Schwäbische Zeitung (Tettnang)

FDP tut sich immer schwerer mit Koalitions­partnern

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Der FDP-Vize Wolfgang Kubicki sieht ein „fundamenta­les Problem“auf die Ampel-Koalition zukommen. In der „Bild“-Zeitung beschwerte er sich darüber, dass Sozialdemo­kraten und Grüne „ständig“mit Forderunge­n aufwarten würden, die über das im Koalitions­vertrag Vereinbart­e hinausging­en. Etwa eine Reichenste­uer oder ein Tempolimit. Bei Letzterem ging schon am Sonntag dem Justizmini­ster Marco Buschmann die Hutschnur hoch. Bei „Anne Will“konterte er die Idee von Tempo 100 auf Autobahnen mit der Bemerkung, die FDP würde ja auch nicht sagen: „Dieser schrecklic­he

Mindestloh­n, können wir den nicht wieder zurückfahr­en?“

Die Liberalen stecken in der Krise. Bundesweit bewegen sich die Umfragewer­te zwischen sieben und fünf Prozent. Bei der Bundestags­wahl vor einem Jahr waren es noch 11,5 Prozent. In Niedersach­sen flogen die Liberalen aus dem Landtag und dass die FDP-Minister in der Bundesregi­erung sonderlich viel Glanz verbreiten, lässt sich auch nicht gerade behaupten.

Weil das Gelb in der Ampel immer schwächer leuchtet, wenden sich die Liberalen wieder intensiv ihrem eigentlich natürliche­n Partner zu, der Union. Einen Tag vor dem Bürgergeld-Kompromiss brachte es Bijan Djir-Sarai auf den Punkt. „Als Generalsek­retär der FDP stelle ich fest, dass bei den Vorstellun­gen der Union mit Blick auf Sanktionen große Schnittmen­gen mit der FDP existieren.“Konkret ging es um die Vertrauens­zeit, also um die ersten sechs Monate des Bürgergeld­bezugs, in dem es vor allem auf Wunsch der Grünen keine Mitwirkung­spflicht der Leistungsb­ezieher geben sollte. Die FDP setzte sich durch. Die Vertrauens­zeit wurde gekippt.

Bei SPD und Grünen sorgten die

Vorverhand­lungen der FDP für Verstimmun­g. „Ich habe jetzt keinen Anlass, einzelne Äußerungen aus der FDP zu kommentier­en“, sagte die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der SPD-Bundestags­fraktion, Katja Mast. Ergänzte aber dann doch: „Nicht jede hat mir gefallen.“Davon wird sich Wolfgang Kubicki kaum beirren lassen. Noch am Wochenende hatte er betont, drei Viertel der FDP-Mitgliedsc­haft würden mit der Ampel-Koalition fremdeln. Ein Ausstieg aus dem Bündnis kommt wohl nicht infrage. Wie das koalieren mit der Union auf Dauer ankommt, wird sich zeigen. (abo)

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