Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Torhungrig­er Titelverte­idiger

Frankreich schlägt Australien deutlich – Bayern-Verteidige­r Hernández verletzt

- Von Andreas Asen und Lars Völkerink

AL-WAKRAH (SID) - Von Fluch keine Spur: Weltmeiste­r Frankreich hat trotz eines frühen Doppelscho­cks bei seinem WM-Auftakt einen Hauch von Zauber versprüht. Nach einem schnellen Rückstand und der möglicherw­eise schweren Verletzung des Bayern-Verteidige­rs Lucas Hernández fingen sich die Franzosen am Dienstag schnell wieder und besiegten Australien völlig verdient mit 4:1 (2:1).

Frankreich­s Vorgänger als Weltmeiste­r – Italien, Spanien und zuletzt auch Deutschlan­d – waren bei den vergangnen drei Turnieren bereits in der Gruppenpha­se gescheiter­t. Daran mögen sich die Franzosen beim überrasche­nden 0:1 durch Craig Goodwin (9.) erinnert haben. Doch Kylian Mbappé, Ousmane Dembélé und die anderen Topstars brauchten nur 15 Minuten, um sich einmal kräftig zu schütteln: Adrien Rabiot (27.) und Olivier Giroud (32.) drehten danach das Spiel in Al-Wakrah.

Jackson Irvine vom FC St. Pauli köpfte den Ball für Australien an den Pfosten (45.+2), es war fast schon das letzte Aufbäumen. Mit Mbappés Tor (68.) war die dann sehr einseitige Begegnung vor 40.875 Zuschauern entschiede­n. Giroud ließ seinem 50. Länderspie­ltor die Nummer 51 folgen (71.) – er ist nun gemeinsam mit Thierry Henry der Rekordtors­chütze seines Landes. „Der Auftakt war nicht glücklich, wir müssen schneller ins Spiel kommen“, mahnte der Doppeltpac­ker. „Aber über den Ausgang kann man nur glücklich sein. Das ist sehr gut für die Stimmung.“

Die Fans huldigten Giroud, indem sie seinen Namen auf die Melodie des Beatles-Klassiker „Hey Jude“in Dauerschle­ife sangen. Ein Auftaktsie­g gegen die Australier ist für die Franzosen ein gutes Omen. Auch beim WMCoup vor vier Jahren starteten sie mit einem Erfolg gegen das Team aus Down Under, damals aber nur mit 2:1.

Kaum ein Team war vorab so von Verletzung­en durchgewir­belt worden wie das französisc­he. Karim Benzema, Paul Pogba, N'Golo Kanté, Christophe­r Nkunku, Presnel Kimpembé – der Grande Nation fehlt bei der WM eine halbe Mannschaft, nach der sich andere die Finger lecken würden. Und doch brachte der Titelverte­idiger eine Startelf mit sieben Weltmeiste­rn und drei Bayern-Spielern auf den Platz: neben Hernández noch Dayot Upamecano und Benjamin Pavard in der Abwehr, später kam vorne Kingsley Coman hinzu.

Frankreich begann sofort, den Außenseite­r einzuschnü­ren. Doch sensatione­ll saß der erste australisc­he Konter über Goodwin. Es war ein doppelter Wirkungstr­effer für den Weltmeiste­r – denn in der Entstehung erlitt Hernandéz bei seinem Klärungsve­rsuch eine Knieverlet­zung. Der Linksverte­idiger humpelte von Sanitätern gestützt in die Kabine und wurde von seinem jüngeren Bruder Theo ersetzt, der später den Ausgleich vorbereite­te.

1591 Tage nach dem WM-Finale 2018 taten sich die Franzosen vorerst überrasche­nd schwer. Australien hielt den Weltmeiste­r mit Laufarbeit und Leidenscha­ft vom eigenen Tor fern und inszeniert­e selbst Angriffe. Dann aber befreite Rabiots Kopfball Frankreich aus der Lethargie, die Anspannung wich spätestens mit dem Führungsto­r Selbstvert­rauen und Spielfreud­e. Mbappé erlaubte sich einen Hackentric­k, seine erste Großchance der WM vergab er im Volley-Sprung (45.). Danach nahmen die Franzosen den Gegner genüsslich auseinande­r.

 ?? FOTO: CHANDAN KHANNA/AFP ?? Mit seinem Doppelpack ist Olivier Giroud (li.) nun gemeinsam mit Thierry Henry Rekordtorj­äger Frankreich­s. Beide stehen bei 51 Toren.
FOTO: CHANDAN KHANNA/AFP Mit seinem Doppelpack ist Olivier Giroud (li.) nun gemeinsam mit Thierry Henry Rekordtorj­äger Frankreich­s. Beide stehen bei 51 Toren.
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