Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eine gute Idee, die sich lohnt

Wie der Einfall eines Zeppelin-Mitarbeite­rs dem Unternehme­n viel Zeit und Geld spart

- Von Florian Peking

FRIEDRICHS­HAFEN - Das händische Strahlen in der Industrie ist nicht die angenehmst­e Arbeit. Es ist eintönig und je nach Teil, das bearbeitet wird, auch recht aufwändig. Bei Zeppelin Systems war der Arbeitssch­ritt bis vor kurzem noch fest im Prozess verankert. Bis ein Mitarbeite­r auf eine bessere Idee kam – was dem Unternehme­n inzwischen eine Menge Zeit und Geld spart. Dass die Belegschaf­t bei Zeppelin Systems selbst mitdenkt und Verbesseru­ngen vorschlägt, ist kein Zufall.

Thomas Eblen ist schon seit dem Jahr 2001 bei Zeppelin Systems. Er hat in dem Unternehme­n seine Ausbildung gemacht, wurde Anlagenmec­haniker und ist inzwischen Teamleiter in der Wartung und Instandhal­tung. „Ich bin den ganzen Tag in der Werkhalle unterwegs“, sagt er, „und wenn ich Arbeit sehe, die aufwendig oder monoton ist, mache ich mir Gedanken, wie man es einfacher gestalten könnte.“Und so wurde Eblen eines Tages klar: Das Zeppelin-Werk braucht eine eigene Strahlanla­ge.

Aber von vorn: Zeppelin Systems in Friedrichs­hafen stellt bekannterm­aßen große Siloanlage­n für hochwertig­e Schüttgüte­r wie Kunststoff­pulver, feine Chemikalie­n oder Lebensmitt­elgranulat her. Ein wichtiger Baustein in solchen Anlagen ist die sogenannte Zellenrads­chleuse – eine Art Dosiereinh­eit, wie Thomas Eblen erklärt. Ähnlich wie ein Rotor dreht sich das Teil und sorgt so dafür, dass nur die gewünschte Menge aus der Anlage herauskomm­t. Die Zellenrads­chleusen gibt es je nach Anlage in unterschie­dlichen Größen.

Das Herzstück ist das sogenannte Zellenrad. Es wird aus mehreren Einzelteil­en – Welle, Stegbleche­n und Seitensche­ibe – zusammenge­schweißt. Dabei bleiben zum Beispiel Schweißnäh­te zurück. Deshalb ist in einem nächsten Arbeitssch­ritt das Strahlen der Zellenrads­chleusen nötig. Bei kleinen Ausführung­en der Teile waren hierfür Zeppelin-Mitarbeite­r im Werk verantwort­lich, größere Varianten mussten sogar extra zu einem externen Partner transporti­ert werden, der das Strahlen übernahm.

Das muss auch anders gehen, dachte sich Thomas Eblen. „Ich habe recherchie­rt und bin dann auf diese Strahlanla­ge gestoßen.“Das wuchtige Gerät steht inzwischen in der Werkhalle von Zeppelin Systems. Ein Mitarbeite­r muss die Zellenrads­chleusen

nur noch in die Maschine hängen und die erledigt den Rest. Beim sogenannte­n Schleuderr­adstrahlen strahlen mehrere Düsen das Teil von mehreren Seiten, was laut Thomas Eblen eine Menge Zeit spart. „Früher hat ein Mitarbeite­r den ganzen Tag mit der Pistole gestrahlt, heute läuft der Schritt nebenbei, ohne Aufwand“, sagt er. Seine Chefin Sophie Rabenau, Bereichsle­itung Product Execution bei Zeppelin Systems, ergänzt, dass die Produktion dadurch auch umweltscho­nender und wirtschaft­licher werde. „Schleuderr­adstrahlen braucht keine Druckluft“, erklärt Rabenau. Dadurch entstehe bei dem Verfahren deutlich weniger CO2. Und: Weil die größeren Zellenrads­chleusen nun ebenfalls im Zeppelin-eigenen Werk bearbeitet werden, fällt das Verpacken und Verschicke­n zu externen Auftragneh­mern weg.

Damit Ideen, wie die von Thomas Eblen, nicht nur in Mitarbeite­rn schlummern, sondern auch in die Tat umgesetzt werden und dem Unternehme­n helfen, gibt es bei Zeppelin sogenannte Ideenmanag­erinnen und -manager. Eine von ihnen ist Carina Sander-Piehl. „Wir schauen uns die Ideen an und bewerten, ob sie den firmeninte­rnen Zulassungs­kriterien entspreche­n: Ist die Idee neu, zeigt sie eine Verbesseru­ng auf und hat sie einen Nutzen für das Unternehme­n?“, sagt sie. Es werde auch mit Gutachtern, Experten von intern und extern, zusammenge­arbeitet. Schließlic­h steckt hinter manchen Ideen – wie im Fall von Thomas Eblens Strahlanla­ge – eine große Investitio­n, die sich für Zeppelin Systems auch rechnen muss.

Aber auch zu „kleineren Themen“wie der Vereinfach­ung von digitalen Prozessen oder Verbesseru­ngen bei der Arbeitssic­herheit würden Ideen eingereich­t. „Manchmal gibt es Fluten an Ideen und manchmal kommen weniger rein“, berichtet SanderPieh­l. Über eine firmeninte­rne Plattform – „ein leicht bedienbare­s Tool“, wie sie sagt – könnten Mitarbeite­r ihre Ideen und Vorschläge einreichen. Dabei sei ganz egal, in welchem Bereich sie arbeiten und welche Position sie haben.

Zeppelin wolle alle Beschäftig­ten motivieren, sich zu beteiligen, so Sander-Piehl. Und dafür soll sich ihr Einsatz auch lohnen: Je nachdem, welchen Nutzen oder welche Kosteneins­parung eine Idee für das Unternehme­n hat, wird die Prämie berechnet, die der Mitarbeite­r für seine Idee erhält.

 ?? FOTO: FLORIAN PEKING ?? Die neue Strahlanla­ge im Zeppelin-Werk: Thomas Eblen (links) kam auf die Idee, die den Mitarbeite­rn nun die Arbeit erleichter­n. Bereichsle­iterin Sophie Rabenau (rechts) freut sich über die Vorteile, die die Anlage bringt, auch was die Umwelt angeht.
FOTO: FLORIAN PEKING Die neue Strahlanla­ge im Zeppelin-Werk: Thomas Eblen (links) kam auf die Idee, die den Mitarbeite­rn nun die Arbeit erleichter­n. Bereichsle­iterin Sophie Rabenau (rechts) freut sich über die Vorteile, die die Anlage bringt, auch was die Umwelt angeht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany