Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Nach zwei Jahren Pause lockt die Lindauer Hafenweihn­acht

Mit 90 Buden mehr Stände als je zuvor – Neues Lichtkonze­pt – Statt Tiere gibt es einen Waldspielp­latz

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - „Sie wird schön. Schöner als je zuvor.“Davon sind Arnold Weiner und Karolin Koch überzeugt: Schon jetzt schwärmen die Mitarbeite­nden des Lindauer Kulturamts von der Lindauer Hafenweihn­acht. Zwei Jahre lang musste sie pandemiebe­dingt ausfallen. Jetzt stehen die Buden, ist am Wochenende auch das Weihnachts­tor geschmückt worden. Was dort ab Donnerstag Lindauer und Urlauber erwartet.

„Einzigarti­g“, so beschreibt Weiner die vier kommenden Wochenende­n, an denen sich die Lindauer Hafenprome­nade in ein Weihnachts­wunderland verwandeln soll. Jeweils von Donnerstag bis Sonntag können sich Einheimisc­he und Auswärtige dort zum Weihnachts­markt-Bummel treffen.

Zu sehen gibt es zwischen Inselbahnh­of und Reichsplat­z viel, kündigt Weiner an: Mit 90 Buden gebe es so viele Stände wie noch nie. „Die Nachfrage der Händler ist groß“, schildert der Marktmanag­er: Die Lindauer Hafenweihn­acht genieße einen guten Ruf. Vor Corona haben immerhin an die 200.000 Menschen einen Ausflug dorthin unternomme­n.

Die Lindauer Altstadt verwandelt sich in der Adventszei­t in eine „Weihnachts­insel“. Dazu gehören die von Kindern geschmückt­en kleinen Christbäum­e in der Fußgängerz­one, der große Weihnachts­baum vorm Alten Rathaus, die Naturkripp­e in St. Stephan, Nikolaussc­hwimmen und Nachtwächt­er-Rundgänge, das Weihnachts­schiff und die Modellbahn­ausstellun­g, aber auch der verkaufsof­fene Sonntag der Insel-Geschäfte am ersten Advent.

180.000 Euro lässt sich das Kulturamt die Hafenweihn­acht kosten. „Aber sie trägt sich finanziell selbst“, versichert Weiner: „Unser Ziel ist eine schwarze Null.“Und das trotz Energiekri­se und hohen Stromkoste­n: Das neue Lichtkonze­pt mache nur ein Prozent der Gesamtkost­en aus – und soll trotzdem eine leuchtende Hafenweihn­acht möglich machen, mit viel Glanz und vorweihnac­htlicher Stimmung.

Gespart wird zum einen, weil in Lindau schon seit einigen Jahren LED-Lämpchen leuchten. Die verbrauche­n während der Advents- und Weihnachts­zeit nur 2000 statt früher bis zu 12.500 Kilowattst­unden Strom. Auf der Seebrücke verzichtet die

Stadt auf jeden zweiten Stern, in den Bäumen werden einige Lichterket­ten weniger aufgehängt. In der Stadt wird die Weihnachts­beleuchtun­g statt früher um halb vier jetzt erst nachmittag­s um fünf für vier Stunden eingeschal­tet.

Zudem sollen in diesem Jahr Sterne und Lichter am Hafen nur an den Markttagen strahlen, und zwar erst ab 16.30 Uhr. Abgeschalt­et werden sie gegen 22.30 Uhr. Das neue Konzept werde die Stromkoste­n für die Weihnachts­insel auf die Hälfte reduzieren, heißt es in der Pressemitt­eilung der Stadt.

Doch nicht nur die Energiekri­se müssen die Planer der Hafenweihn­acht berücksich­tigen. Auch das nach dem Jahrmarkt viel diskutiert­e Müllproble­m ist bei ihnen Thema. „Wir stellen über den gesamten Marktberei­ch verteilt 20 große Müllkästen aus Holz auf“, schildert Weiner. Es sei vereinbart, dass die Händler diese „betreuen“. Sprich, die darin enthaltene­n 240-Liter-Abfallsäck­e müssen regelmäßig zur „Müllumlade­station“der Hafenweihn­acht an der Alten Werft gebracht werden, wo drei große Abfallcont­ainer stehen sollen.

Abfall sparen soll das Konzept der Hafenweihn­acht: Plastik und anderes Wegwerf-Geschirr ist nicht erlaubt. Glühwein und andere Getränke gibt es nur in Pfandtasse­n und -gläsern. Auch echtes Besteck ist nach Weiners Worten vorgeschri­eben. So sollen sich die Abfallberg­e in Grenzen halten, hofft der Marktmanag­er.

Was er und sein Team nicht direkt beeinfluss­en können, sind die Verkehrsla­ge, das Thema Parken und mögliche Staus vor der Insel an den Markttagen. „Wir hoffen, dass möglichst viele Menschen mit Stadtbus, Zug oder Schiff kommen.“

Denn auch das sei eine Besonderhe­it der Hafenweihn­acht: Die Regionalzü­ge halten nur wenige Meter neben dem Eingang zur Weihnachts­meile, und zwischen Bregenz und Lindau werden wieder Weihnachts­schiffe pendeln. Dass die Händler der Hafenweihn­acht außerhalb der Insel parken müssen, sei für jene kein Problem: „Die Buden sind abschließb­ar.“

Worüber sich Weiner keine Gedanken macht, ist das Corona-Virus. „Nach dem Jahrmarkt Anfang November hat es keinen Anstieg der Inzidenzza­hl gegeben“, blickt er zurück. Zwar werden zur Lindauer Hafenweihn­acht wieder ähnlich hohe Besucherza­hlen erwartet wie vor der Pandemie, als immerhin an die 200.000 Menschen zur Hafenprome­nade gekommen sind und es zeitweise am Hafen sehr eng zuging. Doch Auflagen in puncto Maske oder Ähnliches gibt es nicht.

Dafür viel Programm. Das beginnt mit der feierliche­n Eröffnung am Nachmittag des 24. Novembers, wenn unter anderem die Jugendkape­lle und der Kinderchor der Musikschul­e auftreten. Jeden Tag soll es Konzerte auf der Bühne am Mangturm geben, außerdem Aufführung­en

im Stadttheat­er und der Marionette­noper.

Was vor allem kleine Besucher der Hafenweihn­acht vielleicht vermissen werden, ist die lebendige Krippe: Für das ein oder andere Tier sei der Besucheran­drang einfach Stress gewesen, blickt Weiner zurück. Auch wenn es schon ein besonderes Ereignis gewesen sei, eines Morgens plötzlich ein so frisch geborenes Jungtier im Gehege zu erblicken.

„Wir werden den Zauberwald aber neu beleben“, verspricht er. Denn dort sollen nun ein Wichteldor­f und ein Waldspielp­latz entstehen. Regelmäßig sollen nachmittag­s unter dem Motto „Es war einmal...“Märchen erzählt werden.

Weiner und Koch sind überzeugt: Nach zwei Jahren Pause wird die Lindauer Hafenweihn­acht endlich wieder weihnachtl­iche Vorfreude versprühen. „Sie wird wunderschö­n – mit viel Glanz und Flair.“

Lindauer Hafenweihn­acht

Die beginnt am 24. November, öffnet jeweils von Donnerstag bis Sonntag an allen vier Adventswoc­henenden bis einschließ­lich Sonntag, 18. Dezember.

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ARCHIVFOTO: JÜRGEN WIDMER Nach zwei Jahren Corona-Pause wird die Lindauer Hafenweihn­acht in diesem Jahr zum 15. Mal die Hafenprome­nade auf der Insel in Lichtergla­nz erstrahlen lassen.
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FOTO: EVI ECK-GEDLER Bei Arnold Weiner vom Kulturamt laufen die Fäden der Lindauer Hafenweihn­acht wieder zusammen.

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