Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Investor will eine Privatschule bauen
Ravensburger Baubürgermeister spricht von Glücksfall – Altes Gebäude wird abgerissen
RAVENSBURG - Ein Investor plant in Ravensburg den Abriss eines seit Jahren leerstehenden Gebäudes in der Ravensburger Nordstadt. An der Adresse soll eine private Schule und ein Mehrfamilienhaus entstehen. Baubürgermeister Dirk Bastin spricht von einem Glücksfall für Ravensburg.
Der langgezogene Komplex liegt in der Franz-Stapf-Straße, einer Nebenstraße der Gartenstraße, unterhalb des Sankt-Elisabethen-Krankenhauses. Einst war dort ein Teil des Landratsamts untergebracht.
Doch seit mehr als zehn Jahren steht das Gebäude leer. Die Fenster sind eingeschlagen, der Zustand hat sich kontinuierlich verschlechtert. Offenbar verschaffen sich immer wieder Leute Zugang zum Gebäude. Hinter eingeschlagenen Fenstern sind Grafitti zu sehen. Vor dem Eingang deutet ein Rußfleck darauf hin, dass dort jemand ein Feuer gemacht hat.
Eigentümer ist seit 2011 die Bernd-Blindow-Gruppe mit Sitz in Bückeburg in Niedersachsen. Die Gruppe betreibt private berufsbildende Schulen in ganz Deutschland, unter anderem in Friedrichshafen und Aalen. Inzwischen hat sie auch Pläne vorgelegt, was auf dem Ravensburger Grundstück geplant ist.
Das Haus in der Franz-Stapf-Straße wird in den nächsten Monaten abgerissen, sobald alle Gutachten, zum Beispiel zum Artenschutz eingeholt seien, wie die Bernd-Blindow-Gruppe auf Anfrage erklärt. Das Gebäude war nicht mehr zu retten, sagt auch der Ravensburger Baubürgermeisters Dirk Bastin zum Zustand des Baus. Die Bernd-Blindwo-Gruppe will dort ein Schulgebäude und, weil damit nicht das ganze Grundstück ausgenutzt ist, ein Haus mit rund zehn Wohnungen bauen. Schon im Frühjahr oder Frühsommer 2023 will der Bauherr nach eigenen Angaben mit dem Neubau beginnen.
Die Stadtverwaltung bestätigt, dass das Bauamt das Projekt bearbeitet. Die Genehmigung der Schule sei wegen benötigter Laborräume in der
Genehmigung etwas aufwendiger, stehe aber auch kurz vor dem Abschluss.
An der Schule sollen technische Assistenten ausgebildet werden, wie die Bernd-Blindow-Gruppe mitteilt. Bisher hat die Schule die Ausbildungen zum biologisch-technischen, chemisch-technische, informationsund kommunikationstechnischen sowie zum umweltschutz-technischen Assistenten im Angebot.
„Je nach Baubeginn und Fertigstellung planen wir den Schulbetrieb voraussichtlich zum Schuljahr 2024 /2025 aufzunehmen“, erklärt die Pressesprecherin Viola Pilzecker auf Anfrage. Den Standort Ravensburg habe man gewählt, „weil in der Region ein großer Fachkräftemangel im Bereich der Technischen Assistenz beziehungsweise an Laborkräften besteht“, so Pilzecker. Zu den Firmen, die solche Kräfte benötigten, zählen laut Bernd-Blindwo-Gruppe unter anderem der Pharmadienstleister Vetter und das medizinische MVZ Labor in Ravensburg, aber auch der Anbieter von Pharmazeutischen Anlagen und Lebensmitteltechnik PGS tec aus Wolpertswende.
Darüber hinaus nennt die Pressesprecherin den Hersteller von Biopharmazeutika Rentschler mit Sitz in Laupheim, aber auch den Entwickler und Hersteller von Komponenten für Biogasanlagen Biogastechnik Süd. Außerdem haben Apotheken und Hochschullabore Bedarf an solchen Fachkräften.
Und noch ein Grund habe für den neuen Standort gesprochen: Ravensburg sei zusammen mit Weingarten ein Bildungszentrum in der Region, so Pilzecker.
Dass der Bildungsträger das so sieht, freut Baubürgermeister Dirk Bastin. „Wir sind froh, dass die Bernd-Blindow-Gruppe sich für Ravensburg als Bildungsstandort entschieden hat. Für die Stadt ist das ein ganz großer Glücksfall.“Das Konzept passe gut an den Standort, weil auch aus seiner Sicht viele Firmen in der Stadt und der Region angesiedelt sind, die entsprechende Fachkräfte benötigten. „Und Wohnungen werden sowieso gebraucht“, so Bastin.