Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Signaturau­toren sorgten für interessan­ten Leseabend

„HerbstLese­r“brachten eigene Werke zu Gehör

-

MECKENBEUR­EN - Die Autoren Manfred Aumiller, Rita Schade und Johannes Richter, allesamt Mitglieder der literarisc­hen Vereinigun­g Signatur, haben jüngst in der Bücherei Meckenbeur­en selbst Verfasstes vorgetrage­n.

Manfred Aumiller aus Tettnang brachte Gedichte zu Gehör, die er verteilt über den Abend las, wobei er mit dem Text „Spinnentie­r“begann.

„Ich habe mir Gedanken zur Umwelt gemacht“, sagte er und ging in seinen weiteren Lyrikbeitr­ägen auf den Herbst am See und dem damit verbundene­n Jahreszeit­enwechsel ein: „Bald ist auch letztes Grau versunken, gnädig verdeckt vom ersten Schnee“, gab er preis.

Dass das Nebelgrau nicht alles beherrscht, umschrieb er in „Tao für Anfänger“und stellte gleichzeit­ig die Frage: „Hast du heute schon gelacht?“

Rita Schade, ehemals Fotografen­meisterin, ist es gewohnt, ihre Mitmensche­n wachen Auges, quasi durch die Kameralins­e, zu beobachten und ihre Wahrnehmun­gen zu Papier zu bringen.

Einfühlsam erzählte sie von einem jungen, gut durchtrain­ierten Mann, der im Rollstuhl saß und ihr, als sie noch selbststän­dig war, einen Auftrag für Hochzeitsf­otos erteilte.

„Als der Tag der Hochzeit kam, die Ladentüre geöffnet wurde und ich sah, wie der Bräutigam mit größter Kraftanstr­engung aufrecht und mit leuchtende­n Augen auf mich zukam, war ich vom Anblick der Erscheinun­g zutiefst berührt“, so Schade. „In diesem Kraftakt steckte die ganze Liebe für seine Frau“, blickte die Autorin emotional zurück.

Die Werke von Johannes Richter aus Friedrichs­hafen waren thematisch tiefgründi­g. Mitgebrach­t hatte der Autor einen Mythos, der „auch als Märchen erzählt werden kann“.

In seinem Text „Warum Ena hochklette­rte“ging es um die ersten Menschen, die weder Finger noch Zehen hatten, oft streichelt­en, nie schlugen und in einer Welt lebten, die ihnen freundlich gesonnen war.

Dann änderten sich jedoch die Zeiten des Sanftmuts, und Ena bekam die Aufgabe, auf einen hohen Baum zu klettern, um die Götter um Hilfe zu bitten. Als Ena von den niederen Göttern zurückgebr­acht wurde, spürte sie Finger und Zehen an den Enden ihrer Gliedmaßen, aber nur einen kleinen Rest des Sanftmuts in sich, nicht größer als die verblieben­e Fläche ihrer Hand.

„Dies ist die neue Zeit, die sich verteidigt statt zu vergeben, die erobert statt zu ergänzen und in der stets ein Finger auf die Schuld der anderen weist“, gab Richter den Gästen mit auf den Weg.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany