einem Vogelpärchen, das wie Kate Winslet und Leonardo di Caprio im Film „Titanic“ihre Flügel aufspannt und zu Céline Dions „My Heart Will Go On“trällert, ist in der Vorstellung vielleicht amüsant, im praktischen Einsatz jedoch undenkbar.
Damit die Blesshühner dennoch ein sicheres Plätzchen finden, haben die Kameraden der WaPo kurzerhand das Nest auf einem Reifen platziert und unterhalb der Zugangsplattform zum Polizeiboot aufgebaut. Der schwimmfähige Reifen gleicht unterschiedliche Wasserstände aus und die Blesshühner haben den neuen Standort akzeptiert. Sie brüteten dort auch ihre drei Jungen aus. Dass das Boot immer mal wieder zum Einsatz hinaus muss, ignorieren sie: „Sie stören uns nicht und wir stören sie nicht“, sagt die WaPo.
Auch bei jungen, unerfahrenen Schwanenpaaren hat die Stadt schon geholfen, wenn diese ihre Nester an weniger geeigneten Stellen bauten. Da die Schwanenpopulation am See jedoch stabil ist, wird die Stadt künftig nicht mehr eingreifen, wenn die Nester von einem steigenden Wasserstand bedroht sind (die SZ berichtete).
Dem Häfler Hubert Jud ist bei seinen Spaziergängen aufgefallen, dass allerdings viele Nester entlang der Uferzone vermüllt sind und auch, dass dort enorme Brotmengen hingeworfen würden. Auch sprach er von Vandalismus. „Ich habe mich eigentlich darüber gefreut, dass auf Höhe der Werft ein Blesshuhnpaar ungestört brüten darf. Allerdings ist das Nest doch wohl weggeräumt worden“, bedauert er.
Ebenso bedauert er, dass entlang der Uferpromenade immer wieder Müll an den Aufenthaltsorten der Wasservögel zu sehen sei. Dabei sind Müllbeseitigung und auch das Füttern der Vögel gesetzlich geregelt. Die Presseabteilung der Stadt verweist auf die städtische Polizeiverordnung: „Tauben und Wasservögel dürfen auf Straßen sowie in öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen nicht gefüttert werden. Eine Fütterung von privaten Grundstücken und Einrichtungen aus darf nur erfolgen, sofern hiervon keine Beeinträchtigungen für die Allgemeinheit ausgehen.“„Erkundigen können sich Bürgerinnen und Bürger diesbezüglich bei den Mitarbeitenden im Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Ordnung, Sachgebiet Öffentliche Sicherheit“, so Andrea Kreuzer.
Für die Reinigung der gewässerseitigen Uferzone sei grundsätzlich die Gewässerdirektion, und somit das Landratsamt, zuständig. Diese werde dann tätig, wenn beispielsweise Treibholzmassen bestimmte Uferzonen verstopfen. Der Müll entlang der Uferzonen werde zwei- bis dreimal im Jahr von den städtischen Baubetrieben entfernt.
„Das direkte Umfeld von brütenden Vögeln wird dabei allerdings nicht bearbeitet, um die Vögel nicht zu stören“, betont Andrea Kreuzer. Im Hafenbereich liege die Säuberung allerdings bei den jeweiligen Eignern beziehungsweise Pächtern. Es gebe aber auch private Initiativen, um das Ufer von Müll zu befreien. „Immer wieder organisieren verschiedene Initiativen Uferputzete. Meines Wissens soll demnächst wieder eine Aktion Rhine Clean up stattfinden. Diese Aktionen werden im Rahmen der Möglichkeiten von den Mitarbeitenden der Abteilung Umwelt und dem Baubetriebsamt unterstützt“, sagt Andrea Kreuzer. Zum Thema Vandalismus sagt die Stadt, dass ihnen diesbezüglich nichts bekannt sei.