Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Nations League spaltet die Gemüter
Für Jürgen Klopp ist die Nations League eine „lächerliche Idee“, für DFB-Direktor Oliver Bierhoff ein „wichtiger Härtetest“: Auch vor dem Start der dritten Auflage am Mittwoch bleibt die jüngste Wettbewerbs-Kreation aus dem Hause UEFA umstritten – und spaltet den europäischen Profifußball.
Bei seiner Kritik stützt sich Klopp als Teammanager beim FC Liverpool auf belastbare Fakten: „Jetzt beenden wir eine Saison, in der die Spieler locker mehr als 70 Spiele absolviert haben. Das ist wirklich verrückt.
Noch mehr Spiele sind immer eine schlechte Idee.“Beim DFB hingegen sieht man die zunächst vier Partien zwischen dem 4. und 14. Juni als gute Gelegenheit für Bundestrainer Hansi Flick, sein Team für die WMEndrunde im November und Dezember in Katar einzuspielen. Seine Schützlinge haben sich mittlerweile mit dieser Zusatzbelastung arrangiert. „Wir brauchen jetzt Ergebnisse, um die Stimmung im Land ins Positive zu drehen“, meinte Ilkay Gündogan. Und selbst Thomas Müller, der sich noch im Oktober vergangenen Jahres scheinbar ahnungslos auf einen freien Juni gefreut hatte, hat nun andere Aspekte entdeckt: „Wir wollen uns ein Sieger-Selbstvertrauen aufbauen.“Schließlich hat die DFB-Truppe bei diesem Event bislang enttäuscht. Bei der Premiere entging das Team als Tabellenletzter nur durch eine Aufstockung dem Abstieg in die Liga B. Und auch bei der zweiten Auflage wurde die Qualifikation für das Finalturnier verpasst. Das soll sich dieses Mal ändern. Die wichtigsten Fakten zum Wettbewerb:
Wie funktioniert die Nations League? Alle 55 UEFA-Mitglieder nehmen am Wettbewerb teil. In den Ligen A, B und C werden je 16 Teams auf vier Gruppen verteilt. In der Liga D gibt es eine Vierer- und eine Dreiergruppe. In jeder Liga und Gruppe spielt jeder zweimal gegen jeden. Die vier Gruppensieger der Liga A qualifizieren sich für das Final Four, in dem der Titelträger ermittelt wird. Die Gruppensieger der Ligen B, C und D steigen zur kommenden Auflage des Turniers in die jeweils nächsthöhere Liga auf. Die Gruppenletzten der Ligen A und B steigen jeweils eine Liga ab, die Gruppenletzten der Liga C ermitteln in Extraspielen die zwei Absteiger in die Liga D.
Worum geht es noch? Drei der insgesamt 24 Teilnehmer der EM 2024 werden über die Nations League ermittelt. Die zwölf Teams, die in dem Wettbewerb am besten abgeschnitten und den Sprung zur EM nicht über die normale Qualifikation geschafft haben, spielen in Play-offs die verbliebenen Startplätze aus.
Wo sind die Spiele zu sehen? Die deutschen Partien am Samstag und am 11. Juni in Budapest gegen Ungarn werden bei RTL übertragen. Die Heimspiele in München gegen England (7. Juni) und in Mönchengladbach gegen Italien (14. Juni) werden im ZDF zu sehen sein, eine offizielle Bestätigung dafür gibt es noch nicht. Die Übertragungsrechte für Partien ohne deutsche Beteiligung sicherte sich der Streamingdienst DAZN.
Wie geht’s nach der Sommerpause weiter? Der 5. und 6. Spieltag finden vom 22. bis 27. September statt, das Final Four steigt vom 14. bis 18. Juni 2023. Ausgetragen wird die Endrunde in einer der vier dafür qualifizierten Nationen. (SID/dpa)