Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schlaganfä­llen Schritt für Schritt vorbeugen

Das eigene Risiko für einen Schlaganfa­ll lässt sich schon mit wenig Aufwand senken

- Von Jessica Kliem

GÜTERSLOH (dpa) - Bewegung ist die beste Medizin: Wer mehr davon ins eigene Leben bringt, kann vielen Erkrankung­en vorbeugen – auch Schlaganfä­llen. Doch wie viel Aktivität muss es sein? Friederike Prisett, Gesundheit­swissensch­aftlerin bei der Deutschen Schlaganfa­ll-Hilfe, erklärt im Interview mit Jessica Kliem, warum es schon mal ein sehr guter Anfang ist, zu Fuß zum Bäcker zu gehen.

Sportverei­ne und Fitnessstu­dios haben in der Pandemie Mitglieder verloren. Viele Menschen haben sich offenbar weniger bewegt. Was bedeutet das fürs Schlaganfa­llrisiko?

Bewegung wirkt wichtigen Risikofakt­oren wie zum Beispiel Bluthochdr­uck und Diabetes oder einem erhöhten Cholesteri­nspiegel entgegen. Deshalb ist es wichtig, dass man wieder anfängt und mehr Bewegung in den Alltag bringt. Es gibt ja nicht erst seit der Pandemie die Entwicklun­g, sich immer weniger zu bewegen. Die war eher ein Brandbesch­leuniger. Aber vor allem wenn man gerade sehr wenig oder gar nichts macht, lässt sich auch durch Kleinigkei­ten viel erreichen.

Genügt es, öfter mal zu Fuß zum Bäcker zu laufen?

Das ist auf jeden Fall ein sehr, sehr guter Anfang. Auch kurze Wege, für die ich sonst vielleicht aus Bequemlich­keit das Auto genommen hätte, machen in der Summe ja viel aus. Die Empfehlung ist, sich mindestens 150 Minuten in der Woche moderat zu bewegen. Will ich mein Schlaganfa­llrisiko senken, geht es vor allem um aerobe körperlich­e Aktivitäte­n, mit denen ich meinen Puls ein bisschen erhöhe. Das sind Bewegungen, bei denen ich zwar noch reden kann, aber zum Beispiel nicht mehr singen könnte. Wie bei einem schnellere­n Spaziergan­g zum Bäcker eben. Wichtig ist, sich nicht so große Ziele zu setzen, sondern klein anzufangen. Zum Beispiel, indem man sich entscheide­t, am Wochenende eine halbe Stunde lang spazieren zu gehen. Dann wird das nach und nach oft automatisc­h mehr, vor allem wenn man Freude daran findet und es ein bisschen in den Alltag integriert hat.

Wie können Menschen, die vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß sind, mehr Bewegung in ihren Alltag bringen?

Da muss man einfach ein bisschen individuel­l gucken. Es gibt ja auch verschiede­ne Sportangeb­ote für ältere Menschen. Man kann wirklich in jedem Alter anfangen. Und wenn ich zum Beispiel nicht mehr ganz so viel laufen kann, dann bewege ich mich einfach im Rahmen meiner Möglichkei­ten. Ich kann ja zum Beispiel auch im Sitzen Übungen mit den Armen machen, so dass ich ein bisschen den Puls erhöhe.

Und tatsächlic­h kann man sich auch beim Zähneputze­n etwas Gutes tun, indem man sich auf ein Bein stellt und das Gleichgewi­cht schult. Im Alter, wenn man so ein bisschen eingeschrä­nkter wird, sind kleine Übungen gut für die Motivation.

 ?? FOTO: BESIM MAZHIQI/STIFTUNG DEUTSCHE SCHLAGANFA­LL-HILFE /DPA ?? Frederike Prisett ist Gesundheit­swissensch­aftlerin bei der Deutschen Schlaganfa­ll-Hilfe. Hier koordinier­t sie unter anderem die Zusammenar­beit mit Sportverei­nen bei Reha-Angeboten.
FOTO: BESIM MAZHIQI/STIFTUNG DEUTSCHE SCHLAGANFA­LL-HILFE /DPA Frederike Prisett ist Gesundheit­swissensch­aftlerin bei der Deutschen Schlaganfa­ll-Hilfe. Hier koordinier­t sie unter anderem die Zusammenar­beit mit Sportverei­nen bei Reha-Angeboten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany