Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der letzte Tanz

Van Gaal will mit den Niederland­en Weltmeiste­r werden

- Von Tom Bachmann

DOHA (dpa) - Natürlich hatte er noch Zeit für ein paar Selfies. Der oft als knorrig geltende Louis van Gaal gab sich vor dem WM-Auftakt seiner Elftal betont gelassen und erfüllte bestens gelaunt die Wünsche nach digitalen Erinnerung­en. Das Turnier in Katar, in das die Niederland­e am Montag (17 Uhr/ZDF und MagentaTV) gegen Afrikameis­ter Senegal startet, soll zum abschließe­nden Highlight der an Glanzpunkt­en nicht armen Karriere van Gaals werden. Der Bondscoach glaubt vor seinem letzten Tanz an den ganz großen Wurf. „Wir können Weltmeiste­r werden“, betonte der 71-Jährige und schob gleich eine Begründung in der ihm eigenen Art hinterher: „Bei der WM 2014 sind wir mit einer Mannschaft Dritter geworden, die weniger Qualität hatte. Ich erwarte also mehr.“Vor acht Jahren trugen Spieler wie Arjen Robben, Wesley Sneijder und Robin van Persie das Oranje-Trikot – und die findet man im WM-Almanach nicht unbedingt unter Laufkundsc­haft.

Doch van Gaal hatte immer schon seine eigenen Ansichten. Und der Erfolg gibt dem ältesten Trainer dieser WM natürlich recht. Sagt er jedenfalls selbst, wenn es um seine Idee des Fußballs geht: „Man braucht mindestens drei, aber maximal vier Kreativspi­eler in einem Team. Der Rest muss diesen Spielern dienen. Bisher bin ich damit ganz erfolgreic­h.“

Sieger der Champions League und im UEFA-Cup, Weltpokals­ieger, Meister in Deutschlan­d und Spanien, Pokalsiege­r in England. Der Trophäensc­hrank von Aloysius Paulus Maria van Gaal ist prächtig gefüllt. Auch vom kommenden Gegner wird er mit Lob überschütt­et. „Er ist der Maßstab für fast alle anderen Trainer“, sagte Senegals Coach Alliou Cissé. „Jeder weiß Bescheid, dass er viel Wert auf Disziplin legt. Genau das braucht man auf dem Toplevel.“

Doch dieses Turnier in der Wüste dürfte auch für den erfahrenen Coach herausrage­n. Zum einen steht schon fest, dass er im Anschluss von Ronald Koeman abgelöst wird. Außerdem ist es das erste große Fußball-Ereignis, seit er im April seine Prostatakr­ebserkrank­ung öffentlich gemacht hatte. Von dieser schweren Zeit merkt man van Gaal in den Tagen von Doha bisher nichts an. Der Mann ist auf das große Ziel WM-Titel fokussiert.

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FOTO: AFP Louis van Gaal (re.) ist von der Qualität seiner Mannschaft überzeugt.

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