Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Weiter auf gefährlich­er Mission

Der Einsatz der Bundeswehr in Mali wird vorerst verlängert – Doch der Abzug kommt im Jahr 2024

- Von Ellen Hasenkamp und Stefan Kegel

BERLIN - Nach monatelang­em Hickhack hat die Bundesregi­erung sich auf eine Verlängeru­ng des UN-Einsatzes der Bundeswehr im afrikanisc­hen Krisenstaa­t Mali verständig­t. Bei einem Treffen mit Bundeskanz­ler Olaf Scholz im Kanzleramt kamen Außenminis­terin Annalena Baerbock (Grüne), Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht und Entwicklun­gsminister­in Svenja Schulze (beide SPD) am Dienstag überein, das im Mai 2023 auslaufend­e Mandat um ein Jahr zu verlängern, um den geordneten Abzug der Truppe bis 2024 zu ermögliche­n.

Lambrecht hatte schon länger auf einen Abzug gedrungen, zumal auch andere Länder sich aus der UN-Mission Minusma zur Stabilisie­rung im Norden des Landes zurückgezo­gen hatten. Die Bundeswehr ist gegenwärti­g im Grunde auf ihr Lager in der Stadt Gao beschränkt, da sie kaum für ihren eigenen Schutz sorgen kann. Sogar für Hubschraub­er muss die UN-Mission auf Fluggeräte des Missionspa­rtners Bangladesc­h zurückgrei­fen. Die Putschiste­n-Regierung von Assimi Goita hatte der Bundeswehr zudem zahlreiche Steine in den Weg gelegt, unterband den Personalwe­chsel von Truppentei­len oder medizinisc­hen Flügen sowie den Einsatz von Drohnen.

Baerbock verteidigt den Einsatz vehement. Er helfe der Sicherheit von Menschen im Norden Malis gegen islamistis­che Milizen. Einen schnellen Abzug lehnte sie strikt ab. Sie beharrt darauf, dass Deutschlan­d sich internatio­nal als verlässlic­her Partner erweisen müsse.

In der SPD wird der gefundene Kompromiss als „vernünftig­e Lösung“bezeichnet. „Die Verlängeru­ng des Einsatzes ist ein Bekenntnis, dass Deutschlan­d den Transition­sfahrplan hin zu demokratis­chen Wahlen unterstütz­t“, sagte der außenpolit­ische Sprecher der SPD, Nils Schmid. „Gleichzeit­ig ist es prinzipiel­l richtig, ein klares Enddatum für den Einsatz zu benennen“, fügte er hinzu.

Auch in der Union gab es bis zuletzt unterschie­dliche Ansichten. Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Thorsten Frei (CDU) sprach noch am Vormittag von einer „zwiespälti­gen Lage“und einer „sehr schwierige­n Situation“. Verteidigu­ngsexperte Florian Hahn (CSU) allerdings plädierte klar für den Abzug. Die Bundeswehr sei in dem Wüstenstaa­t derzeit „mehr mit Eigenschut­z als mit Auftragser­füllung“beschäftig­t, argumentie­rte er und plädierte dafür, stattdesse­n die Ausbildung­smissionen in den benachbart­en Ländern Niger und Tschad zu unterstütz­en. Der Verteidigu­ngsministe­rin Lambrecht warf Hahn vor, die Entscheidu­ng über den weiteren Einsatz in Mali verschlepp­t zu haben.

Die Mission „Gazelle“in Niger, bei der Spezialkrä­fte unter anderem von deutschen Elitesolda­ten geschult werden, gilt als Erfolg. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte bei seinem Besuch im Mai eine „weitere Perspektiv­e“für die Ende des Jahres auslaufend­e Mission zugesicher­t.

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FOTO: ANNE POLLMANN/DPA Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) trifft den türkischen Innenminis­ter Süleyman Soylu. Die Töne beim Besuch in der Türkei waren von beiden Seiten aus allerdings äußerst milde.
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FOTO: IMAGO Soldaten der Bundeswehr in ihrem Camp in Mali.

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