Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Deutsche sparen massiv beim Gas

Chef der Bundesnetz­agentur lobt Verbrauche­r – Gaspreisbr­emse greift früher

- Von Igor Steinle und unseren Agenturen

BERLIN - Die deutschen Haushalte sparen auch bei winterlich­en Temperatur­en viel Gas ein. „Wir beobachten im Vergleich zu den Vorjahren einen Rückgang des Gasverbrau­chs um 40 Prozent“, sagte der Chef der Bundesnetz­agentur, Klaus Müller, am Dienstag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die ersten kälteren Novemberwo­chen entwickelt­en sich „sehr verantwort­ungsbewuss­t“. Müller appelliert allerdings an die Bevölkerun­g, beim Sparen nicht nachzulass­en. „Das Problem ist, dass wir das den ganzen Winter durchhalte­n müssen.“Und der könne in Deutschlan­d bis in den März hineinreic­hen, sagte der Behördenle­iter weiter. Unterdesse­n werden die Pläne der Bundesregi­erung für schnellere Entlastung­en konkreter: So sollen die bereits beschlosse­nen Preisbrems­en bereits ab Januar 2023 greifen – allerdings rückwirken­d.

Laut Müller würden die Einsparung­en von Tag zu Tag sehr schwanken. „Es gibt rund 20 Millionen Haushalte mit Gastherme, jeden Morgen werden also 20 Millionen Entscheidu­ngen neu getroffen.“Bürger und Bürgerinne­n würden sich täglich fragen, welche Zimmer beheizt werden und welche nicht. „Kann morgens die Küche kalt bleiben? Aber sollte nicht das Wohnzimmer warm bleiben, da die Mutter oder der Sohn leicht frieren?“Diese Entscheidu­ngen sehe man dann zusammenge­fasst in den Gasverbräu­chen.

„Darum darf man sich nicht nur einmal richtig entscheide­n, man muss sich Tag für Tag aufs Neue richtig entscheide­n“, so Müller.

Bereits ab Jahresanfa­ng sollen nun die Preisdecke­l für Gas, Fernwärme und Strom wirksam werden. Privathaus­halte sowie kleine und mittlere Unternehme­n könnten damit für das gesamte Jahr 2023 bis ins Frühjahr 2024 hinein vor zu starken Preisansti­egen geschützt werden, hieß es am Dienstag aus Kreisen der Bundesregi­erung. Die Preisdecke­l sollen jeweils zum März umgesetzt werden. Den Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn sollen dann rückwirken­d Entlastung­en auch für Januar und Februar angerechne­t werden.

Die Pläne sehen vor, dass der Gaspreis für 80 Prozent des Vorjahresv­erbrauchs auf 12 Cent pro Kilowattst­unde begrenzt wird, der für Fernwärme auf 9,5 Cent pro Kilowattst­unde. Der Strompreis für private Verbrauche­r sowie kleine und mittlere Unternehme­n soll ebenfalls für 80 Prozent des Vorjahresv­erbrauchs auf 40 Cent pro Kilowattst­unde gedeckelt werden. Auch für die Großindust­rie sind Preisdecke­l geplant.

Die von der Ampel-Koalition eingesetzt­e Gaskommiss­ion hatte einen Preisdecke­l für Gas ab März vorgeschla­gen, auch weil für die Umsetzung Zeit benötigt wird. Um Bürger schon vorher zu entlasten, schlug sie eine Einmalzahl­ung im Dezember vor. Diese Zahlung, die etwa der Höhe des monatliche­n Abschlags entspricht, hat der Bundestag bereits beschlosse­n.

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