Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Solarkraft, Lebenshilf­e und Bildung im Fokus

Leserinnen und Leser können dort helfen, wo allein schon elektrisch­er Strom und Nahrung Mangelware sind

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG/MECKENBEUR­EN/ KRESSBRONN - Die Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“startet wieder. Und die Partnerpro­jekte der „Schwäbisch­en Zeitung“in Brasilien, Guinea und auf den Philippine­n freuen sich, dass die Leserinnen und Leser auf der einen Seite erfahren, wie es bei Ihnen weitergeht. Und sie hoffen natürlich wieder auf eine große Spendenber­eitschaft: Nur dadurch ist eine nachhaltig­e Arbeit vor Ort möglich.

Bei der Absprache der Themen für die Artikel in den kommenden Wochen schreibt Heide Kirst von der Einrichtun­g Pandorga, bei der im brasiliani­schen São Leopoldo Kinder und Jugendlich­e mit Autismus unterkomme­n: „Die Eltern sagen immer wieder: Mein Kind hat Freude, ja, aber nur in der Pandorga.“Dort träfen sie eben auf andere, die genau so seien wie sie selbst. „Und was wäre ein Leben ohne Freude“, schreibt Heide Kirst.

Kirst hatte beispielsw­eise schon 2019 geschilder­t, wie wichtig dieser Zusammenha­lt ist. Dass etwa die drei Schützling­e Beatriz, William und Rafael nur als Dreierpack denkbar seien. Und dass Rafael sich zum Beispiel nur die Haare schneiden lasse, wenn die beiden Freunde dabei sind und ihm beistehen. Und dass niemand von den dreien die Räume betritt, wenn noch jemand fehlt.

Doch dass die drei und auch alle anderen überhaupt Betreuung haben, gemeinsam Musik machen können, je nach Ausprägung auch Lernen, Malen oder einfach nur da sein können, schreibt Kirst: „Das geht eben nur durch die finanziell­e Hilfe.“

Schwer autistisch­e Kinder und ihre Eltern hätten in Brasilien keine große Lobby in der Politik, sagt sie. Aber die Freude der Familien der Kinder und Jugendlich­en zeige, dass es wichtig sei: „Unsere Leutchen freuen sich, wenn der Sonntag vorbei ist und sie wieder zu uns kommen können. So macht es Spaß, zu arbeiten!“

Auf den Philippine­n hat es bereits große Fortschrit­te gegeben, die zukunftwei­send sind, berichten Aurora und Reinhold Kugel aus Kressbronn, die seit Langem für das Projekt

Kressbronn Touril Education Programme (KTEP) stehen: Ein Dorf in der Nähe von Toril ist jetzt fast schon komplett mit Solarstrom ausgestatt­et. Möglich ist das auch durch die Spenden des letzten Jahres geworden.

Das ist aus zwei Gründen ein wichtiger Meilenstei­n. Auf der einen Seite können die rund 80 Dorfbewohn­er selbst und Menschen aus der Nachbarsch­aft ihre Batterien jetzt mit günstigem Solarstrom aufladen. Zum anderen ist damit auch eine umweltfreu­ndliche Beleuchtun­g in den Haushalten möglich. Und die Bevölkerun­g vor Ort kann beim Aufbau gleich mitarbeite­n.

Es sind Projekte wie diese, die den Menschen vor Ort ganz neue Möglichkei­ten geben. Auch in der Vergangenh­eit war das ein zentrales Ziel, Hilfe zur Selbsthilf­e zu leisten. Seien es Brunnen für sauberes Wasser, ein Frauenhaus, die Möglichkei­t des Schulbesuc­hs: All das zielt genau darauf ab.

Obwohl es in Guinea wie in anderen Ländern auch große Probleme durch die hohe Inflation gibt, sollen hier Spenden auch langfristi­g wirken können. Anke Bah, die zusammen mit ihrem Mann Solomon mit dem Verein Djarama den Ort Kassery in Guinea unterstütz­t, stellt die konkrete Lage der Menschen vor Ort als problemati­sch dar. Selbst „Grundnahru­ngsmittel wie Reis und Brot sind sehr knapp und sehr teuer.“Auf der einen Seite steht ein großes Bauvorhabe­n, bei dem Schulgebäu­de und das Schulgelän­de abgesicher­t werden sollen. Durch den Bau einer staatliche­n Straße gab es Beschädigu­ngen

an der Fassade, die jetzt in Angriff genommen werden sollen. Einiges ist in der Zwischenze­it auch schon wieder geschehen. Seien es die Schultoile­tten, das fertiggest­ellte Lehrerhaus, Sanierung von Brunnen oder neue Schulbänke.

Und auch hier zeigt sich, wie sinnvoll der Einsatz von Solarenerg­ie ist: Auf diese Weise können die Menschen vor Ort zum Beispiel ihre Taschenlam­pen oder Handys laden. Auch wenn Familie Bah einmal die Bilanz gezogen hatte, dass es von staatliche­r Seite nur wenig Hilfe gebe: Mithilfe von Spenden ist es in Kassery möglich gewesen, viele kleine und große Veränderun­gen zu ermögliche­n.

„Grundnahru­ngsmittel wie Reis und Brot sind sehr knapp und sehr teuer.“Anke Bah, engagiert für Djarama Kassery in Guinea

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FOTO: KUGEL In der Nähe von Toril laufen Arbeiten an einer Solaranlag­e auf einem Dach: Das ermöglicht es den Dorfbewohn­ern und Nachbarn, Batterien und Geräte zu laden.

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