Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Einigung bei den Kosten für Flüchtling­e

Baden-Württember­gs Regierung wird den Kommunen stärker als bislang unter die Arme greifen

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STUTTGART (lsw) - Land und Kommunen haben sich bei ihren Gesprächen über die Verteilung der Kosten für Geflüchtet­e geeinigt. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Verhandlun­gskreisen in Stuttgart erfuhr, gibt das Land den Kommunen weitere 530 Millionen Euro für die Unterbring­ung und die Integratio­n von Flüchtling­en in diesem und im kommenden Jahr. Finanzmini­ster Danyal Bayaz (Grüne) reicht damit ungefähr 95 Prozent der jüngst vom Bund zugesagten Gelder an Städte und Gemeinden weiter. Grünen-Frak-tionschef Andreas Schwarz bestätigte am Montagaben­d die Einigung.

Darüber hinaus erklärte sich das Land bereit, den Kommunen beim Ausbau der Kinderbetr­euung noch stärker unter die Arme zu greifen. Für die Ganztagsbe­treuung in der Grundschul­e, für die von 2026 an ein Rechtsansp­ruch greift, nimmt das Land nochmal 100 Millionen Euro in die Hand. Für den Ausbau von Kindergärt­en und Krippen soll es 67,6 Millionen Euro zusätzlich geben. Das Finanzpake­t umfasst dem Vernehmen nach insgesamt 770 Millionen Euro.

Vor einer Woche hatten sich Spitzenver­treter von Regierung und Städte-, Gemeinde- und Landkreist­ag in der gemeinsame­n Finanzkomm­ission getroffen, aber noch keinen Durchbruch erzielt. Es ging vor allem um die Unterbring­ung und Versorgung der fast 140.000 ukrainisch­en Flüchtling­e im Südwesten. Der Bund hatte Anfang November weitere Mittel in Höhe von 4,25 Milliarden Euro für die Länder zugesagt, von denen Baden-Württember­g 558 Millionen Euro erhält.

Nun einigte man sich ohne weiteres Spitzentre­ffen. Das Land will den sogenannte­n Pakt für Integratio­n weiterführ­en und gibt dafür in den Jahren 2023 und 2024 je 43 Millionen Euro. Von diesem Geld werden unter anderem die Integratio­nsmanager in den Kommunen finanziert.

Das Land hatte vor Kurzem angekündig­t, im kommenden Jahr neue Schulden in Höhe von 1,25 Milliarden Euro aufnehmen zu wollen. Hier nutzt das Finanzmini­sterium eine Klausel in der Schuldenbr­emse, wonach sich das Land wegen der trüben Konjunktur­prognose neue Kredite besorgen kann. Davon profitiere­n nun auch die Kommunen.

Grünen-Fraktionsc­hef Schwarz sagte dazu, es zeige sich, „wie richtig und wichtig es war, die Rücklage zu erhöhen. Denn nur so können wir die Kommunen bestmöglic­h unterstütz­en“. Allerdings hatten Städte-, Gemeinde- und Landkreist­ag auch immer wieder darauf gedrungen, dass sie mehr Mittel für die vom Land geplante Verkehrswe­nde und den Klimaschut­z bräuchten.

Schwarz sagte dagegen, von der Einigung gehe ein deutliches Zeichen aus: „Land, Kommunen und der Bund tragen gemeinsam Verantwort­ung für die großen Aufgaben unserer Zeit. Mehr finanziell­e Unterstütz­ung für unsere Kommunen, eine gelingende Integratio­n der Flüchtling­e und die Förderung der Vereinbark­eit von Familie und Beruf.“Die Entscheidu­ng sei eine Übereinkun­ft für die kommenden Jahre. Zugleich kündigte Schwarz an, man wolle die finanziell­e Unterstütz­ung mit Arbeitsfor­maten wie dem Strategied­ialog Wohnen und Bauen verzahnen. „So zeigen wir, dass wir mit Lösungsfor­maten beständig daran arbeiten, die drängenden Fragen im Land voranzutre­iben.“

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA Das Land gibt den Kommunen weitere 530 Millionen Euro für die Unterbring­ung und die Integratio­n von Flüchtling­en.

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