Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Synodaler Weg spaltet die Kirche

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Papst Franziskus hat die deutschen katholisch­en Bischöfe bei ihrem Rom-Besuch abtropfen lassen wie ein Lehrer eine ungezogene Schulklass­e: Zu einer Konferenz, bei der über den Reformproz­ess des Synodalen Weges gesprochen wurde, erschien der Pontifex trotz vorheriger Zusage nicht. Oft hat der Papst deutlich gemacht: Ihm geht der Weg zu weit. Jetzt reicht es ihm.

Richtig ist: Der Missbrauch­sskandal ist eine Zäsur für die Kirche in Deutschlan­d, der Synodale Weg will systemisch­e Ursachen angehen. Die Themen der kirchliche­n Macht, der Sexualmora­l und der Frage nach dem Priesteram­t müssen gelöst werden. In den Gemeinden dringen vor allem die Frauen auf mehr Rechte und Beteiligun­g. Doch ebenso klar ist: Die deutschen Katholiken sollten gemeinsam mit der Weltkirche an Lösungen arbeiten und keinen Sonderweg beschreite­n. Die Angst vor einer Kirchenspa­ltung 2.0 ist in Rom wie auch den Nachbarlän­dern groß.

Vor allem das Zentralkom­itee der deutschen Katholiken, die Vertretung der Laien, versteht diese Ängste nicht. In einer selten zu beobachten­den, ungesunden Mischung aus Selbstüber­schätzung, Selbstmitl­eid und Selbstgere­chtigkeit will das Komitee Druck auf den Papst aufbauen und versteht nicht, dass Druck immer Gegendruck erzeugt. Franziskus hat das Wohl der Weltkirche im Auge: Theologisc­he Abhandlung­en einer mäßig demokratis­ch legitimier­ten katholisch­en Elite in Deutschlan­d überzeugen ihn nicht.

Wollen die Bischöfe den Synodalen Weg, der derzeit auf einen Holzweg führt, nicht frustriere­nd in einer Sackgasse enden lassen oder aus römischer Sicht einen Irrweg beschreite­n, so müssen sie realistisc­he Ziele vorgeben. Im Arbeitsrec­ht ist beispielsw­eise viel zu reformiere­n, auch in der Führung auf Ortsebene.

Ein synodaler Prozess aber muss sich ausrichten an der Evangelisi­erung, an einer geistliche­n Erneuerung in Zeiten rapiden Relevanzve­rlustes. Vor allem aber ist angesichts der multiplen Krisen weniger endlose Strukturde­batte als vielmehr Orientieru­ng angezeigt: Das wegweisend­e Wort der Oberhirten im Krisenwint­er 2022/23 ist leider nicht in Sicht.

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