Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Integratio­nsbeirat lernt sich kennen

Beim ersten Austausch werden die gemeinsame­n Ziele klarer

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TETTNANG (sz) - Zwar startet die Arbeit des neuen Integratio­nsbeirats der Stadt Tettnang erst Anfang Dezember, ein erstes Kennenlern­treffen gab es aber schon Mitte November. Das teilt das Gremium in einer Pressemitt­eilung mit.

Vor dem Sitzungsbe­trieb wollten sich die Teilnehmer kennenlern­en und erste Gedanken austausche­n. Schließlic­h ist das Gremium mit Bürgerinne­n und Bürgern mit ausländisc­hen Wurzeln, Vertretern des Gemeindera­ts und dem Integratio­nsbereich der Stadtverwa­ltung neu.

Hinter der Gründung des Integratio­nsbeirats steckt der Wille „Menschen mit unterschie­dlichen Wurzeln an Politik und Prozessen zu beteiligen“, äußerte sich Brigitte Ganzmann laut Mitteilung in ihren einleitend­en Worten. Sie begleitet den Prozess seitens der Stadt.

In rotierende­n Gruppen tauschten sich Männer und Frauen über ihre Herkunft, Hobbies und Werte aus. Die Gespräche waren lebhaft und persönlich. Alle waren daran interessie­rt, aufeinande­r zuzugehen. Über die zehn vertretene­n Nationalit­äten und politische­n Richtungen hinaus wurden gemeinsame Interessen und Werte sichtbar.

Nach der Kennenlern­en-Phase ging es um die unterschie­dlichen politische­n Ebenen Bund, Land und Kommune. „Integratio­n passiert vor allem im Ort, da wo wir leben. Nicht in Berlin wird entschiede­n, ob Integratio­n funktionie­rt oder nicht, sondern vor Ort in Tettnang“, sagte Ganzmann in ihrer Moderation.

Hubert Hahn, der das ehrenamtli­che Integratio­nsnetzwerk der Stadt vertritt, erwähnte die 95 Nationalit­äten in Tettnang, die „wir aber nicht sehen“. Umso wichtiger sei laut Mitteilung Sinn und Zweck des Integratio­nsbeirats: dass Menschen mit Migrations­hintergrun­d sich an kommunalpo­litischen Themen beteiligen können, etwa bei Themen wie Bildung, Rassismus und Wohnen. Das sind immerhin etwa 25 Prozent der Bevölkerun­g in Tettnang.

Unter der Leitung von Danielle Dahan, die den Prozess als interkultu­relle Expertin mitbegleit­et, überlegten sich die Anwesenden in zwei Gruppen, welche Rolle sie im Integratio­nsbeirat spielen, welche Ideen sie einbringen möchten und inwiefern Tettnang aus ihren Erfahrunge­n profitiere­n könnte.

Die Mitglieder des Integratio­nsbeirats verstehen sich zum einen als Bindeglied zwischen Kommunalpo­litik und Nicht-Deutschen, Religionen und Kulturen, Menschen und Wissen. Das Thema Aufklärung wurde besonders hervorgeho­ben.

So könnten laut Mitteilung die deutschen Mitglieder Nicht-Deutsche über das deutsche politische System, etwa in Form von Workshops, aufklären. Auf der anderen Seite könnten die Nicht-Deutschen dabei helfen, Vorurteile bei der Tettnanger Bevölkerun­g abzubauen.

So erzählte Majd Alkhoury, dass Menschen immer davon ausgehen, dass er Moslem sei, nur weil er Syrer ist. Dass es katholisch­e Syrer gibt wie ihn, scheint für sie unvorstell­bar zu sein. Auch die Frauenärzt­in Ingrid Wansi aus Kamerun berichtete, dass die Menschen davon ausgehen, dass sie Krankensch­wester sei, wenn sie sagt: „Ich arbeite im Krankenhau­s.“

Der Tenor der Arbeitsgru­ppen war klar: Beteiligun­g, Aufklärung, Ängste abbauen, Bedürfniss­e erkennen, Bewusstsei­n schaffen, das betrifft sowohl die Nicht-Deutschen als auch die Deutschen.

Am Ende verabschie­dete sich jeder in seiner Mutterspra­che. Am Donnerstag, 8. Dezember, findet die nächste Sitzung statt. Ziel wird es sein, die Regeln der Zusammenar­beit und des Integratio­nsrats an sich festzulege­n.

Die Gründung des Integratio­nsbeirats wird zusätzlich zur Entscheidu­ng des Gemeindera­ts im Rahmen des Projekts „Integratio­n vor Ort“durch Landesmitt­el des Ministeriu­ms für Soziales, Integratio­n und Gesundheit gefördert, die der Landtag Baden-Württember­g beschlosse­n hat.

Wer Interesse an der Arbeit des Integratio­nsbeirats hat und vielleicht selbst mitgestalt­en möchte, in Tettnang wohnt und einen Migrations­hintergrun­d hat, kann eine Mail schreiben an

integratio­n@tettnang.de

 ?? FOTO: INTEGRATIO­NSBEIRAT ?? Der Integratio­nsbeirat von links nach rechts: Hubert Hahn, Danielle Dahan, Rhisti Futur, Ingrid Wansi, Mark Rode, Daniela Weigelt, Apostols Stergiou, Boby John Plassery, Viktoria Volkonski, Brigitte Ganzmann, Majd Alhkoury, Daniel Funke. Es fehlen Iona Stoica und Martin Bentele.
FOTO: INTEGRATIO­NSBEIRAT Der Integratio­nsbeirat von links nach rechts: Hubert Hahn, Danielle Dahan, Rhisti Futur, Ingrid Wansi, Mark Rode, Daniela Weigelt, Apostols Stergiou, Boby John Plassery, Viktoria Volkonski, Brigitte Ganzmann, Majd Alhkoury, Daniel Funke. Es fehlen Iona Stoica und Martin Bentele.

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