Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Blaue Samurai ohne Angst

Mit seinem Team Bundesliga will Japan dem DFB-Team ein Bein stellen

- Von Christoph Stukenbroc­k und Ralph Durry

DOHA (SID) - Lukas Podolski kennt die Stärken der „Blue Samurai“aus dem Eff-Eff. Die feine Technik, diese nimmermüde Duracell-Mentalität, die wuselige Spielweise und die perfekte Organisati­on. „Aufgrund meiner Erfahrung und den zweieinhal­b Jahren, die ich dort gespielt habe, muss ich sagen: Das wird kein Spaziergan­g für die deutsche Mannschaft“, warnt der 2014-Weltmeiste­r vor dem spannungsg­eladenen WM-Auftakt der DFB-Elf gegen Japan.

Podolski, der bis Anfang 2020 bei Vissel Kobe unter Vertrag stand, ist ein ausgewiese­ner Japanexper­te – und hat einen Heidenresp­ekt vor dem japanische­n „Team Bundesliga“. Der viermalige Asienmeist­er habe zwar „nicht die große Durchschla­gskraft, aber sie spielen wie aufgezogen“, sagt der langjährig­e Nationalsp­ieler. Zudem lobt Podolski die enorme Disziplin und betont: „Sie lassen ihr Herz auf dem Platz.“

Die Japaner selbst präsentier­ten sich vor dem Duell gegen Deutschlan­d gewohnt höflich. Sie schwärmen vom Bayern-Block und loben artig die individuel­le Qualität der DFB-Elf. Doch Angst vor dem großen Rivalen hat im Lager der Japaner niemand. Ganz im Gegenteil. „Wir haben eine Chance, gegen Deutschlan­d zu gewinnen“, sagte Wataru Endo im Interview mit dem „Kicker“. Ziel sei nach drei Achtelfina­l-Teilnahmen dieses Mal das Viertelfin­ale. Ein Weiterkomm­en in der kniffelige­n Vorrundeng­ruppe E hänge, so der Kapitän des VfB Stuttgart, „stark davon ab, ob wir gegen Deutschlan­d schon drei Punkte mitnehmen können oder nicht“.

Endo ist einer von acht (!) Deutschlan­d-Legionären bei den Japanern. Sie verdienen ihr Geld auf Schalke, in Bochum, Freiburg, Frankfurt, Gladbach oder Düsseldorf – und präsentier­en sich dieser Tage angriffslu­stig wie selten. So hält auch Schalkes Maya Yoshida, Kapitän der Japaner, die große Zahl an Bundesliga-Profis für einen Vorteil. „Seitdem wir wissen, dass wir gegen Deutschlan­d spielen, analysiere­n wir sie genau“, sagte Yoshida.

Japans Trainer Hajime Moriyasu betonte: „Wir müssen keine Angst haben.“Das Fehlen der großen Stars macht er ganz bewusst mit geballter Auslandser­fahrung wett. So zählt der japanische Kader neun weitere Legionäre aus den europäisch­en Ligen. „Es ist ein großer Vorteil für uns, dass so viele Japaner in den europäisch­en Ligen spielen, weil sie sich daran gewöhnt haben, auf einem hohen Level gefordert zu sein“, sagt Endo. Sie müssten sich „permanent“beweisen. „Dadurch haben wir mit unserer Auswahl einen großen Sprung gemacht“.

Diesen Sprung will der viermalige Asienmeist­er schon gegen Deutschlan­d

unter Beweis stellen. Zu gern würde das Team um den Frankfurte­r Europa-League-Sieger Daichi Kamada für Manuel Neuer und Co. zum Stolperste­in werden. Man habe „ein gewisses Selbstvert­rauen“, unterstrei­cht Endo.

Ein Rezept, wie den flinken Asiaten beizukomme­n wäre, nannte JapanKenne­r Thorsten Fink. „Am Ende muss man sie wegdrücken“, sagte der frühere Bayern-Profi, der von Juni 2019 bis September 2020 als Trainer in Kobe arbeitete, im „ran“-Interview: „Ich denke, man kann viel über Standards machen, über die Körperlich­keit.“

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FOTO: IMAGO Wataru Endo, Kapitän des VfB Stuttgart, ist einer von den Deutschlan­d-Legionären im Kader der Japaner.

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