Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wangener Firma baut Baumschwebebahn
Spektakuläre Montage am Steilhang – Stahlbauer Biedenkapp erhält Deutschen Metallbaupreis
WANGEN (sz/pau) - Zwischen den Baumwipfeln hindurch in Richtung Tal sausen. Das geht an der rund 1000 Meter langen Baumschwebebahn im Harz, einer Art Seilrutsche. Gebaut hat sie die Wangener Firma Biedenkapp. Jüngst nun wurde der Stahlbauer dafür mit dem Deutschen Metallbaupreis 2022 in der Kategorie „Stahlkonstruktionen“ausgezeichnet. Die Montage am Steilhang war dabei nur mit Hilfe eines Helikopters möglich.
Den Deutschen Metallbaupreis verleiht – heuer zum zwölften Mal – das Fachmagazin „M&T Metallhandwerk und Technik“aus der Rudolf Müller Mediengruppe in Köln. Die diesjährigen Gewinner wurden am 4. November beim Metallkongresses in Kaufering bekanntgegeben. Unter ihnen war auch das Unternehmen Biedenkapp – wieder muss man sagen. Denn die Wangener Stahlbaufirma hat schon mehrfach abgeräumt. 2019 etwa zeichnete sie für die technische Umsetzung des überdimensionalen, fast lebensecht wirkenden Kopfs auf der Bregenzer Seebühne für die Verdi-Oper „Rigoletto“verantwortlich, und wurde ebenfalls ausgezeichnet.
Mit der Planung und Errichtung einer Baumschwebebahn in Bad Harzburg im Harzer Wald ist Biedenkapp nun erneut der Sprung aufs Treppchen gelungen. An der Bahn, die in den dicht bewaldeten, steilen Hang gebaut wurde, schweben die Fahrgäste in Laufwagen eingeklinkt in Schlangenlinien den Berg hinab. Sechs Minuten dauert die Fahrt laut
Betreiber mit 12 bis 15 Stundenkilometern Geschwindigkeit bis ins Tal. Die Jury, so teilt Biedenkapp mit, habe die Komplexität der Aufgabe und die hohen planerischen und statischen Anforderungen hervorgehoben. Ein Jahr lang hat die Firma an der Bahn geplant, die einen Höhenunterschied von 460 Metern überwindet. Verbaut wurden 19 Masten und 100 Tonnen Stahl. Dabei hätte es die Bahn so eigentlich gar nicht geben sollen.
Die Schwebebahn sollte ursprünglich an den Bäumen selbst montiert werden – diese Idee konnte aber wegen der Borkenkäferproblematik in den Harzer Wäldern nicht umgesetzt werden, heißt es in der
Pressemitteilung weiter. Stattdessen wurde die Bahn an Fachwerkständern aus Stahlprofilen mit einem abgehängten Edelstahlrohr als Laufschiene und diversen Abspannungen aus Edelstahlseilen umgesetzt.
Ein Projekt, das gleich mehrere Herausforderungen barg, wie aus der Pressemitteilung weiter hervorgeht. Denn ein solches Projekt hatte es zuvor noch nicht gegeben. Zudem sollte bei Aufbau und Montage möglichst kein Baum beschädigt oder gar gefällt werden. Insbesondere die Montage am steilen Hang und in unwegsamen Gelände stellte eine Herausforderung dar, die mit Hilfe eines Hubschraubers gemeistert wurde.
„Für die Tragfähigkeit im Waldgrund wurden Mikropfähle verbaut. Die Fundamente wurden mit einem Schreitbagger ausgehoben und der Beton über bis zu hundert Meter lange Rutschen den Hang herunter transportiert. Die Stahlbauteile wurden auf einem Parkplatz vormontiert und anschließend mit einem Lastenhubschrauber in den Hang geflogen. Die Tragseile wurden von Hand eingezogen“, teilt Biedenkapp mit und verweist auch auf hohe Sicherheitsanforderungen, die es zu berücksichtigen galt.
Zu den Leistungen gehörten auch das Start- und das Zielgebäude, der Aufzug für die Transportwägen sowie alle (auch die Holz-)Verkleidungen.