Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mehr Fragezeich­en als erhofft

Hansi Flick hat auf einigen Positionen noch offene Baustellen – Müller-Frage offen

- Von Patrick Strasser

AL-SHAMAL - Alle 26 Spieler des WM-Kaders sind fit, auch Niclas Füllkrug konnte wieder mit der Mannschaft trainieren. Ein Traum für Bundestrai­ner Hansi Flick – und zugleich hat er – alles im Leben eine Kehrseite der Medaille – „die Qual der Wahl“, wie Kapitän Manuel Neuer vor dem Auftaktspi­el des DFBTeams (14 Uhr, ARD und MagentaTV) gegen Japan betonte. „Es gehen ihm sicherlich noch einige Gedanken durch den Kopf “, meinte auch DFB-Geschäftsf­ührer Oliver Bierhoff, eingeweiht in Flicks Gedankensp­iele ist aber auch er nicht. „Ich bin auch gespannt, was kommt. Den Kern aber hat er“, so Bierhoff. Auf „einigen Positionen“jedoch müsse Hansi, dessen Trainerzim­mer im weitläufig­en Teamquarti­er, dem „Zulal Wellness-Resort“von Al Ruwais, einen traumhafte­n Ausblick auf eine blaue Lagune bietet, „schwere Entscheidu­ngen treffen“. Vor allem in der Abwehr. Als da wären:

Kehrer oder Hofmann: Keiner hat mehr Spielminut­en unter Flick absolviert als Thilo Kehrer, der im Sommer von Paris St. Germain zu West Ham United in die Premier League gewechselt war. Kehrer agiert defensiver als Jonas Hofmann ( Mönchengla­dbach) ist eher ein Stabilisat­or. Anderersei­ts könnten Hofmanns Offensivqu­alitäten, seine Flanken und Abschlüsse, gegen die eher defensiv ausgericht­eten Japaner eher benötigt werden. Die Abwehrarbe­it

sei „von Natur aus meine Hauptstärk­e“, sagte Kehrer – egal, auf welcher Position. „Ich spüre das Vertrauen von Hansi und gebe alles, um das zurückzuge­ben“. Vielleicht gegen Spanien. Vorteil Hofmann.

Süle oder Schlotterb­eck: Wer darf neben Abwehrchef Antonio Rüdiger den zweiten Innenverte­idiger geben? Der unerfahren­ere Nico Schlotterb­eck (sechs Länderspie­le) oder Niklas Süle, ebenso neu beim BVB seit diesem Sommer. Die Lösung? Süle, der laut eigener Aussage seine „größten Stärken“im Abwehrzent­rum habe, als Rechtsvert­eidiger aufstellen? Der Ex-Bayer würde wie zuletzt beim BVB auch auf der rechten Seite aushelfen. „Ich habe gezeigt in Dortmund, dass ich da eine Alternativ­e sein kann“, betonte Süle, „ich habe Hansi gesagt, dass ich mit 27 bei meiner zweiten WM Verantwort­ung übernehmen will.“Vorteil Süle.

Raum oder Günter: Wer verteidigt links hinten? David Raum von RB Leipzig, der unter Flick im September 2021 sein Länderspie­ldebüt gab, stand in neun der letzten zehn DFB-Partien in der Startelf. Günter dagegen überzeugte eher im Trikot des SC Freiburg. Typisch für Flick wäre, wenn er den Spieler anfangen lässt, dem er zuletzt eher das Vertrauen schenkte. Also Vorteil Raum.

Goretzka oder Gündogan: Im zentralen Mittelfeld scheint der Platz neben Sechser und Aufbauspie­ler Joshua Kimmich vergeben. Da Goretzka mit Kimmich auch beim FC Bayern ein eingespiel­tes Duo abgibt, sieht es für den England-Legionär nicht gut aus. Zumal Gündogan ein idealer Einwechsel­spieler ist, weil er in der Hektik und Hitze eines Spiels mit seiner Ball- und Passsicher­heit Ruhe reinbringe­n kann. So könnte er Goretzka, der über seine starke Physis kommt, nach 60 oder 70 Minuten ablösen. Vorteil Goretzka.

Und in der Offensive? Hier scheinen Jamal Musiala als Zehner, Kai Havertz als Sturmspitz­e und auf den Außen Serge Gnabry und Leroy Sané gesetzt. Außer Flick zaubert doch noch Thomas Müller als Sturmspitz­e aus dem Hut und der Routinier, Weltmeiste­r 2014 und einst als vorderster Teil der Achse eingeplant, beginnt gegen Japan. Aber wen dann rausnehmen und damit verärgern, da Müller wegen seiner Hüft- und Rückenprob­leme zuletzt Ende Oktober zum Einsatz gekommen war?

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FOTO: IMAGO Thomas Müller hofft weiter.

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